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Mein Wein, der aus der Hitze kam

Puh!
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Der EU (also uns allen) sei Dank für die guten Weine aus dem Alentejo.
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Jahrhundertelang konnte kaum ein Winzer auf die Bauern in Alentejo, Südportugal verzichten.

In den riesigen Weizenfeldern dieser Region stehen unzählige Korkeichen. Mehr als die Hälfte aller auf der Welt benutzten Korkstopper kommen aus Portugal. Davon kommen die allermeisten aus Alentejo.

Nennenswerte Weine kelterte dort noch bis zum Ende des vergangenen Jahrtausends niemand. Der Wirtschaft ging es mies, niemand wollte investieren. Denn eigentlich ist es im Alentejo ein bisschen zu warm und ein bisschen zu trocken, um ordentliche Tropfen zu machen.

Aber dann – Vorhang auf für die Europäische Union!

Die öffnete zu Beginn der 1990er Jahre ihren (unsere!) Geldbeutel und unterstützte die Genossenschaften und wenigen Winzerim Alentejo.

Rasch wurde klar, dass mit moderner Technik dort einiges möglich ist. Ausgeklügelte Bewässerungssysteme lassen die Reben nicht allzu viel Durst leiden. Später in der Kelter – dort landen manche Trauben schon Mitte August, so früh reifen sie – geht ohne moderne Temperaturregelung gar nichts. Bis zu 40 Grad Celsius wird es heiß. Das ist zu viel für die meisten Weine.

Inzwischen wachsen hier auf 20.000 Hektar Reben. Sechs Weinbau-Enklaven haben in den vergangenen Jahren besonders auf sich aufmerksam gemacht. Eine davon ist Redondo.

Dort besitzt der Geschäftsmann Alexandre Relvas zwei große Weingüter. Relvas baut traditionelle Rebsorten an, forstet Wälder wieder auf und züchtet alte Schaf- und Eselrassen.

Man sieht, der Mann packt einiges an. Sein Sohn ist inzwischen der Boss im Weinkeller. Das Ziel: Tolle Tropfen zu bezahlbaren Preisen machen.

Jene Flasche Wein, die ich mir von Relvas aus Portugal habe schicken lassen, ruiniert garantiert niemanden. Der Inhalt ist aus 100% Aragonez gekeltert. Der Name klingt ungewohnt, die Rebsorte kennt aber fast jeder. Das ist nämlich die portugiesische Bezeichung für Tempranillo.

Rotwein aus gutem Hause

Portwein aus Deutschland?

Für diesen Wein gehe ich meilenweit

Rubinrot gluckert der Wein in mein Glas und als ich ihm mit der Nase nahekomme, springen mir schon die ersten Duftnoten hinein. Kräftiges Kerlchen! Schwarzkirsche, Holunder und Brombeere sind dominieren in den ersten Minuten.

Nachdem ich dem Tropfen ein paar Minuten Zeit zum Atmen gelassen habe, öffnet er sich und wird komplexer. Röstaromen von dunkler Brotrinde kommen hinzu, etwas Glühweingewürz und eine Note, die an heiße Steine erinnert.

Ich nehme einen Schluck und bin im ersten Moment ein wenig enttäuscht. Wo ist die schöne Komplexität aus der Nase hin? Unrund, fast ruppig poltert der Wein durch meinen Mund.

Zwei Stunden lasse ich ihn Luft atmen, dann bekommt er eine zweite Chance. Oha, schon viel besser!

Seine herbe Note hat er zwar immer noch aber die passt jetzt ganz wunderbar zu Schokolade und Espresso vom Holzfassausbau, die wunderbar schön mit Brombeere und Schwarzkirsche harmonieren. Im Abgang ergänzen erdige Töne den Geschmack. Die Säure ist ziemlich hoch, auch Tannine sind ordentlich vorhanden.

Wer einen eingefleischten Spanientrinker davon überzeugen will, dass es auch beim Nachbarn Portugal gute Weine aus Tempranillo/ Aragonez gibt, der sollte hier zugreifen.

Als Essenspartner schlage ich gegrillte Lammkoteletts oder ein Entrecôte vor.

 

Datum: 18.10.2017
 

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