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Heute gibt es Obst

Ganz schön trocken hier.
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Unser Weintester Rainer Balcerowiak hat einen fein-fruchtigen Weißwein von Winzerstar Telmo Rodriguez aus Spanien auf dem Tisch stehen, der zeigt, was die Rebsorte Verdejo kann.
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Um Spanien machte ich viele Jahre lang einen ziemlich großen Bogen. Gerecht war das nicht. Schließlich haben es die vielen guten Erzeuger des Landes nicht verdient, für labbrige weiße Wässerchen und flüssigen angekokelten Vanillepudding in Sippenhaft genommen zu werden.

Also Spanien. Draußen ist es schön, also bleiben wir bei weiß. Für derartige Gelegenheiten haben spanische Önologen vor rund 40 Jahren ein kleines Juwel entdeckt.

Denn bis dahin wurde die besonders in der Region Rueda verbreitete autochthone Rebsorte Verdejo in erster Linie für stark oxidierte, sherryartige Weine verwendet. Erst durch High-Tech-Verfahren bei Lese, Transport und Pressung konnte das Potenzial dieser extrem sauerstoffempfindlichen Rebe für nuancierte, frische Weißweine erschlossen werden. So richtig in Fahrt kam die Sorte Verdejo, als die Experten des bekannten Weinguts Marqués de Riscal (aus Rioja) eine Gegend für den Anbau von Weißweinen mit hohen Qualitätsanforderungen suchten und ausgerechnet zwischen zwischen den Rotweinhochburgen Ribera del Duero und Toro in Rueda landeten.

Hier setzen bitterkalte, lange Winter und extrem trockene, heiße Sommern den Reben zu und zwingen sie zu Höchstleistungen. Zwischen Tag und Nacht herrschen manchmal Temperaturunterschieden von bis zu 25 Grad Celsius. Das sorgt dafür, dass die Säure in den Trauben knackig bleibt.

Leider stürmt und hagelt es oft im Herbst Hagel und im Frühjahr bedroht Spätfrost die Reben. Deshalb gibt es in der Erntemenge von Jahr zu Jahr große Schwankungen.

Ich koste jetzt für euch den Basa Blanco von Telmo Rodriguez. Ein fruchtbetonter Wein mit prallen Aromen, der glücklicherweise nicht mit obskuren Hölzern gequält wurde. Angebaut wird der Wein auf Schotter- und Kalkböden in 700 Meter Höhe am Fluss Duero.

Telmo hat seinem Basa noch 10 Prozent Viura (auch unter dem Namen Macabeo bekannt) und 5 Prozent Sauvignon Blanc hinzugefügt. Herausgekommen ist ein äußerst blumiges aber trockenes Getränk, das zu mehr als nur Durstlöschen taugt.

Telmo Rodriguez ist übrigens einer der Shooting-Stars der spanischen Weinszene.Der aus dem Rioja-Gebiet stammende Winzersohn absolvierte seine Lehr- und Wanderjahre hauptsächlich in Frankreich, schloss ein Önologiestudium in Bordeaux ab und assistierte unter anderem in der Domaine Trévallon. Nach seiner Rückkehr leitete er zunächst den elterlichen Betrieb, bevor er 1994 ein Önologenteam um sich scharte, um in verschiedenen Landesteilen gebietstypische Weine zu schaffen.

Drinking wine with #telmorodriguez. Seriously, no big deal. #winemaker #spainwinesociety #winebrat

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Der Compania de Vinos Telmo Rodriguez gehören mittlerweile 40 Hektar Rebanlagen, die hauptsächlich mit autochthonen Sorten der jeweiligen Regionen bepflanzt sind. Er wolle keine Multi-Kulti-Weine, die über keine eigene Identität verfügen, so Telmos Credo. Zitat: „Menschen aus der ganzen Welt sollen überall friedlich zusammenfinden, ihre Weine sollen aber unzweifelhaft ihre ureigene Herkunft widerspiegeln.“ Das klingt so wunderbar zeitgemäß, dass ich mir vor lauter Rührung fast zu viel einschenke.

In die Nase steigt zunächst die Sauvignon-Pampelmuse (Achtung: nicht Grapefruit!). Am Gaumen machen sich Ananas und ein wenig Galia-Melone bemerkbar. Die ganze Obstherrlichkeit wird durch ein paar frische Kräuter ergänzt und zusammengehalten von straffer, jedoch angenehmer Säure.

Allzu kräftige oder salzige Speisen kann man diesem zarten Gebilde wohl nicht zumuten. Mit mildem Frischkäse gefüllte Brioches wären sicherlich einen Versuch wert, doch dieser süffige Wein trinkt sich auch so ganz gut weg. Am besten schön kalt.

Und er muss auch weg, denn er lebt von seiner Jugend. Ich bekomme spontan schlechte Laune, wenn ich mir ausmale, wie die soeben geöffnete Flasche in drei oder fünf Jahren schmecken wird.

 

Datum: 24.6.2017
 

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