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Was passiert da? Im Donautal zwischen Melk und Krems. Man erfährt von Rieslingen und Veltlinern, die auch in den schlechteren Jahrgängen Alkoholwerte von 14,5 und 15 % erreichen. Ganz ohne Nachbesserung. Wo sind sie hin, die schlanken, schönen, wundervollen Smaragde? Die mit 13 % Alkohol.
Die meisten sind tot. Sie fielen im Kampf um spätere Lesezeitpunkte, Alkohol und Konzentration. Dies auf Kosten von Säure, Süffigkeit und sehr oft auch Lagerfähigkeit. Und Botrytis. Nun ist ein Hauch davon ja nicht verwerflich. Die ganze Zuckerkonzentration in der Beere aus der Edelfäule zu holen jedoch schon.
Die Dosis macht das Gift
Botrytis Cinerea: Die Edelfäulnis, die den Trauben Wasser entzieht und den Beerenauslesen die Perfektion bringt. Im trockenen Wein sieht die Sache jedoch anders aus. Wenn der Anteil an edelfaulem Traubengut besonders hoch steigt, geht der Charakter des Weins verloren. Smaragde, die wie Honigwein schmecken, sind nicht erfreulich. Leider jedoch allgegenwärtig. Fehlt es dann noch an Säure, ist eine kurze Lebensdauer vorprogrammiert.
Der es anders machen will.
Einer, dem egal ist, was die anderen machen; einer, der seinen eigenen Weg geht, ist Peter Veyder-Malberg. Früher Önologe in einem großen und experimentellen Betrieb im Weinviertel, hat er sich in der Mitte seines Lebens den Traum vom eigenen Weingut verwirklicht. Und das ausgerechnet in der Wachau, wo man meistens schwierige Terrassenlagen bearbeiten muss. Und zudem nur schwer zu vernünftigem Land kommt, weil die Granden der Wachau jeden Hektar für sich beanspruchen.
Er sitzt am Spitz
Die meisten von Malbergs Weingärten finden sich in der Region um Spitz, am Ende (von Wien her) der Wachau. Ein paar wenige hat er auch in anderen Gegenden des relativ kleinen Weinbaugebietes. Alles ist bequem in 15 Minuten erreichbar.
Malbergs neuestes Projekt heißt „Brandstatt“, eine extreme Lage auf über 450 Meter Seehöhe am Ende des Spitzer Grabens. In dieser „Kampfzone“ des Weins profitieren die Reben von der Sonneneinstrahlung des steilen Südhangs, sowie von den kühlen Winden des Waldviertels, die für das einzigartige Aroma sorgen. Hier rekultiviert Veyder-Malberg einen aufgelassenen Weinberg und pflanzt Riesling an. Die ersten Ergebnisse kosten wir in drei Jahren, sie sollen einen völlig neuen Wein aus der Wachau bringen; nicht zu vergleichen mit traditionellen Rieslingen aus Weißenkirchen und Loiben.
Opposition macht keinen Staat
Peter Veyder-Malbergs Weine sind generell mal anders. Opposition alleine macht zwar noch keinen Staat, doch Malbergs Weine sind, wie man sie sich wünscht: elegant und kräftig, sauber und klar. Malberg legt Wert auf die Lese von gesundem Traubenmaterial – also ohne Botrytis. Dies erreicht man durch eine präzise händische Laubarbeit, die für eine optimale Durchlüftung sorgt und die Traubenzone schnell austrocknen lässt. Zudem werden die Trauben unmittelbar nach der Blüte besonnt, wodurch ihre Schale verdickt und die Beeren im Herbst früher reifen.
Dazu kommt eine exakte Bestimmung des Lesezeitpunkts, wobei Malberg, wie schon erwähnt, die Trauben nicht unnötig lang an den Stöcken hängen lässt und so die Gesundheit gewahrt bleibt. Überreife und Fäulnis, manchmal auch positiv besetzte Geschmackskomponenten, findet man bei Malberg nicht. „Dies ist die einzige Möglichkeit“, sagt Malberg, „frische, knackige und süffige Weine zu erhalten, die dem jeweiligen Lagencharakter entsprechen.“.
Durch das gesunde Traubenmaterial bleibt auch die Spontanvergärung ein überschaubares und steuerbares Risiko. Alle Weine des hervorragenden Jahrgangs 2009 sind mit autochthoner Hefeflora vergoren. Das daraus resultierende Ergebnis lässt sich leicht erkennen.
Malbergs Veltliner ankern weit entfernt von jeglicher „pseudoburgundischen“ Üppigkeit. Sie sind von nerviger Struktur, bringen herrlichen Pfeffer (ein Hauptmerkmal der Sorte) mit und bleiben – bei größtem Druck am Gaumen – bis zuletzt spritzig, knackig und balanciert.
Die Rieslinge verleiten zur Euphorie. Es sind Weine, wie man sie jeden Tag trinken möchte: schlank, elegant und mit delikatem Fruchtsäurespiel. Trinkspaß auf höchstem Niveau; Trinkspaß, der einen nie erschlägt und nie anstehen lässt. Fein, leichtfüßig und im Finish trotzdem von monumentaler Substanz.
Moderne Weine mit einem vergangenen Stil
Peter Veyder-Malbergs Weine sind revolutionäre Weine, Weine, die sich auf einen vergangenen Stil besinnen und diesen in der önologischen Moderne erden. Malbergs Weine sagen: Fettes hatten wir in der Vergangenheit genug!
Sehr schöner Artikel – dem ist nichts hinzuzufügen. Die 09er stellen wirklich noch eine Steigerung zu Peters Premieren-, wie er selbst sagt Experimentier-Jahrgang dar. Wenn ein Newcomer aus dem Stand knapp 50,- (!) für seinen Top-Riesling verlangen kann, dann muss er gut sein. Sehr gut sogar.
stimmt genau, der Riesling aus der Bruck zum Beispiel ist ein unglaublich präziser, animierender Wein, Understatement pur und ein Schulbeispiel dafür, wie Riesling aus der Wachau schmecken kann und SOLL. Und das für ca. 20,-.
Warum tun eigentlich jetzt alle so, als ob der Peter den Wein neu erfunden hätte? Sorry, aber Weine, wie seine gibts in der wachau – abseits der 5 – 6 namhaften – durchaus auch wo anders. Und das um ein Viertel.
Aber bitte mich jetzt nicht falsch verstehen, ich mag Peter Malberg und seine Weine auch, finde grossartig, dass er die alten Lagen wiederbelebt – aber er ist wirklich nicht der Einzige. Allerdings der mit der besten PR 😉
Geh‘ Knalli, wo denn? Noch dazu in ähnlicher Qualität? Rudi Pichler z.B., einer der wenigen, der jahrelang mit Botrytis nix am Hut hatte, hat heuer seinem Top-Riesling „Achleithen“ notgedrungen an die 20% Botrytis verpasst und schon wird genau dieser Wein bei vielen gehypt wie nie zuvor. (Mein Fall ist er nicht, abgesehen davon, dass der auch nicht unbedingt billig ist.) Das stört mich halt Jahr für Jahr und genau deshalb freut’s mich umso mehr, wenn einmal „andere“ Weine gehypt werden.
Bleibt vielleicht Leo Alzinger?
Schön das Leute meiner Meinung sind. Scheinbar muss ein Wein 15 Alkohol haben und natürlich viel Botrytis.. um hohe Bewertungen zu bekommen siehe div. Achleithe, Unendlich und Hirtzis. Für mich ist Alzinger auch gehyped – wie alle anderen ist er ja schließlich auch Mitglied der wachauer Stars.. Botrytis ist da genauso normal wie Reinzucht.. Nikolaihof heißt die Alternative allerdings grenzt das manchmal schon an Wahnsinn!!
Wenn nicht Veyder Malberg oder Nikolaihof – einfach Steinmassl oder Seeberg (echt groß!!) von Loimer probieren oder vielleicht mal ins Kremstal zu Proidl und Buchegger spazieren ; ).
eigentlich schon..
sorry, aber proidl ist jawohl im kremstal DER dickweinmacher (ich finds geil). die weine von pwm sind echt toll. aber ich habe von betrieben aus zweiter reihe in der wachau schon ähnliches getrunken aber wie schon erwähnt um ein viertel. evtl nicht ganz so präzise und auf den punkt, das letzte fehlt dann eben. auf der prowein habe ich mich intensiv mit pwm unterhalten und mir sein konzept erläutern lassen. ich gehe komplett mit ihm d’accord was die extrem zielgerichtete konsequente weinbergsbewirtschaftung, leseterminierung, .. angeht. andererseits geht mir dieses bigthree-bashing auf die nerven. nur weil einer kommt und NORMALEN weinbau auf hohem niveau betreibt erfindet er selbigen nicht neu. der unterschied ist dass pwm selbstbewusst genug ist und scheinbar beste kontakte besitzt um dieses konsequent durchzuziehen. wer kann es den nachwuchswinzern der wachau verübeln dass sie hirtzberger/knoll/pichler nacheifern ? das sind leitbilder für ganze winzergenerationen. wer wie ich ander mosel wohnt bemerkt erst was es heißt wenn solche „lichtgestalten“ fehlen. mi sicherheit wird es in der wachau ein umdenken geben und auch ich würde mir wünschen das dies zu mehr klarheit und trinkfluss führt, aber was wäre ein honivogl ohne botrytis? lagencharakter hin oder her. gehört eine höhere anfälligkeit durch lage, klon, alter der reben, … nicht auch irgendwie zum charakter des weinbergs. ich denke schon. das es manchmal übertrieben wird stimmt mit sicherheit, aber nirgendwo auf der welt habe ich bis jetzt weißweine mit 14,5 % und tw. mehr getrunken, welche TROTZDEM noch elegant und vielschichtig waren. um zum schluss zu kommen sind die weine von malberg eben wie so oft ANDERS (und nicht unbedingt so revolutionär anders wie oft beschrieben) aber nicht sofort BESSER oder SCHLECHTER.
ach walter, manche verkoster mögen halt die „dicken“ weine (beim roten die schoko-kirsch-abteilung, beim weissen halt eher mouthfilling über 13) und andere stehen halt mehr auf eleganz und trinkigkeit.
dass halt in österreich immer ein einziges magazin zum mass aller dinge gemacht wird, ist durchaus auch die folge der „obrigkeitshörigkeit“ der winzer. Aber ich versteh’s – die sind halt die nr.1. aber ich mag auch nicht pauschal in denselben topf geworfen werden, denn bei mir bekommen durchaus auch andere weine gute noten.
allgemein kann man aber doch nicht alle bekannten wachauer verdammen – sorry, aber gerade weine wie 1998 vinothekfüllung mit sicher mehr als 60% – die vermutlich genialste schimmelverwertung überhaupt, hält immer noch ganz locker, schmeckt und hat trinkfluss. und da kenn ich noch einge andere…
Der Captain muss an diesem Punkt betonen, dass die Meinung des Maats Mally nicht zwingend mit seiner Meinung übereinstimmen muss, dass das Schiff aber, wie alle Medien, pluralistisch ist und dieser Pluralismus zur Diskussion anregen soll. Und wie man sieht, klappt das auch..
Und wie steht’s in Deutschland bei den trockenen Rieslingen mit der Edelfäule?
Braucht man hier sogar die Botrytis?
Vieleicht mag ja ein Wissender oder/ und Winzer aufklären?!
Sehr geehrter Herr Dr. Supp,
wahrscheinlich würde es weltweit viel mehr trinkfreudigen Wein geben, gäbe es keine Fachpresse und Kritiker wie Sie es sind, die es sich herausnehmen Dinge zu bewerten deren Abgründe sie gar nicht im Stande sind einzuschätzen und die allgemeine Wahrheit für sich beanspruchen (auch wenn Sie jetzt sagen werden, dass das auf Sie ohnehin nicht zutrifft).
Die Steigerung der Präpotenz ist dann noch, selbiges in ein Punkteschema zu zwängen..
@reblaus: brauchen tut man sie nirgends, reinkriegen tut man sie überall, bei entsprechendem wetter. es ist eine reine frage des stils (ja, natürlich in manchen jahren auch eine des überlebens), ob man mit oder ohne vinifiziert.
es gibt auch in deutschland genügend beispiele, die hohe punkte für „wachauerische“ weine bekommen (leitz zB)
Es gibt hier wohl mehr als eine Wahrheit. Was einmal gut war ist jetzt schlecht und muss ganz anders gemacht werden – Wein ist eben auch ein Modeprodukt.
Aber Abseits von der Mode ist „Weinmachen“ eben auch ein Handwerk, oder besser eine Kunst. Einige Macher beherrschen ihr Handwerk, andere nicht. Aber das ist garnicht das Problem…
Das Problem ist es ein Kunstwerk in eine Skala pressen zu wollen und diese Skalen werden auch noch von einer Hand voll Meinungsmachern vorgegeben.
Aber die Menschen wollen nunmal an die Hand genommen werden.
Natürlich bin ich auch nicht glücklich mit der Entwicklung der Smaragd Weine betreffend Botrytis und Alkohol in den letzten Jahren. Die Weine von Peter Mailberg sind sicher der richtige und vernüftigere Stil. Möchte aber als Winzer zur Verteidigung der Wachauer Kollegen sagen, es kommt wenigsten vom Weingarten, alles was die Natur bringt (durch späte Lese Botrytis, dardurch viel Alkohol) was sich aber bei einigen Rotweine (wurde auch von Knalli angesprochen) punkto Marmelade, Röstaromen, wenig Säure abspielt, und ebenfalls von Fachleuten guttiert wird, kommt im Keller dazu. Möchte nicht näher eingehen, jeder kann bei Erbslöh nachsehen was es an „Suppenwürfel“ gibt. Für mich keine Ethik, und kein Winzerhandwerk.
[zum Sauvignon Finale] Einspruch abgelehnt, Sieger wurde der Wein mit dem höchsten Alkoholgehalt … (Die IMO besten wie von Winning oder Beurer waren erst gar nicht dabei.)
ja ja die Wachauer Weine sind alle botrytis und alkohollastig
und die Weinviertler Veltliner sind alle reduktiv,
primärfruchtig und schmecken eigentlich mehr nach
Sauvignon blanc als nach Grünem Veltliner.
Wer das behauptet hat anscheinend aus diesen beiden Gebieten noch zuwenig
verkostet.
Lg