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Chardonnay: America First!

Ganz schön bewachsen!
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Heute Nacht läuft die US-Wahl 2020. Der Captain wartet auf die ersten Zahlen aus den USA und tippt in seinen Newsletter den Trinkbericht über einen legendären Siegerwein aus Kalifornien.
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Der Napa Valley Chardonnay von Chateau Montelena (außerhalb Frankreichs schreibt man Chateau ohne Hütchen auf dem „a“) ist fester Bestandteil der Weltweingeschichte und passt bestens zu dieser historischen Nacht. Denn das ist sie jetzt schon. Egal, wer die Wahl gewinnt.

Völlig überraschend siegte dieser Wein (Jahrgang 1973) bei einer Blindprobe, die der britische Händler Steven Spurrier 1976 in Paris organisierte, gegen die Produkte namhafter französischer Hersteller. Es war der Startschuss zum beispiellosen Siegeszug des kalifornischen Weins. Das Ereignis wurde unter dem Namen Urteil von Paris berühmt. Neulich wurde eine Flasche des Original-Siegerweins für 110.000 USD versteigert. Glücklicherweise sind die jüngeren Jahrgänge günstiger.

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Steven Spurrier at his Paris wine shop – Les Caves de la Madeleine. In 1973, he open Academie du Vin in a former locksmith shop adjacent to his store.

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Ich verkostete am vergangenen Samstagabend bei meinen Gourmetfreunden Iris und Toki den 2010er Napa Valley Chardonnay. Wie du siehst, bedarf es nur weniger Worte, um dieses schlichte, aber geniale Meisterwerk der Önologie zu besingen: Im Glas strahlendes und sattes Gelb. In der Nase viel Honigschmelz, Muschelsud, ein Hauch Butterkäse vom Supermarkt, etwas Handcreme. Im Mund atemberaubend saftig und konzentriert. Gigantische Struktur. Ich schmecke Meersalz, dass es knirscht, dann Mandarinenfleisch, Grapefruit, Limette. Am Gaumen ein Quentchen sanft geräucherte Jakobsmuschel. Im Abgang weißer Pfeffer. Enorme Länge. Der Tropfen schmeckte herrlich zum Hummer an Sahnesoße, die aus seinem Sud zubereitet wurde.

Im Spielfilm „Bottle Shock“ sieht man, wie Spurrier (gespielt von Alan Rickman) zum ersten Mal auf Chateau Montelena zu Besuch ist und von seinem misstrauischen Winzer in Empfang genommen wird:

Von Beginn an (und das war immerhin 1882) wurde Chateau Montelena auf Spitzenweingut getrimmt. Finanziert aus den Erlösen vom Handel mit Arbeiter-Klamotten, die Montelena-Gründer Alfred L. Tubbs an die Goldschürfer Kaliforniens verschacherte und damit ein Herrenhaus nach französischem Vorbild errichtete. Ein späterer Eigentümer, der vor den Kriegswirren in den 1940er-Jahren aus China nach Kalifornien geflüchtet und zu Geld gekommen war, legte einen traumhaften chinesischen Garten um das Gebäude an, der heute bestens gepflegt wird. Ende der 1960er-Jahre übernahm eine kleine Gruppe weinverliebter Investoren, die den Betrieb ein paar Jahre später an den Anwalt und winemaker Jim Barrett weitergab, der gemeinsam mit seinem Kollegen Mike Grgich aus einer kroatischen Einwandererfamilie das Judgement of Paris gewann. Heute wird die winery von Barrett-Sohn Bo geführt.

Weinkauf USA: die Trump-Falle

Die jüngsten Waldbränden in Kalifornien zerstörten durch heftigen Rauch den gesamten Traubenbestand des Cabernet-Sauvignon-Jahrgangs 2020 von Chateau Montelena, weshalb es diesen sehr begehrten Wein nicht geben wird. Ich rate dazu, dieses Stück Weingeschichte zu probieren.

 

Datum: 4.11.2020 (Update 7.3.2021)
 

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