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Chile: Bordeaux für Softies.

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Ein sehr günstiger Roter aus Chile schmeckt so, wie wenn ein Gaucho über den Ponyhof reitet: aufregend anders aber nur ein bisschen rau.
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Globalisierung ist, wenn eine Firma nicht nur Wein in Chile und Argentinien produziert, sondern auch Rum in der Karibik und den Agaven-Schnaps Mescal in Mexiko.Das kann man nun gut finden oder nicht. Wir sagen immer – ganz frei von aller Ideologie: Hauptsache, es schmeckt.

Wein, Schnaps, Rum.

Ja, es geht uns um den guten Geschmack. Und wenn dann so ein neuer Player mit mutigem Konzept auftaucht, wie das Unternehmen Kupal Wines & Spirits, sind wir erst mal neugierig und lassen uns die Flaschen von dort an Bord kommen.

Besonders gefallen hat uns eine: die rote Cuvée Tacora Reserva aus den Rebsorten Cabernet Sauvignon (85%) und Carménère (15%), die (wie der Name Reserva schon sagt) eine Zeit lang im Barriquefass gelegen hat.

Das Anbaugebiet, aus dem die Trauben für diesen Wein stammen, heißt Colchagua Valley. Von hier kommen 90% aller chilenischen Weine. Kein Wunder, die Bedingungen sind ideal. Ein steppenartiges Klima (heiß und trocken) wird auf weinfreundliche Weise von kühlenden Winden vom Pazifik her befächert. Ein Fluss namens Tinguiricia durchfliesst das Tal und ermöglicht in Ufernähe intensive Landwirtschaft. Bzw. überall dort, wohin die Bewässerungsanalgen reichen.

Erinnerungen an Bordeaux…

Hier werden allerlei Rebsorten angebaut. Aber die Spitzenreiter sind Cabernet Sauvignon und Carménère – genau jene Trauben, die auch in unserer Flasche schwimmen.

Beide kommen weinhistorisch aus dem Bordeaux. Carménère ist von dort jedoch weitgehend verschwunden, nachdem Mitte des 19. Jahrhunderts die berüchtigte Reblaus alle Reben dahingerafft hat und die Sorte danach nur sehr zaghaft rekultiviert wurde. In Chile – unbehelligt vom Wüten des gemeinen Insekts – gedieh die tanninarme Carménère-Traube jedoch fantastisch.

Mal riechen und schmecken, was aus diesen beiden Bordeaux-Abkömmlinge unter dem Kellermeister des Kupal-Getränkestartups so wurde…

Schwarzwälder Kirschtorte ohne Zucker.

Seltsam, in die Nase dringt fast keine Fruchtnote. Nur ein wenig herber Schlehdorn, ein Kavalierstart auf heißem Asphalt (Gummi), etwas Graphit (typisch Cabernet Sauvignon), grüne Paprika (auch typisch CS), Petersilie und Champignons. Unerwartet, aber insgesamt durchaus interessant.

Im Mund dann sehr, sehr viel Bordeaux! Aber deutlich abgesoftet. Was heißt das jetzt? Vor allem weicheres Tannin und (Entwarnung!) mehr Fruchtigkeit. Ja, viel mehr Frucht als in der Nase. Vor allem dunkle Kirsche. Und schwarze Schokolade – als würden wir in eine Schwarzwälder Kirschtorte ohne Zucker beißen. Dann Cassis, leichte Graphittöne, grüne Paprika, teerig-warme Lakritze. Jetzt meldet sich etwas mehr Tannin, bleibt aber noch immer sehr geschmeidig. Was noch? Dezente Säure und Holzaromen, die sich alles andere als in den Vordergrund drängen und am Gaumen zarte Töne von Kokosnuss und Tabak hinterlassen.

Wenig Preis für so viel Geschmack.

Mann, was für ein geschmacklich dunkler Wein, der zwischen ledriger Gaucho-Rauheit und weicher Beerenfruchtigkeit pendelt. Dafür ist der Preis wirklich nicht schlecht. Was dazu essen? Geschmorte Lammschulter oder Grillgemüse. Oder beides zusammen.

 

Datum: 29.5.2015 (Update 2.9.2015)
 

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