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Ampeleia: der ehrliche Liter

Ampeleia-Weinmacher Marco Tait.
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Der Captain trinkt köstlich-einfachen Alltags-Rotwein aus der Toskana, der mittels aufwendiger Naturwein-Herstellung entstand.
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Der Captain begießt sein Wochenende mit einem einfachen, aber zum Niedrknien klaren Rotwein aus der Toskana. Dieses Produktversprechen geben viele Hersteller ab, aber meistens dient es nur dazu, einen relativ günstigen Preis (der dann doch überzogen ist) mit ziemlich miserablem Wein in Einklang zu bringen.

Aber wenn ein lebendiges Denkmal der italienischen Weinwirtschaft zur Tat schreitet und so einen Wein auf den Markt bringt, steht ein Ruf auf dem Spiel, den Elisabetta Foradori, Winzerstar des Trentino und Ikone der weltweiten Naturweinbewegung, nicht riskieren darf.

Anfang der 2000er-Jahre gründete Elisabetta zusammen mit dem umtriebigen Bauernfunktionär und Landespolitiker Thomas Widmann aus Südtirol das Weingut Ampeleia in der Maremma. Wo ist das?

Das ehemalige Sumpfgebiet deckt sich ziemlich genau mit der südlichen Toskana-Provinz Grosseto, die lange Zeit als zu warm und minderwertig für den gehobenen Weinbau galt, weil die autochthone Sorte Sangiovese hier nicht wirklich gut gedeiht. Erst spät kam man auf die Idee, es mal mit anderen Trauben zu probieren. Seitdem ist die Maremma ein kleines Weinparadies. Die Grundpreise sind immer noch nicht astronomisch hoch wie anderswo in der Toskana, weshalb sich hier auch Glücksritter niederlassen, um kleine Weinprojekte zu starten, die bald wieder verschwinden. Zum Beispiel drogensüchtige Fotografen auf der Suche nach einem neuen Leben, das (wie überall) scheitert.

Inzwischen hat sich die Politik aus dem Ampeleia-Projekt verabschiedet, aber der Gründungs-Weinmacher blieb: Marco Tait bereitet hingebungsvoll jeden Jahrgang nach den Prinzipien der biodynamischen Landwirtschaft zu. Heißt: nur biologische Spritzmittel, Handlese, Arbeiten nach dem Mondkalender und der Einsatz spezieller Präparate, zum Beispiel Hornmist.

Was ist das schon wieder? Das Präparat ist Bestandteil der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise nach Rudolf Steiner und kommt jedes Frühjahr zum Einsatz. Es besteht aus Kuhdung, der in ein hohles Horn gefüllt, in der Erde vergraben wird und über Herbst und Winter dort reift. In dieser Zeit nimmt das Präparat für die spätere Anwendung wichtige Information aus dem Kosmos und der Erde auf und speichert sie. Im Frühjahr werden die Hörner wieder ausgegraben, der zersetzte Kuhmist herausgelöst und dynamisiert. Dazu wird die Paste eine Stunde lang mit Wasser verrührt und überträgt so die gesammelten Informationen an die Brühe. Die wird zwischen den Weinreben versprüht und gibt Impulse an die Pflanzen weiter. Im Fall des Hornmistpräparates sind das belebende Informationen, die in Pflanze und Boden die Vitalkräfte fördern, einen besseren Austrieb ermöglichen und das Immunsystem stärken.

Klingt crazy, funktioniert aber und keiner weiß warum. Rebstöcke, die so behandelt werden, sind generell widerstandsfähiger gegen Schädlingsbefall, extreme Trockenheit und Hitze und passen sich besser den Folgen des Klimawandels an.

Das Ergebnis dieser Methode ist (unter anderem) der saftige 1-Liter-Wein namens Unlitro Rosso Costa Toscana von Ampelaia aus 40% Alicante Nero (Grenache), 25% Mourvedre, 15% Carignano, 15% Sangiovese, 5% Alicante Bouschet, der einfach nur Spaß macht und in seiner klaren Einfachheit lässige Größe vermittelt: Im Glas mittleres Rubinrot wie klassischer deutscher Spätburgunder. In der Nase dunkle Kirsche mit leichter Feuerstein-Mineralik, bisschen Pflaumenmus und ein kleiner Naturwein-Stinker. Dann Blutorangenschale und etwas verbrannter Gummiabrieb – das ist nur ein Geruch, also nichts Schlimmes im Wein! Im Mund irre saftig, nobelfruchtig (also null aufgesetzt) und zartbitter-kräutrig mit Petersilie und schwarzem Pfeffer. Ich schmecke außerdem: Orange und roten Gemüsesaft mit pflanzlichen Noten. Was für ein Geradeaus-Wein mit Niveau und ehrlichem Charakter.

Den kannst du blind bestellen, der nächste Sommer kommt bestimmt. Apropos: Dieser Wein schmeckt leicht gekühlt noch einen Tick besser. So wie die meisten Rotweine übrigens. Aber das ist ein anderes Thema…

 

Datum: 11.5.2021
 

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