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Aussteigen und Wein machen – das geht!

Und so sieht Herr Weindel heute aus.
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Früher war Volker Paul Weindel ein glattrasierter Manager. Heute macht er in der Provence mineralisch-frischen Bio-Rotwein, der mit Mozart beschallt wird.
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Jahrelang hatte Volker Paul Weindel die Warnsignale seines Körpers ignoriert, und dann ging alles auf einmal ganz schnell.

Zusammenbruch. Intensivstation. Zwei Jahre lang lag er im Krankenhaus. Auf einmal hatte er sehr viel Zeit. „Da macht man sich so seine Gedanken zum Thema Lebensqualität“, sagt er.

Gemeinsam mit seinem Bruder hatte er bis dahin als Workaholic ein großes Logistikunternehmen geleitet. 500 Leute arbeiteten für die beiden. Deshalb konnte Weindel mit 42 Jahren und als er wieder gesund war das tun, wovon andere nur träumen. Er stieg mit seiner Frau – eine Bildhauerin – und den Söhnen in seinen alten Landrover und fuhr nach Südfrankreich.

Dort fand der überzeugte Anthroposoph, was er suchte, den Arsch der Welt.

Genauer gesagt, das Flusstal Real Martin im Massif des Maures nordöstlich von Toulon. Das liegt in der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur. Weindel kaufte die Domaine La Tour des Vidaux, ein Weingut mit 24 Hektar Rebfläche.

Der Nachbarort Pierrefeu war schon im Mittelalter bekannt für seinen guten Wein.

Kein Wunder, das Wetter könnte besser nicht sein und die Schieferböden geben den Tropfen deutliche mineralische Noten. Außerdem ist Schiefer ein idealer Wärmespeicher in kühlen Nächten und lagert Wasser für heiße und trockene Sommer ein.

Die Vorbesitzer hatten ihre Trauben an die örtliche Genossenschaft abgeliefert. Die deutschen Quereinsteiger mussten also nicht nur Weinbau von Grund auf lernen, sondern auch einen Keller bauen und Maschinen kaufen. Für das eine hatten die Weindels ausreichend Ehrgeiz und jede Menge Fachliteratur, für das andere war einfach genug Geld da.

Fast 20 Jahre ist das nun her. Inzwischen sind die Weindels in Südfrankreich voll integriert. Volker Paul hat in der Gemeinde mehrere Ämter übernommen. Auch optisch hat er inzwischen nichts mehr gemein mit dem glattrasierten Manager, der er einmal war. Wild wuchern Haare und Bart und lassen ihn ein wenig aussehen, wie einen gealterten Obelix. Einen glücklich gealterten Obelix.

Mich interessieren seine Weine, weil Weindel im Keller sehr akribisch und ein bisschen verrückt arbeitet. Seine Tropfen reifen in großen, gebrauchten 50 Hektoliter-Holzfässern (= 5.000 Liter), dabei lässt er sie mit klassischer Musik beschallen.

Mal schauen, ob ich auch gleich Musik im Glas habe. Das Gluckern des Weins beim Einschenken kommt mir zumindest schon einmal sehr melodisch vor.

Kräftig und rubinrot funkelt der Tropfen mit dem Namen Tradition, als ich ihn schwenke. Drin sind übrigens folgende Rebsorten: Grenache (40%), Syrah (30%), Carignan (20%) und Cinsault (10%).

Betörende Noten entsteigen dem Glas: Üppig-warme, knapp an der Überreife vorbei geschrammte Schwarzkirsche, Heidelbeere und Brombeere, unterlegt von wildem Thymian und ein klein wenig Espresso.

Am Gaumen dominieren ebenfalls die fruchtigen Noten, nun allerdings frischer als eben in der Nase.

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Sehr geschmeidig gleitet der Wein über meine Zunge, hinterlässt Eindrücke von Brombeere und Heidelbeere, schwarzem Pfeffer und Espresso, Rosmarin und Thymian. Die weichen Tannine geben dem Tropfen eine kräftige und elegante Struktur, die recht hohe Säure bildet ein gutes, mineralisches Gegengewicht zu den 14 Volumenprozent Alkohol.

Da ist wirklich Musik im Glas! Das ist ein Südfranzose, wie ich ihn mag. Er hat einen vollen Geschmack, ist aber dank des etwas kühleren Klimas im Hinterland der Küste und des Schieferbodens trotzdem strukturiert und nicht zu breit am Gaumen.

Dazu esse ich am liebsten ein in Rotwein geschmortes Stück Rindfleisch oder Lammkoteletts vom Grill.

 

Datum: 7.2.2018
 

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