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Veltliner ohne Ö: Südtirol kickt!

The Koefererhofs: fesch sans aa no...
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Grüner Veltliner außerhalb Österreichs? Gibt es das überhaupt, darf es das geben? Jawohl! Es gibt ihn sogar in Südtirol. Höher kam die Rebe nie. Da staunt Captains Maat Golenia. Und berichtet euphorisch.
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Grüner Veltliner ist das Nationalheiligtum der Österreicher. Früher wurde die Qualität dieser Rebsorte flächendeckend unterschätzt und die Weine daraus zum Zech- und Schankwein degradiert. Doch schon in den 90er Jahren hatte sich die Einstellung gegenüber Österreichs liebster Sorte deutlich geändert. Irgendwann fiel auch dem hinterletzten Winzer auf, was in österreichischen Weinbergen für ein kostbarer Schatz wächst, der in Ausdruck, Vielseitigkeit und Lagerfähigkeit dem Riesling kaum nachsteht. Der Hype um den Grünen Veltliner war geboren. Zu Recht.

Da blieb auch außerhalb von Österreich nicht verborgen, was Grüner Veltliner leistet und welche spannenden Säfte man daraus keltern kann. Traditionell wurde er schon immer in Nachbarländern wie Tschechien und Ungarn angebaut. Kleinere Mengen als Neuanpflanzung gibt es mittlerweile auch in Neuseeland, Australien, ja sogar in Deutschland, wobei er hier schon im 18. Jahrhundert deutlich verbreiteter war als heute – vorzugsweise in den Hängen des Rheingaus und in Rheinhessen. In Deutschland hat auch unter Winzern diese Rebsorte wieder Anhänger gefunden. Zwar immer noch wenig, aber mit deutlicher Tendenz nach oben.

Zugegeben, der Maat ist immer ein wenig skeptisch bei Grünem Veltliner, der nicht in Österreich angebaut wird, denn er hatte in der Vergangenheit schon so einige nichtssagende Veltnliner im Glas gehabt, die ihn am veltlinischen Exodus haben zweifeln lassen. Braucht man Veltliner in anderen Ländern, wenn nur schwache Kopien dabei rauskommen?

Hoch, höher, Südtirol

Ja. Man braucht sie. Denn es geht auch besser. Ein veritables Stück außerösterreichischer Veltlinerkunst hatte der Maat neulich im Glas und das nahm ihm seine Zweifel: Weingut Köfererhof aus Südtirol und ihr Grüner Veltliner aus dem Jahr 2010.

Das Weingut Köfererhof ist im Eissacktal ansässig, einer Unterregion in Südtirol. Das Eisacktal ist Italiens nördlichste Weinbauregion und fest in der Hand der Weißweinproduktion. Von den 330 Hektar der Unterregion fallen rund 40 Hektar auf den Grünen Veltliner, der in ganz Südtirol nur dort angebaut wird. Ein Trademark.

Die Höhe der Weingärten (zwischen 600 – 700 Meter) sowie die Schotterböden bilden hier eine einzigartige Kombination für die seltene Sorte. Tagsüber ist es hier auch in der Höhe sehr warm, in der Nacht wird es aber ordentlich kühl. Solche Temperaturunterschiede sind bei Weißweinen sehr willkommen und ergeben eine gesteigerte Aromenbildung der Trauben – mit ausgeprägt pikanter Säure.

Da im Eisacktal nur wenig Niederschlag vorkommt und in den hohen Lagen immer ein stetiges Lüftchen weht, hat Günter Kerschbaumer vom Köfererhof nur selten mit Botrytis zu kämpfen. Somit kann er die Lese zeitlich weiter nach hinten verschieben und erhält dennoch botrytisfreies Lesegut. Vielleicht erklärt das die glasklare Frische und Mineralität dieses Veltliners vom Köfererhof, der sich krass von den typisch breiten Wachauer Smaragden unterscheidet und viele seiner österreichischen Kollegen ziemlich alt aussehen lässt.

Um es vorwegzunehmen: solch eine Mineralienbombe wie diesen Veltliner hatte der Maat bisher nur selten im Glas. Haben viele österreichische Grüne Veltliner oft die Neigung bei zunehmender Qualität Speckröllchen anzusetzen, scheint der vom Südtiroler Köfererhof seine ganze Feinheit und Eleganz nie gegen Übergewicht eintauschen zu wollen. Er bleibt cool – in jeder Hinsicht.

Hoch, höher, elegant

Im Glas ein Zitronengelb mit leicht grünlichen Reflexen. Dann eine hochelegante Nase, die niemals aufdringlich und überkandidelt daherkommt. Feiner Duft nach junger Ananas, Kiesbett und etwas Erde mit einer dünnen Portion Rauch. Im Mund eine grandiose, hochfeine und kühle Mineralität, getrocknete Küchenkräuter und abgelutschte, weiße Marmorkieselsteine. Dazu eine wunderbare eingebundene Säure, frisch und klar wie ein alpiner Gebirgsbach. Die Frucht wird niemals aufdringlich, der Wein biedert sich zu keiner Zeit dem Trinker an. Die trockene, dichte Mineralität zog sich bis in den Abgang fort. Und das ziemlich lang. Fazit: dieser Veltliner macht sprachlos.

Da saß der Maat nun bedröppelt in seiner Kajüte und musste eingestehen, dass er vorher keinen lauen Cent auf einen Grünen Veltliner aus Südtirol verwettet hätte. Und dann trat das genaue Gegenteil ein. Ein derber Stich mitten ins Verkosterherz.

Grüner Veltliner DOC, 13 % vol., von Weingut Köfererhof, Südtirol / Italien für 17,20 Euro.

 

Datum: 19.8.2012 (Update 7.1.2015)
 

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