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Als Wein Mitte der 1990er-Jahre zum Lifestylegetränk mutierte, fielen alle bislang bekannten Regeln für seine Aufbewahrung. Moderne Kellertechnik macht Wein zum berechenbaren Genussmittel. Junge, eigentlich zur Lagerung geeignete Weine werden seither mit Chemie und Physik schnell trinkbar gemacht; der Jahrgangsunterschied auf ein Minimum reduziert. Ein Galestro von Antinori schmeckt immer gleich. Der teure Rotwein Tignanello aus gleichem Hause eigentlich auch. Richtig große Schwankungen – wie noch vor zwanzig Jahren üblich – sind nicht mehr auszumachen. Das gibt den Konsumenten zwar eine gewisse Sicherheit, macht einen aufmerksamen Umgang mit dem Getränk jedoch obsolet.
Noch in den 1980er-Jahren hörten viele Winzer mitten in der Weinlese auf, weil sie nicht garantieren konnten, dass sie einen Wein keltern würden, der ihren Ansprüchen genügt. Das ist Vergangenheit, heute wird in jedem Jahr, selbst in einem wirklich schlechten, brauchbarer Wein auf die Flasche gebracht. Die Nachfrage ist da. Und wird bleiben. Das macht das Einlagern unnötig, die Reserve für schlechte Jahre. Früher kauften Gastronomen und Privatleute viel Wein aus einem guten Jahrgang, um ihn für schlechte Jahre parat zu haben. Weinenthusiasten bauten sich Keller, die zu Tempeln gerieten. Das ist vorbei, denn heute ist alles jederzeit verfügbar. Auch alter Wein. Man muss nur den Preis dafür zahlen.
Die meisten Winzer und Händler tun wenig, um die Konsumenten auf die richtige Reife ihrer Weine aufmerksam zu machen. Die Verantwortung liegt zur Gänze beim Endverbraucher. Das hat einen guten Grund, alle Beteiligten sind froh, wenn der Wein aus dem Haus ist. Denn dann kann man auch die Rechnung stellen.
Manche deutsche Traditionswinzer wie etwa → Bürklin-Wolf lagern noch ältere Jahrgänge und bringen sie auf Anfrage später in den Verkauf. Es werden allerdings wieder mehr, die bewusst Flaschen zurückhalten. Auch relativ junge Betriebe (und vor allem die) halte Flaschen zurück und bauen sich ganz bewusst einen Ruf damit auf.
Auch haben sich einige Händler auf ältere Weine spezialisiert. Das ist aber immer noch ein Geschäft mit wenigen Enthusiasten. Und das ist schade, denn so manche (auch trockene) Spätlese oder Auslese zeigt erst nach zehn und mehr Jahren, welche Kraft und Aromatik sie in der Jugend verborgen hielt. Dennoch findet man auch heute gut Gelagertes, mitunter wohl Vergessenes, auch in populären Webshops. Hier eine kleine Auswahl:
Alte Weine, ach. Zuletzt Gabarinza 98, 99, 00 getrunken. Toter Stoff alles.
Chapeau!
Ich gratuliere zu dem exzellenten Plädoyer!
das Wesentliche kurz und knackig auf den Punkt gebracht.
Weiter so!
Danke…
Alte Rieslinge findet man auch bei http://www.gerstl.ch
Im Rheingau ist das Weingut J.B. Becker ein verlässlicher Lieferant für angereifte Weine. Hab grade deren Preisliste bekommen, da wimmelt es noch von Weinen aus den frühen 2000er Jahren. Auf Anfrage haben die auch viel aus den 90ern.
Ein ganz toller wein ist auch von Othegravens 75er Altenberg Auslese, perfekt gereift. Gab es bis vor kurzem sogar im Webshop des Gutes.
Und weil ich heute so gut gelaunt bin, hier noch der gereifte Grünhaus Geheimtipp:
Den zauberhaften 1995er Abtsberg Kabinett gibt es noch bei http://www.w-spies.de.
(bin nicht verwandt oder verschwägert noch finanziell involviert)