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Raffinierter Bordeaux

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Unser Weintester Boris Maskow textet sexistisch. Naja, nur ein bisschen. Er kann wohl einfach nicht anders - mit so einem lasziven Tropfen aus dem Pomerol im Mund.
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Pomerol Château Certan de May de Certan stand auf dem Etikett. Bist du deppat, fast 90 Steine, für einen Rotwein, bist du oarg?

So revoltierte es mit gespielter Empörung und schlechtem Pseudowienerisch in meinem champagnerverwöhnten Inneren, als ich die Flasche zur Hand nahm.

Sicher, ich habe auch schon mehr für eine Flasche Wein ausgegeben, gerade beim Rotwein. Aber so oft trinke ich den ja eigentlich gar nicht und die knapp 90 Euro pro Flasche kamen mir etwas frivol vor. Doch das tückische am Frivolen ist das Vergnügen, das dabei entsteht.

Mit großem Vergnügen habe ich deshalb gleich als allererstes registriert, dass der Wein bei Parker die wichtige 90-Punktemarke nicht geknackt hat, sondern bei 89 hängen geblieben ist. Für mich ein wichtiges Signal, denn dann bleibt er unterm Radar der Spekulanten.

Damit ist das Vergnügen aber noch nicht zu Ende, sondern geht erst richtig los. Eleganztrinker, aufstrebende Dandys und Individualisten, die sich keinen Pétrus leisten können (oder wollen) spitzen jetzt bitte die Ohren, beziehungsweise lesen genau mit.

Der deutsche Graf von Bordeaux

Matrose, gehörst du zu denen, die ihr Wildgericht mit Sauerkirschsauce aufpeppen? Den Gin Tonic bevorzugst du mit Gurke? Ach nein, du lässt dir lieber gleich einen Gin-Basil Smash mixen?

Dann ist dieser Bordeaux wie für dich gemacht. Denn dieser Wein schmeckt so:

Du fährst wie in der TV-Werbung mit beiden Händen durch eine Schüttung frisch und alleine für dich gerösteter Kaffeebohnen. Du schwelgst im aufsteigenden Duft. Betörende Beeren, Pflaumenmus, Veilchen und das kleine bisschen Extra-Individualität, das aber nicht marktschreierisch daherkommt, besetzen an deinem Gaumen die Schaltstellen des guten Geschmacks. Der Körper dankt es mit wohligen Schauern und verliebtem Kribbeln.

Château Certan, das sind keine nuttigen Dessous aus dem Sexshop, sondern raffinierte Lingerie von Lise Charmel oder Valisère oder wo du den Fummel für deine Favoritin einzukaufen pflegst.

Die Rezeptur dafür ist an sich simpel. Gute 75% Merlot, dazu Cabernet Franc und Cabernet Sauvignon, eine kluge Mischung aus alten und neuen Barriques (mmh, Vanille – aber nicht zu viel davon), in denen der werdende Wein gebändigt und fokussiert wird.

Et voilà, fertig ist das elegante Weinschmuckstück.

Nach einer längeren Durststrecke ist Château Certan de May ab dem 2005er Jahrgang wieder eine Dauerempfehlung und im Jahrgang 2011 ein echter Knüller. Wenn du dazu etwas kochen willst (Rehrücken oder etwas weniger heikel: Keule), gib dir allergrößte Mühe, sonst wäre dieser Wein eine Verschwendung.

 

Datum: 11.5.2018
 

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