X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Único: der Einzigartige

Er hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel.
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Ein Wein, der erst nach 20 Jahren fit zum Trinken ist? Ja, den gibt es. Und er ist natürlich teuer, berichtet Luxuswein-Experte Dr. Imtiaz Alikhan.
Anzeige

Vor 25 Jahren sprach noch kein anspruchsvoller Weinfreund über Spanien. Das Land existierte praktisch nicht in den Köpfen (und Kehlen) der Enthusiasten. Mit einer Ausnahme. Die Flaschen der Bodegas Vega Sicilia standen in den teuersten Restaurants der Welt schon von jeher auf den Weinkarten. Vor allem einer: der Único.

Vega Sicilia wurde 1864 von einem baskischen Großgrundbesitzer gegründet. Der Name lässt auf eine gewisse Verbindung zur Insel Sizilien schließen. Das ist aber ein Irrtum. Vega Sicilia ist die Kurzform des alten Namens: Pago de la Vega Santa Cecilia y Carrascal.

Die Weingutsbetreiber setzten zum Beginn und dann für lange Zeit auf französische Rebsorten. Die wuchsen genauso gut wie der heimische Tinto del Pais. So nannte man die Rebsorte Tempranillo damals. 18.000 junge Reben-Setzlinge wurden seinerzeit aus dem Bordelais importiert: Cabernet Sauvignon, Carmenère, Malbec, Merlot sowie Pinot Noir.

Das Weinbaugebiet Ribera del Duero ist nach dem Rioja Spaniens bekannteste Weinregion für große Rotweine. Ihr Aufstieg ist eng mit der Geschichte von Vega Sicilia und der Familie Alvarez verwoben, die 1982 den Besitz kaufte. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Vega Sicilia eine Top-Adresse für Wein, doch in den Genuss der Produkte des Hauses kamen nur Mitglieder und Freunde der weitläufigen Eigentümerfamilie. Seit dem Jahrgang 1915 erzeugt Vega Sicilia den Único, eine kostspielige Legende für Weintrinker, die das Besondere schätzen.

So richtig in Schwung kam das Geschäft erst 1964 unter der Leitung von Jesús Anadón, dem die Ribera del Duero die Herkunftsbezeichnung D.O. (Denominación de Origen) im Jahr 1982 zu verdanken hat. Vega Sicilias Hauptgeschäft ist ein Wein namens Valbuena, ein vornehmer Tropfen, der um die 130 Euro kostet und aus Trauben von Rebstöcken hergestellt wird, die nicht ganz so betagt sind wie die, auf denen die Trauben des doppelt so teuren Único wachsen.

Wie beim Único heißt die Hauptrebsorte des Valbuena Tempranillo. Setzt man beim Único jedoch auf Cabernet Sauvignon als Beimischung, ist es beim Valbuena in der Regel Merlot, sagte man mir. Der Valbuena reift 5 Jahre lang, bevor er zum Verkauf freigegeben wird.

Ende 2015 probierte ich mit Freunden Único aus dem Jahrgang 1998 ohne ihn vorher karaffiert zu haben. Die geöffnete Flasche wartete lediglich zwei Stunden lang, bevor wir uns an den Inhalt wagten. Schon das Bouquet ist unwiderstehlich. Es duftet nach Kräutern der Provence, dunklen Beeren und minziger Frische. Dann etwas Räucherkammer, asiatische Gewürze und Heidelbeeren. Eine Stunde später Blumen, feine Röstaromen und Tabak. Ich spüre eine schwerelose Qualität, die fast schon unheimlich ist. Auf der Zunge dann ein faszinierendes Konzentrat aus dunklen und süßlichen Früchten, kandierten Blüten, rauchiger Mineralik und Vanilleschote. Das ist so unendlich komplex und zum Weinen schön. Der Abgang dauert lange und zaubert mir Bilder von Landschaften meiner iranischen Heimat auf die Großhirnrinde, sodass ich mich beinahe auf einem Drogentrip wähne. Ein wahrlich einzigartiger Wein!

10 Weine, die ein Reicher trinken muss

Ausschließlich die allerbesten Parzellen von Vega Sicilia sind dem Único vorbehalten, der nur in sehr guten Jahren erzeugt wird. Auf ihm fußt das ganze Prestige des Hauses. Er benötigt fast zwei Jahrzehnte für die Reifung. Der Único gilt als einer der teuersten Weine Spaniens. Selbst wenn er noch viel zu jung zum Trinken ist, kostet er 350 Euro und mehr. Seine Fans versichern jedoch eisern, der Tropfen sei das Geld wert.

Die Rebstöcke des Único belegen über 200 Hektar Land auf einer Höhe von 700 Metern. Kalkstein und Schiefer bestimmen die Böden. Die hauptsächliche Nord-Ausrichtung der Hänge liefert die gelobte Säure im Wein. Heute und anders als in den alten Zeiten spielen Cabernet Sauvignon und Merlot nur mehr eine Nebenrolle im Único, deren Anteil von Jahr zu Jahr variiert. Tempranillo gibt den Ton an.

Man ahnt, dass für den Único keine Kosten und Mühen gescheut werden. Konsquenter → Grünschnitt und selektive Handlese, die in jeder Parzelle zu einem anderen Zeitpunkt stattfindet, abgestimmt auf Rebsorte, Rebstockalter und Beerenreife, erscheinen angesichts des Kaufpreises als Selbstverständlichkeit. Wahrscheinlich wirklich einzigartig ist der Aufwand, der beim Único im Ausbau betrieben wird. Er wird nämlich nicht in ein schickes Fass gelegt und dort in Ruhe gelassen. Man folgt vielmehr einem komplexen System, das die Eigenheiten jeder Ernte berücksichtigt.

Große und kleine Fässer aus amerikanischer und französischer Eiche, neue und ältere, manchmal auch Zementtanks, das alles kommt im Laufe der vielen Jahre, in denen der Wein zur Perfektion reift, zum Einsatz. In der Regel läuft der Prozess wie folgt ab: Im großen Holzfass geht es los, danach wird der Único teils in neue und teils in gebrauchte Barriques umgefüllt. Wenn diese Phase vorbei ist, kommt er wieder ins große Holzfass und ruht danach noch drei Jahre in den Flaschen, bevor der Wein ausgeliefert wird. Manche Jahrgänge reifen 16 Jahre unter strengster Beobachtung vor sich hin. Vor allem in der jüngeren Vergangenheit wurde jedoch schon nach 6 Jahren abgefüllt und ausgeliefert.

Ob das der gestiegenen Nachfrage geschuldet ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Die offizielle Sprachregelung klingt schöner. Es heißt, man achte mit Sorgfalt darauf, dass die Charakteristik des Único nur minimal vom gewohnten Standard abweicht, den die betuchte Stammkundschaft auf der ganzen Welt schätzt

 

Datum: 26.1.2020 (Update 7.7.2020)
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel