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Sancerre: Vom Trio Bio grandios

Puh, da rackert man sich ab aber alle gucken nur auf die Landschaft.
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Der Captain macht ´ne Flasche von einem Bio-Weingut im Sancerre auf, über das er noch nie was gehört hat: Domaine Vacheron. Verdächtig. Aber dann knallt ihm ein fantastischer Sauvignon Blanc in die Nase, dem man sich auch noch leisten kann.
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Der Captain ist zurück. Für einen Tag. Seine Assistenten werfen die Ausrüstung zu Boden, kramen die Filme raus und bringen sie ins Labor. Der Captain ist Fotograf und gut gebucht, weil er schnell und präzise arbeitet. Und selbst Konzernherren und Politiker Respekt vor ihm haben. Da braucht er nur einmal den Mund aufmachen. Der Erste glaubt ja, dass die „Opfer“ des Captain ihn schnell wieder loswerden wollen und deswegen so kooperativ sind. Auch eine gute Masche.

Filme? Ja, richtig, der Captain ist die meiste Zeit noch ein analoger Fotograf der alten Schule. Das leistet er sich eben. Die alte Hasselblad und die teuren Filme. Der Captain denkt, man sieht den Unterschied. Und selbst der Erste, der eine digitale Leica besitzt und diese vergöttert, sagt, dass er erkennen kann, dass Film eine eigene Qualität ist. Eben etwas altes und gut durchgegorenes.

Der Captain fläzt sich auf das alte Rolf-Benz-Sofa, das er aus den Achtzigern auf das Schiff gerettet hat. Die Füße tun weh und er will was trinken, bevor er abends wieder rausgeht. Deswegen schnauzt er Stylemaat Küblbeck an, der an seinem Blazer herumzupft, den er selbst bei großer Hitze nicht ausziehen will. Gemeinsam mit dem Zahlmeister sind wir drei das metrosexuelle Rat-Pack der Weinszene, denkt der Captain. Da kann keiner mit. Das sind schwere Stunden für Hippiemaat Golenia.

Was Vernünftiges raufholen

Küblbeck aber, der jetzt provozierend langsam Fusseln entfernt, Küblbeck braucht wieder mal eine härtere Gangart. Und deswegen brüllt der Captain nach Wein und weist den Stylemaat an, etwas „Vernünftiges“ aus dem Keller zu holen. Und auch etwas Überraschendes. Darunter will es der Captain heute nicht machen.

„Wie viel darf es kosten.“

„Egal.“

Na dann, denkt sich Küblbeck, soll sich der Alte wundern. Und es wird sicher kein Mersault von Coche-Dury. Das wäre zu einfach. Obwohl Stylemaat Küblbeck gerne wieder ein großes Glas großen Weins getrunken hätte. Aber da wird sich auch was anderes finden lassen, denkt Küblbeck. Und steigt hinab in den Schiffsbauch.

Wieder oben, stellt Küblbeck dem Captain eine Flasche Sancerre auf den Tisch. Von der Domaine Vacheron (keine Website zu finden, aber dieses Video), über die der Captain bislang nichts gehört hat. Von den Hänger der Loire kennt er nur Huet und Nicolas Joly. Der Rest hat ihn nie interessiert. Dem Bio-Apostel Joly steht er sowieso skeptisch gegenüber, denn dem seine Jahrgänge sind oft abenteuerlich unterschiedlich, sodass Grandioses und Dreck nah beinander liegen. Das hält der Captain nicht aus. Dann lieber weiße Burgunder.

Noch dazu Sauvignon Blanc, eine komplizierte Traube, die der Captain nur mag, wenn sie aus der Steiermark kommt. Und dort von Neumeister oder Tement. Und nicht zu vergessen Werlitsch. Für diese Sauvignons lässt der Captain die ganze Loire sausen. Scheißt der Hund drauf. Doch jetzt kommt Küblbeck. Und seine Flasche, die dick und schwer ist. Das bürgt in Frankreich nicht für Angeberei, sondern für einen großen und ernst gemeinten Wein.

Feuerstein? Aha, viel Gequatsche…

Die Domaine Vacheron, so hört der Ignorant, ist ein biodynamisch arbeitendes Weingut. Aber keine Esoteriker. Damit also voll auf der Linie des Captain und der Maate. Das macht die Stimmung gleich besser. Noch dazu, erklärt Küblbeck (der gerne viel liest) schimmert hier – wie bei keinem anderen Weingut – der Feuerstein durch, in dem die alten Reben wurzeln. Viel Gequatsche, denkt der Captain und holt die Dekantierkaraffe. Ein bisschen Luft wird dem Wein gut tun. „Guigne-Chèvres“ 2010. Was heißt Guigne-Chévres – ist das die Lage? Auch Küblbeck kann’s nicht „gugeln“. Egal, Hauptsache der Wein schmeckt.

Und wie! Schon in der Nase gleich Limette und Stachelbeere, Ribisel und etwas Aprikose. Danach ein Hammer von Mineralität. Nicht gleich als Sauvignon zu erkennen. Aber dann doch. Irgendwie. Denn da ist dieser unglaublich präzise und anregende Geruch einer frisch geöffneten normannischen Auster. Das kennt der Captain von anderen großen französischen Sauvignons. Ganz grandios. Und Milliarden Kilometer weit weg von den Aromahefe-Sauvignons aus Chile oder Neuseeland. Der Captain merkt: Er muss seine Meinung wieder mal revidieren. Dazu hat er ja das Schiff gegründet. Um dauernd korrigiert zu werden.

Und Brennessel. Besser geht nicht!

Grandios auch im Mund. Wahrlich groß. Ein Hammerwein. Der Captain bricht in Begeisterung aus. Das Terroir und die Mineralität dominieren, lassen aber einer hellen Zitrusfruchtigkeit Platz, die von einem satten weißen Pfirsich gekontert wird. Und etwas Brennessel. Viel mehr ist da nicht. Doch was da ist, ist gewichtig und das reine Trinkvergnügen. Besser geht nicht.

Sicher scheißteuer, denkt der Captain. Zudem das der Premiumwein des Hauses ist. Doch Küblbeck schüttelt den Kopf. So schlimm ist es auch wieder nicht. Kann man sich leisten. Soll heißen: davon kommt mehr aufs Schiff.

Und Obacht! Jetzt gibt es auch mal ´ne Wertung für einen Wein. Der Captain vergibt 94 Punkte. Was soll das? Darüber demnächst mehr.

  • Sancerre Guigne-Chévres 2010 von der Domaine Vacheron (13% Alk) für 26,90 Euro.
 

Datum: 20.8.2012 (Update 7.1.2015)
 

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