Es war bei einer Verkostung in Berlin. Einige der besten steirischen Winzer hatten einige ihrer besten Flaschen Sauvignon Blanc mitgebracht und in eine Blindverkostung gestellt.
Ziel war es, das urtümlich Steirische sprechen zu lassen, das diese Weine einzigartig macht. Und die Festmachung der Steiermark als Heimat großer Sauvignon Blancs. Beides ist bei dieser Verkostung gelungen.
In diese Verkostung wurde auch ein deutscher Sauvignon Blanc vom Weingut Von Winning in Deidesheim/ Pfalz geschmuggelt.
Weinkenner machen das gerne, um dann die überraschten Gesichter der Verkoster zu genießen.
Mir gefiel dieser deutsche Wein am besten. Mehr als alle Österreicher, die dort standen.
Das löste bei den steirischen Winzern verständlicherweise Staunen aus. Über mich und den Sauvignon Blanc 500 des Winning-Kellermeisters Stephan Attmann, der ein Quereinsteiger ist.
Das Weingut Von Winning gehört – völlig zurecht – zu den wenigen echten Kultweingütern Deutschlands.
Schuld daran tragen Attmann und der 2013 verstorbene Weinfanatiker, Investor und Werbe-Unternehmer Achim Niederberger mit seiner kühnen Vision vom neuen deutschen Wein.
Stephan Attmann ist ein Holzkünstler. Das heißt, kaum einer kann mit Holzfässern umgehen wie er. Und mit deutschem Weißwein, der eigentlich im Stahltank seinen Wohnsitz hat.
Doch Attmanns wesentlicher Verdienst ist es, sein Können dem Riesling zukommen zu lassen. Dem Riesling, der für Holz nicht geschaffen schien. Bis Attmann kam.
Doch bei Von Winning macht man nicht nur Riesling, sondern auch Sauvignon Blanc. Davon nicht wenig.
Und weil es sehr gute steirische Sauvignon Blancs gibt, die ganz großartig im Barrique ausgebaut sind; weil auch einige Italiener ihre Sauvignon Blancs sehr gekonnt ins Holz legen, hat Attmann seine Holzkenntnisse auch den Winning-Sauvignon Blancs angedeihen lassen. Dort merkt man, dass dieser Winzer eine Handschrift hat, die kaum zu toppen ist.
Klar kommt jetzt der Einwand, dass es leicht ist, mit Holz eine eigene Handschrift zu entwickeln. Doch man muss mal mit all den Holzsorten und vielen Toastings zurechtkommen. Und ebenso mit den Größen der Fässer.
Attmann bekam die Chance, enorm viel auszuprobieren. Und findet immer noch kein Ende. Das muss uns beruhigen, denn viel Spezielles wird noch folgen.
Den steirischen Winzern sei gesagt, dass Von Winnings Sauvignon Blanc 500 mehr den großen Sauvignon Blancs der Steiermark ähnelt und weniger den Vorbildern von der Loire. Auch wenn Attmann das selber behauptet.
Attmann nimmt sich burgundische Ausbaumethoden als Vorbild. Sein Cinquecento ist aber ein sehr kühler, mitteleuropäischer Sauvignon Blanc. Und er ist der erste und bislang einzige deutsche Sauvignon Blanc von Weltgeltung.
Der 500 heißt 500 weil Attmann ihn in 500 Liter-Fässern vergoren und gelegt hat. Meist Fässer der Marke Damy.
Wer glaubt, dass man das jetzt einfach nachmachen kann, der glaubt auch, dass der Kauf einer Leica oder einer Hasselblad ausreichen würde, um gute Fotos zu machen. Ohne den sehr individuellen und extrem verkopften Zugang Attmanns wäre dieser Wein nicht möglich.
Schon die Farbe verspricht Großes: Gold, reines Gold gluckert in mein Glas und beim Schwenken malt der Saft ölige Schlieren.
In der Nase etwas Mango, auch Apfel, dann aber ordentlich Ananas und Minze, die sich gut mit dem leicht nussig-rauchigen Toasting paart, das ein paar Spuren Karamell hinterlässt.
Im Mund dann das dicke Ende. Selten hat ein Wein am Gaumen so überzeugen können. Herrliche Viskosität. Reife Frucht und viel Creme. Die druckvolle Mineralität wird vom Holz in ein elegantes Korsett geschnürt. Doch hat dieses Korsett ein zupackendes Element. So etwas habe ich selten zu schmecken bekommen. Bei deutschem Sauvignon Blanc noch nie.
Übrigens, im Schatten des Sauvignon Blanc 500 steht der grandiose, einfache und vergleichsweise günstige Sauvignon Blanc II. Lest hier meinen Verkostungsbericht:
Zurück zum 500er.
Klar, dass so ein Wein, dass so ein Winzer polarisiert. Klar auch, dass Neider und Missgünstige immer nach Gründen suchen, diesen Wein abzulehnen. Mal ist von gelogener Spontanvergärung die Rede und vom Einsatz von Zuchthefen („könnte sonst diesen lecker-kühlen Gletscherton nicht haben“). Ein andermal von der kurzen Haltbarkeit des Weins („mehr als drei Jahre gebe ich dem nicht“).
Alles egal, wenn man den Sauvignon 500 einmal getrunken hat.
Denn dann ist man der Sucht nach diesem Wein verfallen, nach dieser Art Sauvignon Blanc. Viele Imitate werden folgen. Und wenn ein Nachahmer es tatsächlich schafft, Stephan Attmans Stil zu kopieren und seiner Idee noch ein Juwel hinzuzufügen, dann hat Attmann es geschafft. Dann ist er Lehrer. Und hat Schüler.
„Das stimmt selbst dann nicht, wenn Attmann es selber behauptet.“; wunderbare Formulierung! Ihr Ego hätte ich auch gern …
Ich komm nicht drauf, zu lesen ist – “ Fässer der Marke Damy“ – die zeigt Stefan Attmann hier in diesem Viseo und nennt auch den EK mit 1.500,- EUR das Stück: http://www.spiegel.tv/filme/traubenklau-magazin/
zu lesen ist – „burgundische Ausbaumethoden als Vorbild UND „sehr individuellen und sicher extrem verkopften Zugang Attmanns“
Werde da nicht schlau draus – was denn nun? Burgund als Vorbild oder eigene Ideen? Und wenn letzteres – dann welche extrem verkopfte Ideen denn? Bitte nicht mit dem Silberhammer schlagen! 😉
In einem Punkt muss ich zustimmen: der Niederberger war ein begnadeter Unternehmer. Das ist alles eine 1A-Marketinshow. Blenderei, sonst nix. Und Leute wie der Captain fallen drauf rein.
polarisierend sind seine Weine, denn für mich sind die Weine von Altmann schwer geniessbar. habe sowohl 2011 und 2012 alles durchprobiert und nicht eine Flasche gekauft. für mich sind das Biberweine, aber manchen schmeckts, also hat er hier sicher eine Marktlücke getroffen
Lieber Captain, da kann ich nur voll und ganz zustimmen. Stephan Attmann macht beeindruckende Weine, der SB 500 war auch mein Favorit und einer der Weine des Jahres. Und das fragliche Fass SB 500 hat evtl. Hendrik Thoma: http://www.calistoga.eu/winzer.php?w=Von%20Winning
OK, dann sollte es aber auch „Idee und Stil“ im Text heißen und nicht „Methode und individueller Zugang“
Eine „Methode“ ist eine dokumentierte, allgemein akzeptierte Vorgehensweise, eine individuelle, subjektive Idee entzieht sich dem sofortigen Verständnis und damit der Akzeptanz der Anwender traditioneller Methoden.
Aus der Wortbedeutung der wörtlichen Zitate ergibt sich ein Widerspruch.
Danke für den Link, dort heißt es zum SB500 – „erinnert an große Weißweine aus Bordeaux“ – was denn nun, Burgund oder Bordeaux oder individuelle Holz-Idee? 😉
Den Widerspruch müssen sie mir mal erklären, Herr Oberlehrer!
Hallo,
2011 habe ich alle GG probiert und fand keines, das nicht mindestens gut gewesen wäre. Weiß nicht, ob ich eine Serie auf einem anderen Weingut in der Pfalz getestet habe, die ähnlich konsistent wäre.
2012 habe ich bisher nur die einfacheren Weine getestet. Überhaupt finde ich auch die Weine aus der Deinhardt-Linie teils sehr gelungen und die sind soweit ich mich erinnere aus dem Stahltank (Aussage gilt für Weißwein)
Grüße!
Wine NErd
Ahoi,
eine gute Wahl. Ich kenne nur den 2011er, noch nicht den 2012er. Aber der 2011er ist ein Hammerwein. Ich persönlich glaube, dass der Wein sich gut halten (entwickeln) wird – ich finde sogar der 2011er ist noch verhalten und nicht auf den Punkt reif – dennoch schon ein Riesenspaß. Ich werde den Wein über ein paar Jahre verfolgen und immer mal wieder eine Flasche aus dem Keller öffnen. Ich vermute derzeit, er wird eher nach 10 als nach 5 Jahren am Höhepunkt sein. Schaun mer mal 😉
Frohes Fest !
Wine Nerd
burgundische Methode: im Burgund von der Mehrzahl der Winzer angewandte Technik und Verfahrensweise der Weinherstellung. Viele Personen teilen Wissen, Einsicht und Handlungsweise.
individueller Zugang: 1 – in Worten, nur EINE Person gewinnt für sich und seiner speziellen, individuellen Situation Wissen, Einsicht und Handlungsweise.
Glückwunsch! Kenne den 12er nicht, aber die Rieslinge haben mich dieses Jahr von den Socken gehauen: http://barriquehaus.de/2013/09/grosse-gewachse-pfalz-riesling-2012/
Das hilft nicht. Attmann kann sehr wohl in einer burgundischen Methode eine individuelle Handschrift entwickeln. Wenn Sie das nicht begreifen, dann kann ich Ihnen nicht helfen. Anderes Beispiel: Ich hab als Fotograf sehr wohl nach den Methoden von Diane Arbus, David Bailey oder Annie Leibowitz gearbeitet (Ausrüstung, Licht), aber dennoch eine individuelle Handschrift entwickelt, die meine Züge trägt und meine Fotos identifizierbar und einzigartig macht. Haben Sie verstanden?
Ok, danke für die freundlichen Erläuterungen. Was das Holz der Damy-Fässer bewirken kann ist hierzu lesen:
http://www.tonnelleries-bourgogne.com/wp-content/uploads/documentation/german-tonnellerie-de-bourgogne.pdf
Bei Weißwein ist die Rede von Holz-und Kokosnoten und Karamell und gerösteten Nüssen und Rotwein soll durch Schokoladenaroma bereichert werden. Insofern scheint mir die Gefahr der Verwechslung der Aromen Karamell und Kakao wie er im Text kritisiert wird verständlich zu sein.
Des Weiteren beschreibt der Text wie Attmann durch Nachahmung zum Lehrer wird, sofern es in seinem Betrieb Auszubildende gibt, muss er denen nur das beibringen was er selbst wertschätzt. Ich denke, das tut er auch. Eitelkeit ist ihm fremd heißt es in folgendem TV-Bericht und er kommt auch selbst zu Wort was diese Aussage bestätigt.
http://www.swr.de/landesschau-rp/persoenlich/-/id=8504226/did=12180178/nid=8504226/prgsru/index.html
Falsch: Nicht durch Nachahmung wird er zum Lehrer, sondern durch Interpretation einer gelebten Kultur oder Schule..
Mein Tipp- bzw. mein Formulierungsfehler – es sind natürlich die im Text genannten „Nachahmer“ gemeint. Ich wollte nicht sagen, dass Attmann ein Nachahmer ist. 🙂
Ich bin ganz klar der Meinung, dass der SB 500 von von Winning ein Superwein ist, obwohl ich mit dem 2011 folgendes Erlebnis hatte: Am Morgen des 01.09.2013 auf dem Gut ohne degustieren zu können gekauft. Am Abend in gutseigenen Restaurant Leopold eine Flache bestellt und total erschrocken, da der Wein stark verholzt war. Hatten fast Mühe, zu zweit die Flasche zu leeren. Nun am vorletzten Sonntag zuhause eine Flasche probiert und wieder total begeistert. Wohl spürbares Holz, aber gut eingebunden. Den 2012 erhalte ich im Frühjar 2014.
Man muss sagen dass der Captain und seine Crew bei der Auswahl deutscher Weingüter mittlerweile langweilig werden und wenig kreativ in deren Auswahl sind.
Beinahe im Monatsrythmus Lobhudeleien auf die ewig selben Schneiders und von Winnings und wenig Neues dazwischen.
Nicht dass ich die Qualität der Weine von von Winning nicht teilen würde, auch wenn die Stilistik seiner Weissweine überhaupt nicht meinen Geschmack trifft, aber es wird langsam schon langweilig.
Da kann ich auch die Fine lesen. Die Auswahl der Weingüter dort ist ähnlich beschränkt. Gute Bilder, interessant geschrieben aber eben nichts Neues.
Allseits frohe Weihnachten und auf mehr Neues im nächsten Jahr!
Falsch: Hier geht es nicht um irgendein Weingut und irgendeinen Wein, sondern um den „Wein des Jahres“ für uns. Und das ist eben ein Von Winning Wein. Basta!
Und Ihr gefühltes Wissen um die Anzahl der Markus Schneider Artikel möchte ich mal mit der Realität vergleichen. Wie viele Artikel über Markus Schneider und seine Weine gab es dieses Jahr? Und wie viele Artikel über Von Winning? Wenn man vom bedauerlichen Tod von Achim Niederberger absieht, der eine ausführliche Berichterstattung verdient. Mal nachzählen? Mit der Suchmaschine oben geht das auch ganz leicht. Und dann? Wie viele von 380 Artikel handeln über diese beiden Weingüter?
Na eben..
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Sieger ist von Winning mit 3:2
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Sieger ist von Winning mit 1:0
Gestern mittag konnte ich eine Flasche 500 aus 2011 für schlappe 40 Euronen bei den Dealern meines Vertrauens (WEINLAUBE Frankenthal) erwerben……..
Abends vor dem Essen geöffnet. Konnte natürlich nicht widerstehen.
1. Probeschluck: verholzt, kein Druck……
Ab mit der Hälfte der Flasche in eine Karaffe.
2. Probeschluck (nach einer Stunde): Holz schon deutlich besser eingebunden, Wein aber immer noch sehr verschlossen
1. Glas nach 2 Stunden: Wein wird runder, ohne zu „powern“ Erstes Erkennen, dass es ein großer Wein werden kann.
Habe dann dien Rest der Karaffe geleert, aber die Verschlossenheit wich den ganzen Abend nicht.
Erstes Fazit: Klaren Baby-Mord begangen, aber auch für mich als Laien deutlich erkennbar, dass viel Potential in ihm steckt.
Werde heute Abend die zweite Hälfte trinken und im Januar versuchen, noch 3 Fl. zu bekommen, die dann erst mal 5 Jahre vergessen werden.
Im Übrigen: Vielen Dank für die vielen Weintipps in 2013; Gesundheit und einen folgenlosen guten Rutsch nach 2014 für die ganze Crew.
Niederberger ist tot – ich hoffe dadurch auf eine Belebung seiner rein kapialistischen Sicht auf die von ihm durch seine dubios zusammengekauften Weingüter. Eine der wenig hoffnungsvollen Ausblicke auf 2014.
Schon allein vor dem Hintergrund eines an Krebs verstorbenen Mitmenschen „hoffnungsvolle Ausblicke“ zu vermelden:
Das naheliegendste, das mir zu diesem „Gast“ einfällt, ist:
ARSCHLOCH !!!
Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, wünsche ich einem Misanthrop wie Ihnen viele schöne neue Eindrücke auf der Onkologie.
Auch ich würde mich gerne auf der ARSCHLOCH-Unterschriftenliste eintragen.
Allein die Formulierung „Niederberger ist tot – ich hoffe dadurch …“ lässt einem die Blödheit nur so um die Ohren hallen.
Komisch, dass die Deppen meistens „Gast“ heißen und schön, dass die Weinwelt ja jenseits der Niederbergers dieser Welt immer eine so gigantische Bastion des Antikapitalismus gewesen ist.