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Biowein vom Jakobsweg

Uff, endlich die Füße ausstrecken.
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Wer wandert, will Wein = alte Pilgerweisheit. Ein unkomplizierter Roter aus Nordspanien schmeckt aber auch ohne Blasen an den Füßen ganz toll.
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Die katholische Kirche betreibt für die Weinbauregion Navarra ein wahres Konjunkturprogramm – den Jakobsweg.

Die Pilgerstrecke nach Santiago de Compostela führt nämlich direkt durch die Region. Pilger sind durstige Wanderer, die sich’s gerne mal bbei einem Fläschchen nett machen.

Das war aber im vergangenen Jahrhundert auch notwendig.

Um 1900 herum waren in Navarra noch rund 50.000 Hektar mit Reben bewachsen. Dann kam die Reblaus und vernichtete die meisten davon. Wer weiß, ob sich ohne den Weinkonsum der Pilger nicht noch mehr Winzer vom Weinbau abgewandt hätten. Heutzutage gibt es immerhin wieder rund 16.000 Hektar Weinberge.

Etwa 65 davon gehören den Brüdern Raúl und Jorge Zudaire. Sie erbten das Weingut Bodegas y Viñedos Quaderna Via von ihrem Vater Antonio. Da war es 40 Hektar groß. Der wiederum hatte es von seinem Vater bekommen, dem 26 Hektar gehörten. Eine erfolgreiche Winzerfamilie also.

Dass die Zudaires clevere Geschäftsleute sind, zeigt schon allein ihr Museum für Biowein. Das ist eine ziemlich einzigartige Sache und durch die Nähe zum Jakobsweg immer gut besucht.

Dabei vermarkten die Brüder noch gar nicht lange selbst ihren Wein. Bis zum Beginn des neuen Jahrtausends lieferten sie ihre Trauben an die großen Abfüller der Gegend. Davon hat es in Navarra einige. Es gibt zwar 6.000 Winzer in der Region, aber nur 90 von ihnen füllen selber ab.

Aufs Trauben produzieren und dann alles aus der Hand geben, hatten Raúl und Jorge irgendwann keine Lust mehr. Sie wollten selber Weine machen. Und zwar Top-Weine.

1998 stellten sie auf biologischen Anbau um. Im Jahr 2001 ließen sie sich inmitten von Weinbergen eine moderne Bodega bauen.

In allen Weinen der Zudaires ist Cabernet Sauvignon drin, neben der spanischen Nationalrebsorte Tempranillo. Ersterer ist in dieser Region nicht häufig anzutreffen. Dabei ergibt er tolle Tropfen, wenn er an den richtigen Stellen angepflanzt wird und der Winzer sein Handwerk versteht.

Navarra ist klimatisch sehr vielfältig. Es gibt heiße und kühlere Ecken. Cabernet Sauvignon hat es aber gerne weder zu warm noch zu kalt. Sind die Temperaturen zu hoch, werden die Weine marmeladig. Ist es zu kalt, dominieren am Ende Noten von grüner Paprika.

Ich nehme mal an, dass die Brüder ihr Handwerk verstehen. Aber davon überzeuge mich lieber selbst und öffne eine Flasche des Weins La Balsa Crianza mit 80 Prozent Cabernet Sauvignon und 20 Prozent Tempranillo. Crianza heißt bei spanischem Wein übrigens immer, dass er mindestens zwei Jahre lang gereift hat, davon eine gewisse Zeit im Eichenfass. Wie lange genau, ist von Region zu Region anders geregelt.

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In der Nase vor allem frische Früchte. Verschiedene Kirscharten mischen sich mit etwas Brombeere und schwarzer Johannisbeere. Dazu kommen Nelke, frisch gebrühter Filterkaffee und eine dezente Note, die mich an neue Lederschuhe erinnert.

Ich nehme den ersten Schluck und bin so erfreut, dass ich mir sofort einen zweiten gönne.

Wunderbar saftig und geschmeidig gleitet der Wein über meine Zunge. Er hat eine perfekte Balance von Frucht (Kirsche und schwarze Johannisbeere) auf der einen Seite und Würze (Nelke und Kaffee) auf der anderen. Im Abgang kommen noch sehr dezente Noten von Vanille und Kokosnussfleisch hinzu.

Toller Tropfen! Elegant, einfach zu trinken und doch nicht ohne Anspruch. Dazu passt Auberginenauflauf oder Ratatouille.

 

Datum: 7.7.2018
 

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