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Wie lese ich ein italienisches Weinetikett?

IGT = Normaler Tischwein oder Supertoskaner?
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Auf den Etiketten italienischer Weine stehen interessante Details, die man kennen muss. Weintester Patrick Hemminger nennt die wichtigsten.
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Was auf den Etiketten draufstehen muss, regelt in groben Zügen die EU. Sie hat für alle Mitgliedsländer, in denen Wein angebaut und verarbeitet wird, ein einfaches System geschaffen, wie die Weine einzuordnen sind. Die simpelste Qualität hat der Wein ohne Herkunftsangabe. In Deutschland hieß er früher Tafelwein, inzwischen schlicht Deutscher Wein. Dieses Zeug findet Ihr im Supermarkt ganz unten im Regal, manchmal auch in formschönen Tetrapaks.

Eine Stufe darüber steht der Landwein. Hier darf der Winzer eine Herkunftsangabe aufs Etikett drucken.

Die höchste Kategorie sind die Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung. Das ist wie bei Schwarzwälder Schinken oder Parmesankäse. Für diese Lebensmittel gelten strenge Produktions- und Herkunftsvorschriften.

Nun verwendet bei der Weinherstellung aber jedes Land ein anderes althergebrachtes System, das sich oft über Generationen entwickelt hat. Deshalb gibt es im EU-Recht so genannte „traditionelle Begriffe“. Die kann der Winzer statt oder zusätzlich zu den in Brüssel erdachten Kategorien aufs Etikett malen. So können die Länder ihren alten Systemen treu bleiben und halten sich gleichzeitig an die neuen Gesetze.

Vom Vino di Tavola solltet Ihr besser die Finger lassen. Diese unterste Qualitätsstufe schmeckt wie überall nur selten gut.

Die Weine mit geschützter geografischer Angabe hören seit der EU-Reform auf den Namen Indicazione Geografica Protetta (IGP), der traditionelle Begriff aber ist Indicazione Geografica Tipica (IGT).

IGT bzw. IGP-Weine stehen über dem einfachen Tafelwein (Vino da tavola) und unter den strenger kontrollierten und reglementierten DOC- und DOCG-Weinen (siehe unten). Teilweise werden aber auch qualitativ höherwertige Weine wie die sogenannten Supertoskaner als IGT-Weine verkauft, wenn sie Rebsorten enthalten, die nach den lokalen DOC-Vorschriften nicht verwendet werden dürfen.

Tropfen mit geschützter Ursprungsbezeichnung nennt man Denominazione d’Origine Protetta (DOP), das Kürzel nutzt in Italien aber kaum einer. Die Winzer halten sich lieber an das alte System, das diese Qualitätsstufe noch einmal unterteilt. Und zwar in Denominazione di Origine Controllata (DOC) und Denominazione di Origine Controllata e Garantita (DOCG).

Die DOCG ist hierbei die höherwertige – die Böden sind in der Regel besser und die Herstellungsbestimmungen strenger.

Weine dieser beiden Qualitätsstufen lassen sich leicht erkennen. Sie haben am Flaschenhals ein Siegel, das bei DOC-Weinen blau ist, bei DOCG-Tropfen hingegen braun. Jedes Gebiet hat eigene Bestimmungen für die Weinherstellung. Das reicht von den zugelassenen Rebsorten über die Erntemenge und den Alkoholgrad bis hin zur Reifezeit.

Fast alle DOC- und DOCG-Gebiete benennen ihre Weine nach einem der drei folgenden Muster.

  1. Ortsangabe: Zum Beispiel Dogliani, Barbaresco, Taurasi (Gemeinden) oder Collio (Bezirk).
  2. Rebsorte plus Ortsangabe: So machen es etwa Barbera d’Asti oder Vernaccia di Sam Gimignano.
  3. Historische Herkunftsnamen: Zum Beispiel Valpollicella oder Chianti stammen teilweise aus antiken Zeiten.

Darüber hinaus gibt es noch ein paar weitere Begriffe, die auf italienischen Etiketten häufig auftauchen. Einer davon ist Riserva.

Die Zuordnung Riserva lässt in Italien bei weitem nicht so viele Rückschlüsse auf die Qualität zu wie in Spanien der Begriff Reserva, da seine Verwendung nicht landesweit einheitlich geregelt ist. Das macht jedes Konsortium so, wie es das für richtig hält.

Wie die Spanier es halten, und was dort Reserva heißt, steht hier:

Wie lese ich ein spanisches Weinetikett?

Zwar suggeriert eine Riserva mehr Alkohol und eine längere Reifezeit, oft trifft das aber nur sehr eingeschränkt zu. Deshalb hat die Riserva nicht den besten Ruf und so hat sich etwa das Konsortium des Chianti Classico eine weitere Kategorie einfallen lassen, die Gran Selezione. Sie steht bei diesem Wein nun über der Riserva.

Auf manchen Flaschen steht Superiore. Die Bedeutung dieser Bezeichnung variiert je nach Weinregion und definiert gewisse Qualitätsanforderungen wie Mostgewicht, Reifezeit, Alkohol- und Säuregehalt. Grundsätzlich soll damit angezeigt werden, dass es sich um einen „besseren“ Wein handelt, der mit höherem Aufwand hergestellt wurde. Konkret kann man sich darauf allerdings nicht verlassen. Eines ist jedoch gewiss: Weine, auf denen Superiore steht, lenken dem Winzer zuverlässig ein paar Euro mehr in die Kasse.

Classico ist ein weiteres wichtiges buzzword für Weinkenner. In den 1950er und 1960er Jahren schien die ganze Welt Lust auf günstige, einfache Weine wie Chianti oder Soave zu haben. Also weitete man kurzerhand die Anbaugebiete aus. Die Reben wachsen seitdem auch in Gegenden und auf Böden, auf denen Spitzenqualitäten wie in den Kerngebieten nicht immer erreicht werden können. Der Namenszusatz „Classico“ beim Chianti oder Soave weist darauf hin, dass der Wein aus dem ursprünglichen Gebiet kommt, der oft hügeligen Kernzone. Diese Weine haben strengere Auflagen bei der Produktion und schmecken meist besser und finessenreicher.

Italien hat eine lange Tradition mit süßen Weinen aus getrockneten Trauben. Diese Tropfen erkennt Ihr an dem Wörtchen Passito auf der Flasche.

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Datum: 18.4.2018 (Update 31.3.2020)
 

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