Wenn sich ein Schwabe und ein Badener entschließen, zusammen Wein zu machen, dann ist das schon mal eine Erwähnung wert. Schließlich wurde bei der Gründung des Landes Baden-Württemberg nach Meinung vieler zusammengeführt, was nicht zusammen gehört. Oder besser, was sich manchmal nicht verträgt. Nicht gegeneinander, sondern „Zalwander“ (zu zweit), so arbeiten Odin Bauer und Elmar Lehmann. Miteinander.
Bauer ist als Kellermeister beim Weingut Freiherr von Gleichenstein beschäftigt, aber von diesen spannenden Weinen erzähle ich ein andermal. Seit 2002 bewirtschaften Bauer und Lehmann ihre rund 1,5 Hektar im südlichen Baden. Einer Gegend, die nach meiner Erfahrung mit den dortigen Weinen immer noch in den Strukturen der 1980er Jahre verharrt; die in Markenwein, Maischeerhitzung und viel neuem Holz ihr Heil sucht und Weine hervorbringt, die oft wie Dinosaurier wirken.
Neu, radikal, spannend: in Baden leider selten
Eine Region aber, die auf der anderen Seite auch viele etablierte Spitzenbetriebe beheimatet: Heger, Johner, Huber und einige mehr. Nur viel Neues, Spannendes, oder Weine mit radikalem Schnitt, das findet man selten in Baden.
„Zalwander“ ist ein Projekt, das von zwei starken, klugen Köpfen erdacht und ebenso konsequent umgesetzt wird: Drei Rebsorten, vier Weine: Spätburgunder in zwei Klassen, dazu Grauburgunder und Lemberger. Eine kleine Reminiszenz an das ferne Schwaben. Könnte man denken.
Die Reben von Bauer und Lehmann stehen auf Lösslehm und Muschelkalk, ideale Böden für alle Burgundersorten. Im Keller herrscht das Prinzip laissez-faire und genauso schmecken die Weine: kraftvoll und in der Jugend, etwas ungehobelt, fruchtbetont und handwerklich. Wie der Gegenentwurf zur modernen Kellertechnik. Immer etwas vom Einfluss des burgundischen Pièce geprägt, dem regionalen Pendant zum Bordelaiser Barrqiuefass. Es ist eine attraktive Prägung, denn die mächtigen Weine verpacken das Holz sehr gut.
Mächtig, aber kein süßer Klotz
Mächtig und saftig wie beispielsweine der Zalwander Grauburgunder. Mächtig, aber keinesfalls ein süßer Klotz. Dekantiert und nicht zu kalt getrunken, zeigt die Nase des Weins das ganze Aroma einer Birnentorte: Butterbirne, Walnüsse, salzige Butter, ein wenig Karamell, süßes, aromatisches Holz. Kawumm, das ist schon eine ganz schöne Packung Wein, die fast ein wenig an den überseeischen Chardonnay der frühen Machart (1980-1990) erinnert.
Aber keine Panik, am Gaumen ist dieser Grauburgunder ein gar nicht fetter Wein. Am Gaumen spielt er nämlich seinen Trumpf aus: die feine Säure, die leicht salzige Mineralität und nur eine Spur strukturgebendes Holz. Schon wieder ein Weltwein mit regionalen Wurzeln, der auch auf Long Island zum gegrillten Lobster richtig gut schmecken würde. Und der zeigt, warum diese Schwaben-Baden-Nummer so richtig wie falsch ist: nicht mal die Weine von Zalwander wollen sich festlegen, was sie jetzt eigentlich sind. Außer, dass sie zu den Besten gehören wollen.
So altmodisch und in den 80er Jahren verharrt finde ich die Weine aus Südbaden nun nicht. Die Qualität dort finde ich häufig sehr gut.
Mir sind sauber arbeitende Betriebe ohne großen Bohai (z.B. das erwähnte Gleichenstein Gut, daneben aber auch Bercher, die Waßmer-Brüder, Koch oder natürlich Ziereisen) lieber als irgendwelche auf Teufel komm raus junge und moderne Winzer, bei denen sich die Modernität auf einen Sauvignon Blanc im Programm und stylische Etiketten beschränkt.
Aber mir soll es recht sein, wenn die etwas altbackeneren badischen Weißweine aus Burgundersorten links liegen gelassen werden. So bleiben sie bezahlbar.
und für die Frankfurter gibts den 1 Jahr älteren Grauburgunder für 14,40 € auch bei uns.
Endlich mal einer der die Qualität der beiden „Freaks“ erkennt und auch darüber schreibt! Der Lemberger und die Spätburgunder sind auch wunderbare, eigenständige Weine, die einfach unverkennbar sind und ja so langsam bewegt sich in Baden wieder was. Die ehemaligen jungen Wilden wie Konrad Salwy, Arne & Martin Bercher, Patrick Johner, Ziereisen nur um ein paar zu nennen sind eben auch schon lange arriviert.
Und für alle südlich von frankfurt gibts den 08er für 15 € und ein par Restflaschen vom 07er für 14,40 €
Baden ist weintechnisch Entdeckerland…wir der ganze Rest von Deutschland auch!
Zalwander ist nur 1 Beispiel, Ziereisen ein anderes, die Liste läßt sich ziemlich in die Länge ziehen…
Sicher, altbacken findet man heute noch in jedem Supermarktregal, aber in den erzeugten 20 % abseits der Genossenschaften ist meiner Meinung nach auch nach 20 Jahren immer noch viel Bewegung drin.