Gibt es etwas, das der Captain übersehen hat? Sicher. Und sicher ist der Cabernet Dorsa nicht die einzige Sorte, die der Captain noch nie trank. Bis Freitag. Da trank er einen.
Und Freitag trank er auch einen Cabernet Dorio, eine beinahe idente Sorte. Der Captain trank zwei Fassproben aus zwei kleinen Holzfässern. Holzfässern aus Frankreich (Francois Freres), Toasting Medium plus. Der Captain trank die Zukunft.
Der Captain trank die Zukunft, als der Winzer, der vorerst nicht genannt werden will („wenns schiefgeht, steh ich blöd da“) beide Proben in einem Verhältnis 60 (Dorsa) zu 40 (Dorio) zusammenkippte. In eine Plastikkanne mit Schnabel.
Dann ins Glas. Und?
Doch was ist eigentlich Dorsa? Und was Dorio?
Cabernet Dorsa ist eine Kreuzung der Sorten Dornfelder und Cabernet Sauvignon. Cabernet Dorio auch. Beide Sorten sind recht frostfest (also ideal für Deutschland) und beide Sorten lassen dem Cabernet den Vortritt, der Wein ist also kräftig und tanninreich und bringt vom Dornfelder die weichen und fruchtigen Töne mit. Und auch die frühe Reife. Dem Captain ist aufgefallen, dass der Dorsa etwas härter als der Dorio schmeckt. Und auch etwas weniger fruchtig. Aber das im Minimalbereich.
Dem Captain ist aber auch aufgefallen, dass die Cuveé (Jahrgang 2007) absolut internationale Spitzenklasse hatte. Ein Kraftprotz mit Frucht und Eleganz, den der Captain niemals in Deutschland und niemals in die Pfalz verortet hätte. Eher in Italien. Und dort im Friaul (und als Cabernet Franc) oder sogar in der Toskana. Oder in Südfrankreich.
Was den Captain aber beunruhigt ist, dass hier offenbar zwei fast idente Traubensorten vergessen werden, die eine Lücke im deutschen Rotweinbau schließen könnten. Denn neben Spätburgunder und Lemberger könnte Der Dorsa/Dorio die Lücke des kräftigen Einstiegsweins mit breiter Publikumstauglichkeit füllen. Bis hin zu großen Rotwein ist alles drin.
Anders gesagt: Wer so einen Wein für 15,90 Euro in einer Vinothek bekommt, greift zu keinem Italiener mehr. Denkt der Captain. Und wundert sich, dass diese Sorten nur auf kleinsten Flächen angebaut werden. Wird Deutschlands bester Rotwein übersehen? Könnte sein.
Never ever von Dorsa und Dorio gehört. Komme mir nachgerade unwissend und ignorant vor.
Noch nie davon gehört. Ist das auch was für Österreich?
Ich bin mir ja nicht so sicher, ob das Heil des deutschen Weinbaus in der Anpflanzung von immer neuen Züchtungen und Kreuzungen liegt. Schließlich waren Huxelrebe, Kanzler, Faber, Morio-Muskat und wie sie alle heißen für den Geschmack der 70er und 80er auch recht… Vielleicht habe ich ja nur noch nicht einen Cab. Dorsa oder Dorio von der Qualität getrunken, wie von jener, die der Captain im Glas hatte. Aber selbst wenn dieser doppelt so gut sein sollte wie alles, was ich aus diesen Trauben kenne (Geil, Fitz-Ritter, Schales), braucht die Welt die Sorten nicht. Dann gilt dasselbe wie für Dornfelder: grausam bis scheußlich in der Breite und verdammt gut in der winzigkleinen Spitze (Knipser!!!, Gutzler, manchmal auch Deutzerhof). Winzer wie Philipp Kuhn, Castel Peter oder Markus Schneider zeigen schließlich, wie man auch aus etablierten Sorten (Portugieser, St. Laurent, Frühburgunder, Dunkelfelder aber auch Cab. Sauv., Merlot, Cabernet Franc) Einstiegsweine von internationalem Zuschnitt macht. OK, zumindest Schneider verwendet die beiden Unaussprechlichen auch, wie ich eben festgestellt habe.
Lieber Captain,
auch bei diesen Züchtungen stand nicht die Qualität des Weines im Focus, sondern es ging wie schon bei den diversen Neuzüchtungen der letzten Jahrzehnten, einzig und allein darum, dass Leben der Weinbauern zu vereinfachen. Frühe Reife, Frostbeständigkeit und auch was diverse Rebkrankheiten betrifft sehr robust.
Ich hab allerdings auch noch nie, einen so guten im Glas gehabt, wie Du beschreibst. Andererseits gibt es doch so viele wunderschöne Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc auf dieser Welt (und noch viel größere Mengen an seichter Plörre) und so wenig wirklich gute Spätburgunder, von Lemberger und Portugieser abgesehen…
Vor allem Frage ich mich, warum wir die besten Lagen für Rotwein vergeuden sollen, die wir der Welt doch nicht so schnell erklären können, statt dass wir endlich mal versuchen, die deutschen Rieslinge zur Perfektion zu bringen.
Lieben Gruß
Michael Liebert
Lieber Captain,
ich möchte mich hier für diesen Artikel bedanken. Endlich scheint es die ersten ernsthaften Weine aus diesen Sorten zu geben. Das Problem sehe ich nicht persönlich in der Tatsache, dass es eine Kreuzungszüchtung ist, sondern im Alter der Rebstöcke. Es sind nun mal Rebsorten, die wie Merlot und Cabernet grundsätzlich zu viel Ertrag haben. Wenn diese dann mal, so wie die etablierten Rebsorten bis zu 40 oder 60 Jahre alt sind, und die Erträge natürlich gering ausfallen, dann würden wir Alle darüber schwärmen ;-)….
Das schöne ist jedoch die frühere Reife gegenüber dem Cabernet Sauvignon bzw. Cab. Franc und die Unanfälligkeit gegenüber dem „Grünem Paprika“. Es sind in der Tat Rebsorten, die den Bereich kräftiger Einstiegswein aus Deutschland abdecken können. Man muß ja nicht diese Domaine unseren südländischen Nachbarn überlassen. z.B. hat die Ortenau und die Winzer des OWK in den letzten Jahren verstärkt Cabernet Dorsa angepflanzt.
Leider ist der Cab. Dorsa jedoch etwas empfindlich gegenüber Mehltau und sollte gut beobachtet werden.
Grundsätzlich sollte man sich jedoch die Frage stellen, wenn man schon mit Neuzüchtungen anfängt… und man dem Kunden erst einmal erklären muß, um was es sich handelt… wäre es dort eher ratsam sich im Kreise der modernen Piwis umzuschauen… Damit könnte man den ökologischen Vorteil ganz deutlich herausstellen…
Herzliche Grüße
Patrick
Danke Patrick, ich sehe hier Möglichkeiten für einen kräftigen, wohlschmeckenden, populären, deutschen Einstiegswein. Ob er mehr kann, muss erst bewiesen werden. Das würde ja erstmal langen..
Moin Captain,
beobachte ihr Schiff seit kurzem von Land aus; zu Dorsa und/oder Dorio: habe ich vor gut einem Jahren bei zwei Pfälzer Winzern probiert (verkosten dürfen nur die Pofis).
Fand sie eher zu vordergründig, so ein Wein der einen geschmacklich anspringt; das Adjektiv das mir bei solchen Weinen einfällt ist „parkerisiert“. Bin verunsichtert, mag der Catain nur den Herrn Parker nicht oder auch nicht den Weinstiel den selbiger in der Welt und sogar in der Vorderpfalz durchsetzt.
Übrigens fand ich die drei Weine welche ich mal von Anselmann probiert hatte (Dorsa/Dorio war da nicht dabei) voll mit aufgesetzter Bonbonnote. Darf ich jetzt immer noch auf`s Schif?
bitte Bezugsquelle in Berlin ansagen…hab mich schon umgehört aber nix gefunden und kanns nicht abwarten 🙂
Gibt es keine. Man muss direkt bestellen..
Oh weh was soll das
es gibt so viele Rebsorten die das Potential des Großen Deutschen Rotweins hätten, aber es sind soo viele aber in einer Kleinstmenge und die Maße kaufen lieber einen Neue Welt Rotwein aus dem Supermarkt als was neues zu probieren, muss man halt direkt bei einem Winzer bestellen das ist für viele zu anstrengent.
Von Dorsa und Dorio noch paar mehr
Deutsche Rotwein Neuzuchten:
Acolon
Cabernet Mitos
Cabertin
Dakapo
Dornfelder
Dunkelfelder
Domina
Pinotin
Regent
und es gibt noch viele mehr!!!!!