Welcher Wein schmeckt Angela Merkel?

Ja, in diesem Hochhaus am Rande Münchens habe ich manchmal zu tun. Ich mache nämlich noch andere Dinge außer Wein probieren und darüber zu schreiben. Ich finde, mein Leben sollte nicht so stark von Wein bestimmt werden.

Neulich hatte sich Angela Merkel für den Nachmittag in diesem Hochhaus angekündigt. Wir kannten jedoch nicht den genauen Zeitunkt ihres Besuchs. So kam es, dass ich mit einem Becher Kaffee in der Hand an der hypermodernen Aufzugsanlage des Gebäudes plötzlich neben IHR stand.

Man sucht sich dort nicht wie früher einen Aufzug aus, drückt aufs Knöpfchen und wartet. Nein, man berührt auf einem Touchscreen die Nummer des Stockwerks, in das man möchte. Dann leuchtet auf dem Bildschirm die Nummer des Aufzugs auf, der zu besteigen ist.

Für besonders wichtige Menschen (zum Beispiel eine Bundeskanzlerin) lassen sich die Aufzüge so programmieren, dass sie ohne Unterbrechung zum gewünschten Stockwerk durchsausen.

Dummerweise funktionierte an diesem Tag irgendetwas nicht und der exklusive Angela-Merkel-Lift wollte einfach nicht losfahren. Während ich auf meinen Aufzug wartete, hüpften aufgeregte Männer mit roten Köpfen um Merkel herum, entschuldigten sich bei ihr und schimpften mit den hilflosen und sehr netten Wachleuten vom Empfang, die nur mit den Schultern zuckten.

Der einzige Mensch, dem das nichts ausmachte, war die Kanzlerin selbst. Sie verließ die aufgeregte Runde, lief zu dem Touchscreen, an dem ich stand, und drückte auf dem Display herum. „Es funktioniert doch“, sagte sie in Richtung der Männer.

In dem Moment kam mein Aufzug. Merkel hatte offenbar den gleichen zugewiesen bekommen. Sie steuerte darauf zu und stellte sich schon mal vor die Türe. Die ging auf und sie stand einem jungen Mann gegenüber. Der hatte offenbar keine Ahnung gehabt, dass die mächtigste Frau der Welt im Haus war.

Ich habe auf jeden Fall noch nie einen Menschen gesehen, dem buchstäblich die Kinnlade runterfiel. Mit offenem Mund starrte der Mann die Kanzlerin an, unfähig sich zu bewegen. Erst als die aufgeregten Männer ihn ankeiften „Geben Sie den Aufzug frei! Geben Sie SOFORT den Aufzug frei!“, wankte er zur Seite.

Merkel betrat mit ihrer Entourage die Kabine und fuhr davon. Ich könnte schwören, dass sie gegrinst hat.

In der Hoffnung, dass sie auch in diesen Tagen ab und an was zu grinsen hat, öffne ich nun eine Flasche Rotwein von der ich mir vorstellen könnte, dass er der Kanzlerin mundet. Es ist der Us de la Meng vom Weingut Meyer-Näkel.

Die Winzerfamilie von Werner und Claudia Meyer-Näkel gehören zu den Stars von der Ahr (siehe Karte oben). Sie keltern diesen Tropfen aus Spätburgunder und Dornfelder. Eine Mischung, die man sich offenbar aus dem Handgelenk geschüttelt hat – us de la Meng eben. Das kommt vom französischen la main = die Hand.

In der Nase finde ich ein wenig Kirsche, ergänzt von Tabak, Teer und einem lange gezogenen Kräutertee.

Ich nehme einen ordentlichen Schluck und erfreue mich an den Noten von Schattenmorelle, die von dunklen Kräutern und etwas Schwarztee ergänzt werden. Die typische Spätburgundersäure wird von der Weichheit des Dornfelder schön abgepuffert. Der Abgang gefällt mir gut, wenn er auch etwas länger sein könnte.

Unterm Strich ein sehr schöner Rotwein, der all denen gefallen wird, denen Spätburgunder manchmal zu säurebetont ist.

Aber warum genau der ein feiner Wein für Frau Merkel sein könnte?

• Wir haben hier berichtet, welcher Weißwein ihr schmeckt: Diesen Wein trinkt die Kanzlerin

Ich finde, da passt mein Us de la Meng als roter Widerpart ganz gut ins Bild. Nicht zu kompliziert und trotzdem interessant, süffig und ein guter Begleiter für gehobene Hausmannskost.

Dazu könnten Angela Merkel und ihr Professor Sauer ein deftiges Rindsgulasch zubereiten oder eine Lasagne in den Ofen schieben. Beide kochen ja recht gerne, wie man hört.