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Welchen Wein empfiehlst du mir, FF Coppola?

Na, wie ist denn der Jahrgang geworden, Herr Coppola? Foto: Forbes
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Im Tal der Träume

Das Valley…

Moment, liebe Matrosen. Ich lasse das Gewicht dieser beiden Wörter kurz nachschwingen, damit ihr fachmännisch-genussvoll die Augen rollen und den Mund verziehen könnt.

Und für all die, die sich beim Lesen bis jetzt gedacht haben „hää?!“ folgt nun eine kleine Erklärung:

Als „das Valley“ bezeichnen Eingeweihte das Napa Valley in Kalifornien an der Westküste der USA. Den Kosenamen hat es, weil es für den Weinbau in den Vereinigten Staaten steht wie keine zweite Region. Das Durchschnittsniveau der Weine von dort ist enorm hoch. Einige der besten und teuersten Chardonnays und Cabernet Sauvignons der Welt kommen von dort.

Das Napa Valley beginnt bei Vallejo, gute 30 Kilometer nördlich von Oakland. Von dort aus zieht es sich – immer an der Route 29 entlang – etwa 56 Kilometer nach Norden. Es ist gerade mal acht Kilometer breit.

Auf dieser überschaubaren Fläche tummeln sich in wunderschöner Landschaft mehr als 350 Weingüter. Über 4.7 Millionen Übernachtungsgäste kommen jedes Jahr nur wegen des Weintourismus hierher. Nur Disneyland zieht in Kalifornien mehr Besucher an. Von März bis Oktober sind die Straßen mit den Autos der Besucher verstopft. Ebenso hoffnungslos überfüllt ist alles, wenn die Güter ihren neuen Jahrgang vorstellen.

Darauf habe ich keine Lust. Ich greife kurz zum Telefon und rufe meinen alten Bekannten Francis Ford Coppola an, weil mich einer seiner Weine interessiert. Ja, es handelt sich um DEN Coppola. Jenen Regisseur, der die Trilogie Der Pate gedreht hat. Er hat ein gigantisches Weinimperium aufgezogen und betreibt in Rutherford im Napa Valley ein spektakuläres Weingut, auf dem wirklich gute Tropfen gemacht werden. Treue Leser wissen das natürlich. Denn hier haben wir über Coppola und seine Weine bereits geschrieben:

Ich habe in letzter Zeit so viele exquisite Weine trinken dürfen, dass mir gerade der Sinn nach einem etwas einfachen, aber guten Tropfen steht. „Francis“, frage ich ihn, „hast Du da was für mich?“ Und Francis hat. Seine Basislinie Rosso & Bianco ist inspiriert von der eigenen Familiengeschichte. Denn die Coppolas machen schon seit Generationen Wein. Zu Anfang waren es unkomplizierte Tropfen, die dann abends beim Essen auf dem Tisch standen. So einer ist beispielsweise der Cabernet Sauvignon aus der Basislinie.

Reinsortig ist er aber trotz seines Namens nicht, sondern eine Cuvée. 20 Prozent des Weins sind aus der exotischen Rebsorte Petite Sirah gekeltert. Diese Rebsorte stammt aus Südostfrankreich und ist eine Kreuzung aus Syrah und Peloursin. Sie ist sehr widerstandsfähig gegen den so genannten falschen Mehltau.

Mal schauen, wie diese Mischung schmeckt. Aussehen tut sie auf jeden Fall schon mal schön. Kräftiges Rubinrot, das macht im Glas was her. Auch in der Nase gefällt mir dieser Tropfen sehr gut. Ganz klassisch für den Cabernet Sauvignon trabt die schwarze Johannisbeere vorneweg, aber nicht süßlich, nicht überreif. Wird Cabernet sehr früh geerntet, schleichen sich oft Noten von grüner Paprika in den fertigen Wein – hier keine Spur davon. Das Lesegut war offenkundig perfekt. Zur Johannisbeere kommen nach ein paar Minuten, die der Wein an der Luft war, etwas Pflaume und sehr dezent Vanille und Zimt.

Am Gaumen tritt die schwarze Johannisbeere dann etwas zurück. Sehr süßliche Pflaume spielt sich selbstbewusst in den Vordergrund. Auch die Noten aus dem Holzfassausbau sind deutlich zu spüren: Vanille und Kokos raufen mit den Fruchtnoten aber keine gewinnt so richtig. Alles in allem ein herzhafer Cowboy von Wein. Dafür hat er nur dezente 13,5 Volumenprozent Alkohol.

Mein alter Bekannter Francis hat Recht. Das ist ein Wein für jeden Tag – wenn man es üppig und etwas süßlich mag.

Wer diesen Wein zum Essen aufmacht, der braucht etwas Kräftiges auf dem Tisch. Spaghetti Bolognese zum Beispiel oder gereiften Hartkäse. Aber keinen, der jünger als zwei Jahre ist.

 

Datum: 6.2.2016 (Update 30.3.2016)
 

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