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Große Pläne
Wenn der Winzer Roman Niewodniczanski, (den ich aus Platzgründen in der Folge nur noch N. nennen werde) Weinfreunde in sein Weingut Van Volxem in Wiltingen einlädt, dann lässt er sich nicht lumpen.
Beim Essen nach der eigentlichen Verkostung wird dann schon mal ein 1986er Margaux vom Chateau Palmer zum Kalbsfilet in Pilzrahm auf den Tisch gestellt.
Dabei hat es N., der seit Jahren zu den profiliertesten und schillerndsten deutschen Winzern gehört, kaum nötig, sich einzuschmeicheln. Aber dieser Wein aus seiner umfänglichen Privatsammlung passte einfach zum Konzept seiner Präsentation.
Denn N., der die Übernahme des Weinguts 1999 mit seinem Erbteil aus der Bitburger-Dynastie finanzierte, hat eine klare Vorstellung von seiner Arbeit: Er wolle Van Volxem zu einem der weltweit führenden Weingüter entwickeln, und dann müsse man sich eben auch an Monumenten der Weinkultur wie Chateau Palmer orientieren.
Auch das Weingut ist GROSS
Mit inzwischen 60 Hektar Rebfläche hat sich Van Volxem zum größten Privatweingut an der Saar entwickelt. Zugekauft wurden keinesfalls irgendwelche Äcker in Randlagen, sondern fast ausschließlich Top-Parzellen in berühmten Saar-Lagen wie Scharzhofberg, Gottesfuss, Braunfels, Wiltinger Kupp und Ockfener Bockstein.
Der hühnenhaft gewachsene N. (siehe oben), der vor seiner Winzerlaufbahn Wirtschaftsgeografie und Betriebswirtschaftslehre studierte und unter anderem bei der Unternehmensberatung Ernest&Young tätig war, macht keine halben Sachen.
Seine Weine werden ausschließlich per Hand gelesen und im traditionellen Moselfuder (= Fass) ohne Fremdhefen vergoren. Sein Anspruch ist schlicht, „große, filigrane Riesling-Weine zu erzeugen“, angefangen bei seinem Basis-Wein, dem Saar-Riesling, bis hin zu den Großen Gewächsen der einzelnen Lagen.
Weine sollen liegen bleiben
Den Trend, Saarweine wieder verstärkt fruchtsüß auszubauen, sieht er eher kritisch, denn Saar-Riesling hat nach seiner Einschätzung ein einzigartiges Potenzial für dezent restsüße, aber dennoch trocken schmeckende Weine mit einmaligem Süße-Säure-Spiel, langer Lagerfähigkeit und großem Entwicklungspotenzial. Deswegen strebt er für die Zukunft auch an, besonders gute Weine erst nach bis zu zehn Jahren Flaschenlager auf den Markt zu bringen.
Wie viele Winzer der Region schwärmt N. von den Zeiten Anfang des 20. Jahrhunderts, als Weine von der Saar in allen führenden Restaurants der Welt auf der Karte standen und dabei teurer waren, als die berühmten Grands Crus aus dem Burgund und dem Bordelais.
Wein muss teuer sein
Auf dieses Niveau will er wieder, und das funktioniert seiner Überzeugung nach nur über den Preis. Denn „Weine, die (im Handel) unter 60 oder 80 Euro kosten, nehmen die reichen Russen und Chinesen doch überhaupt nicht ernst, egal, wie gut die sind“, sagt N.
Gerne räumt der Winzer ein, dass solche oder noch höhere Preise natürlich nichts mehr mit dem eigentlichen Wert eines Weines zu tun haben, sondern eher mit dem Fetischcharakter derartiger Luxusprodukte. Aber anders könne man in dieser Liga eben nicht mitspielen. Noch ist er nicht so weit, aber N. arbeitet hart und intensiv daran. Und zwar nicht nur im Weinberg und im Keller, sondern bei Präsentationen rund um den Globus.
Keine Sorge, geht auch günstig
Natürlich wird man den Ertrag von 60 Hektar auch nach weiteren Höhenflügen nicht ausschließlich an reiche Russen oder Chinesen und heimische Porschefahrer zu exorbitanten Preisen verkaufen können. Auch deswegen sieht N. seinen einfachen Saar-Riesling, der ungefähr die Hälfte der Produktionsmenge ausmacht, ebenfalls als wichtigen Botschafter für das Gut und für die ganze Region.
Diesen Anspruch löst der Wein voll und ganz ein. Eine fast schon stahlig anmutende, feinwürzige Textur mit rassiger Säure und ganz wunderbar klaren Fruchtaromen von Aprikose, Pfirsich und Limette. Fazit: Auch sein kleiner Riesling ist eigentlich ein ziemlich großer.
Bliebe noch zu erwähnen, dass N. ausdrücklich versichert, seinen Basis-Riesling auch noch dann zu vernünftigen Preisen anbieten zu wollen, wenn er es tatsächlich in die globale Spitzengruppe geschafft hat und chinesische Weinfreunde sich an kostbaren Tropfen aus dem Hause Van Volxem laben. Wir werden ihn daran erinnern.
Das überrascht mich jetzt aber, dass Sie eine Aussage wie „höhere Preise haben natürlich nichts mehr mit dem eigentlichen Wert eines Weines zu tun, sondern eher mit dem Fetischcharakter derartiger Luxusprodukte“ unkommentiert wiedergeben. Aus Sicht des Winzers bedeutet Schweigen wohl Zustimmung, aber so gar keinen Seitenhieb auf die zum Ausdruck kommende Einstellung der Käuferzielgruppe?
Was ist daran überraschend? N. hat es genauso gesagt – und er hat natürlich Recht damit. Der ganze Wahnsinn fängt doch schon bei Markenklamotten im Kindergarten an, und ist bei Weinen mit absurden Preisen noch lange nicht zu Ende. Ist doch schön, wenn ein Top-Winzer mal so ehrlich ist
Wir kennen Sie ja als meinungsstarken Autor, dem es durchaus ein Anliegen ist, abseits der ausgetretenen Pfade wie. z.B. dem VDP-Adler, im besten Sinne des Wortes preiswerte Weine zu entdecken und vorzustellen. Nun teilt Ihnen ein Winzer mit, dass er ganz gerne Weine zu Preisen verkaufen möchte, die „mit dem eigentlichen Wert eines Weines nichts zu tun haben.“ Hmmm… Zutreffend meinen Sie dann, dass es „Wahnsinn“ sei, wenn die Käufer diese „absurden Preise“ zahlen. Es ging nur darum, dass ich diese persönliche Bewertung durch Sie bereits im Artikel erwartet hätte.
Der Preis steht immer im Verhältnis zur tatsächlich erbrachten Leistung des Winzers. Und sicher gibt es viele Weine, auch gute Weine von bekannten Winzern, die so gesehen ihr Geld vielleicht nicht wert sind. Wenn ein Winzer pro Flasche einen Reingewinn von 20 macht finde ich das angesichts der Masse an Winzern, die eben nur einstellige Beträge machen auch merkwürdig… Es bleibt aber Realität, gegen die zu kämpfen nicht lohnt.
Wer sucht, wird qualitative Aequivalente von unbekannteren Winzern auch finden. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Warum denn immer diese Diskussion? Zugegeben, vor einigen Jahren, als ich das Weinbloggen anfing, habe ich da auch immer gern drauf gehauen. Zum Kauf hat mich aber schon damals niemand gezwungen und tut das auch heute nicht!
Und wie es der Zufall so will, habe ich mir gerade getern genau diesen Saar Riesling gekauft, für sogar 14.95…
Hallo,
die Diskussion ist mir unverständlich.
1. N., der die Problematik von allen Seiten kennt – er hat sie ja auch außerhalb der Weinwirtschaft richtig gelernt und sich ein eigenes Urteil bewahrt – hat erfreulicherweise nur gesagt, was Sache ist.
2. Wer auf dem Weinmarkt aus verständlichen Gründen preislich nicht mithalten will, muss Preiswerteres kaufen. Da die Durchschnittsqualität in den letzten Jahren kontinuierlich nach oben gegangen ist, ist das bei anderen deutschen Anbietern durchaus möglich. Man muss nur selber wissen, wo die entsprechende Qualit#t geboten wird. Und wenn N für diese Klientel ein erschwingliches Angebot machen will, sogar bei ihm.
3. Nach dem, was er B gesagt hat, wird sich N nicht mal darüber ärgern, Leuten mit eigener Urteilsfähigkeit zu ökonomisch vernünftigen Preisen qualitativ vernünftigen Wein anzubieten. Eher im Gegenteil.
So what?
wow, und der preis ist echt heiß.