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Cuneo: die blonde Mama

Verwirrende Lagenvielfalt im Roero.
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Der Captain trinkt intensiven Weißwein aus dem Piemont, der einen seltsamen Namen trägt und ganz köstlich schmeckt: "Sohn der blonden Frau".
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Hier serviert dir dein Captain Weißwein aus atemberaubend schöner Landschaft. Seine Trauben wuchsen nämlich in der Region Roero, die Teil der Provinz Cuneo ist.

Cuneo heißt übrigens auch ein Speiselokal auf St. Pauli, der älteste Italiener Hamburgs, der 1905 eröffnete und dort italienische Gastarbeiter bewirtete, die den Elbtunnel buddelten. Der Captain (österreichischer Gastarbeiter) war dort oft zu Gast.

Im Roero (nördlich der Langhe) gibt es eine bedeutsame autochthone (alteingesessene) Rebsorte namens Arneis mit duftigem und fruchtbetontem Charakter, den man früher nutzte, um die damals etwas knarzigen Nebbiolo-Weine angenehmer trinkbar zu gestalten. Dank Kellertechnik und Klimawandel ist das heute nicht mehr nötig.

Reinsortiger Roero Arneis kann ein wirklich glücklich machender Trank sein, der Fruchtigkeit und Mineralität in harmonischer Balance vereint. Kriegt aber nicht jeder Weinmacher hin. Francesco Monchiero (hier mit Ehefrau, Kindern und Team) schon, dessen Familie ungefähr so lange ihr Weingut bewirtschaftet wie die Cuneos ihr Restaurant in der Davidstraße.

Mein saftig-fruchtiger Weißwein Cecu d’la Biunda Roero Arneis von Monchiero Carbone hat einen seltsamen Namen, der im lokalen Dialekt soviel heißt wie: „Sohn der blonden Frau“ und Francescos Opa gewidmet ist, den man zu seiner Zeit so nannte.

Leider gibt es von der Mama dieses Großvaters keine Farbfotos, weshalb der Captain einfach mal der Legende glaubt. Man muss ja nicht immer alles überprüfen. Und so schmeckt er: Im Glas sattes Strohgelb. In der Nase Zabaglione, grüne Banane, gelber Apfel, ein Hauch Vanille, Kalk. Erster Schluck: extrem maulfüllend, gelbfruchtig, kräuterwürzig. Zweiter Schluck: pikante Bitternoten, eleganter Schmelz. Dritter Schluck: alles weg. Dieser Wein ist eine Gratwanderung zwischen Frucht und Würze. Ich schmecke Orange, Apfel, Grapefruit, etwas Stachelbeere, Gartenkräuter, Haselnuss und ein Quentchen Restzucker. Perfekt für die Begleitung von Hühnchen, Pute oder einem deftigen Fischrisotto.

Über diesem Artikel siehst du das Bild von einem der Monchiero-Weinberge, das schön zeigt, mit welch diversem Terroir man es hier im westlichen Piemont zu tun hat. Vorzeitliche Verwerfungen bewirkten, dass die Oberfläche komplett durchgeknetet wurde und diese romantische Landschaft entstand, welche nun Weinlagen trägt, die in alle Himmelsrichtungen gucken und teilweise unterschiedlichste Bodentypen aufweisen, was eine verwirrende Vielfalt mit sich bringt. Wer hier einen wirklich brauchbaren Weinführer schreiben will, hat seine Lebensaufgabe gefunden.

Die Weißweinsorte Arneis hat immer noch den Status eines Geheimtipps aus dem Piemont und wird dort gelegentlich auch als Barolo Bianco bezeichnet. Was nicht ganz abwegig ist, weil dieser duftige, blumige Gaumenschmeichler so manch sperrigem roten Barolo als Verschnittpartner den Säurezahn zog. Das ist heute aber nicht mehr erlaubt und auch nicht mehr nötig. Seit einigen Jahrzehnten wird die Sorte wieder mehr gepflegt, sei es trocken oder als süßer Dessertwein (Passito). Das kann dann durchaus ein kleiner Traum von süßen Mandeln und Ananas sein.

 

Datum: 16.1.2021
 

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