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Muss Biowein teuer sein?

Wieviel Euro hat dieser Biotropfen auf der Uhr?
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Warum muss bio immer mehr kosten? Ein Wissenschaftler sagt, eigentlich müsste es umgekehrt sein. Das gilt auch für Wein.
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„Nahrungsmittel sind viel zu billig“, mit diesem Satz provoziert Hans Herren, Agrarökonom und Träger des alternativen Nobelpreises gerne.

Moment, werden sich jetzt manche denken – ich habe aber nicht genug Geld, um woanders als beim Discounter einzukaufen.

Falsch, liebe Leute, in den meisten Fällen ist das einfach nur falsch.

Aber bevor ich mich jetzt wieder über Billig-Esser aufrege und ausfallend werde, lest doch einfach, was ich schon darüber geschrieben habe:

Dass man mit ganz wenig Geld gesund leben kann, hat meine Kollegin Rosa Wolff in ihrem Buch „Arm aber bio“ bewiesen.

Herren zufolge ist das Problem bei Lebensmitteln, dass die Preise im Laden nicht die wahren Kosten widerspiegeln. Diese müssten auch Dinge wie Klimaschäden, Bodenverschlechterung und Gesundheitsfolgen beinhalten.

Wäre das der Fall, dann wären zum Beispiel die Banane aus Südamerika, die Erdbeere aus spanischen Riesenplantagen oder Brot aus Weißmehl bedeutend teurer.

Im Gegenzug könnten die Preise für nachhaltig erzeugte Lebensmittel aus der Region sinken, weil die Nachfrage steigt. „Wir kaufen im Supermarkt billig ein, aber für Umwelt und Gesundheit zahlt dann die Gemeinschaft“, sagt Herren.

Soweit logisch. Dann aber werden die Gedanken Herrens wirklich revolutionär.

Wenn er recht hat, müsste die Konsequenz eine grundsätzliche Änderung unserer gesamten Landwirtschaft inklusive des Weinbaus sein.

Der Agrarökonom vertritt nämlich die Meinung, dass ein Landwirt mit angepassten modernen und ökologischen Methoden seine Ernte verdoppeln oder verdreifachen kann. Normalerweise behaupten Bauern immer, dass die Menge bei einer Umstellung auf bio zurückgeht.

Was nun?

Das Problem ist laut Herren, dass viele Landwirte entweder die falschen Dinge anbauen und/ oder mit falschen Methoden arbeiten.

So wisse man heute längst, dass Pflügen nicht gut für den Boden sei. Trotzdem arbeiten noch immer viele Bauern mit dem Pflug.

Ein gesunder Boden aber wird minimalinvasiv bearbeitet, er „kann mehr Wasser aufnehmen – und abgeben, wenn gebraucht. Sein Nährstoffzyklus funktioniert wieder, weil die Pflanzen tiefer wurzeln und die Nährstoffe nach oben ziehen.

Wichtig sind Gründüngung und eine Mischlandwirtschaft, also Tiere und Nahrungsmittelanbau. So kommt der Mist wieder auf das Feld“, sagt Herren.

Noch immer sind viel zu viele Bauern gefangen in einem Teufelskreis aus Pflügen, Verdichten, Lockern, Düngen, Spritzen.

Wohin das irgendwann führt, kann man in den USA sehen. Dort gibt es inzwischen Unkräuter, die gegen alle Spritzmittel auf dem Markt resistent sind. Die Folge? Der Saatgut- und Herbizidproduzent Monsanto empfiehlt den Bauern, sie sollen Studenten anstellen, die das Unkraut rausreißen.

Herren: „Nachhaltige Landwirtschaft ist beratungsintensiv. Industrielle Landwirtschaft ist einfach. Politiker wollen einfache Lösungen. Wichtig ist ihnen, dass man etwas kaufen und verkaufen kann. Dünger, Pestizide, neue Samen, es geht ums Geschäft.“

Es versteht sich von selbst, dass der Wissenschaftler bei solchen Aussagen ordentlich Gegenwind bekommt.

Ob Herren nun in jedem Detail Recht hat, weiß ich nicht und es gibt sicher jede Menge Menschen, die ihm widersprechen.

Nun bin ich kein Agrarökonom. Aber ich finde ich seine Aussagen interessant, weil sie zum Nachdenken darüber anregen, ob es in der Landwirtschaft nicht auch anders gehen kann.

Wenn ich Herren einmal treffe, öffnen wir vielleicht zusammen eine Flasche Wein und ich lasse mir alles im Detail erklären.

Der Wein muss dann natürlich bio sein, zum Beispiel ein Valdega Reserva aus der spanischen Region Navarra.

Das Tolle an diesem Wein, neben seinem Geschmack natürlich: Er ist nicht teuer.

Gekeltert ist der gute Tropfen aus 70% Tempranillo und 30% Merlot und durfte 18 Monate in Eichenfässern reifen. Danach noch einmal die gleiche Zeit in der Flasche.

In der Nase habe ich ein komplexes Zusammenspiel von dunklen Früchten, eingelegte Pflaume und Brombeere, sowie Noten von Rauch, Piment und etwas Leder.

Am Gaumen ist der Wein herrlich geschmeidig. Die Tannine sind samtweich, die 14 Volumenprozent Alkohol keinen Moment lang zu spüren. Deutlich aber keinesfalls unangenehm schmecke ich Röstaromen, sie erinnern mich an dunkle Brotrinde. Außerdem schmecke ich eingelegte Pflaume, Brombeere und etwas Kaffee.

Ein ganz wunderbarer Gaumenschmeichler, der schmeckt, als würde er deutlich mehr kosten.

Dazu empfehle einen Lammrücken in Kräuterkruste oder ein Irish Stew.

 

Datum: 9.1.2017
 

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