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Château d’Aurilhac: Bordeaux aus der Baracke

Malen nach Zahlen: Bordeaux.
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Der Captain trinkt leistbaren und köstlichen Bordeaux. Ja, so etwas gibt es und zwar nicht zu knapp. Deshalb berichte ich auch immer wieder darüber, wenn ich so einen Wein gefunden habe.
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Über Bordeaux schreiben ist wirklich nicht leicht. Im Handumdrehen verheddert man sich in Details, verwechselt irgendwas und findet dann auch noch keine passenden Bilder. Gottseidank gibt es so viele bunte Karten, die man verwenden kann, wenn geeignetes Fotomaterial fehlt.

Das ist auch bei Château d’Aurilhac der Fall, wo mein heutiger Wein herkommt, ein Betrieb im Haut-Médoc (linkes Ufer), der zwar „Schloss“ heißt, aber eher wie eine Ansammlung dürftig aufgehübschter LGP-Baracken in Brandenburg wirkt. Das ist nicht herzeigbar.

Aber selbst wenn es ein prächtiges Gebäude mit Türmchen gibt – Bordeaux-Weingüter (außer die → stinkreichen Topläden) zeichnen sich durch Socialmedia-Faulheit aus, weshalb es kaum vernünftiges Bildmaterial gibt. Es lief bisher auch ohne Facebook-Schnickschnack.

Tja, damit dürfte es nun vorbei sein. Auch die angesehenste Weinregion der Welt blickt einer unsicheren Zukunft entgegen, die Verkaufszahlen gehen nach unten, insbesondere die der teuren Grand Crus. Jetzt aber zu meinem Wein, dem leistbaren Château d´Aurilhac Cru Bourgeois, einem klassischen und nur gering klassifizierten Bordeaux, der alles Zeug zum Alltagswein hat.

Es handelt sich um eine typische Bordeaux-Cuvée aus den Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Cabernet Franc. Saint-Estèphe liegt im nördlichen Haut-Médoc. Südlicher Nachbar ist die berühmte Appellation Pauillac mit ihren monumentalen Weinen (Lafite Rothschild, Mouton-Rothschild, Lynch Bages etc.).

Weil die meisten Pflanzungen von Saint-Estèphe etwas weiter weg vom Kies-Ufer der Garonne liegen, ist der Boden hier weniger steinig. Dafür dominieren Ton und Kalkstein, die das Wasser länger halten, was zu schlechter entwässernden Böden, verzögerter Reifung und höheren Säuregehalten führt. Das schreit nach Merlot, der auf lehmreichen Böden besser gedeiht als Cabernet Sauvignon. Die Weine von Saint-Estèphe wirken in der Jugend eher streng. Auch dagegen hilft Merlot, um die Textur zu mildern. In der Nase Cassis (Cabernet Sauvignon) und Pfeffer (Merlot), dann etwas Kümmel, feuchter Hokkaido-Kürbis, Blaubeere, dunkles Brot, Schokolade, Kaffee, Leder. Im Mund ein wunderbar balancierter, würziger und dunkelfruchtiger Wein, dem es nicht an Druck fehlt. Hinten ein überraschend langer Nachhall mit Anklängen von Größe. Da sollte später noch mehr gehen. Für ca. 15 Euro ist dieser Wein definitiv ein Bordeaux-Schnäppchen.

Das Château gehört dem Holländer Eric Nieuwaal, der mit dem Keltern lange Zeit Probleme hatte, bis er einfach zum Nachbarn Olivier Seze (Château Charmail) rüberging und sich zeigen ließ, wie es geht. Das Sympathische an Nieuwaal ist, dass er seinen Wein genau in jene Lücke positioniert, die der Captain gerne trinkt. Es ist die Lücke leistbarer und anspruchsvoller, zudem umsichtig gemachter Bordeaux-Weine, → derer es einige gibt. Dafür mal danke.

 

Datum: 8.9.2020
 

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