↓ Ähnliche Weine
↓ Ähnliche Artikel
↓
Der Grüne Veltliner ist in aller Munde. Ein Wein des Volkes. Wie kein anderer Saft baut er bei entsprechender Reife einen wunderbaren Bogen aus Kraft und Komplexität. Kein Wunder, dass der Grüne Veltliner Spaß macht. Kein Wunder, dass diese autochthone österreichische Sorte boomt, wie keine andere Traube der Alpenrepublik.
Der Grüne Veltliner hat eine anerkannte und durchgesetzte Alleinstellung in der Weinwelt. Er ist jedoch nicht der einzige Veltliner. In Österreich gibt es eine weitschichtig verwandte und kaum vergleichbare Sorte zu entdecken, die fast den gleichen Namen trägt; ein Phantom, das derzeit dank einiger Individualisten wieder ins Rampenlicht der Oper tritt und großes Potenzial besitzt. Die Rede ist vom Roten Veltliner.
Hier an Bord liebt man den Grünen Veltliner. Manchmal jedoch, können wir ihn nicht mehr sehen. Es wird uns mitunter langweilig mit der Traube. Der Captain befiehlt in diesen Momenten: „Geht in den Schiffsbauch und holt mir was anderes rauf!“ Denn die meisten ach so neuen Interpretationen schmecken wie die zuletzt verkosteten, gleichfalls ach so neuen Interpretationen. Das macht müde.
Kummer mit den Grünen? Geh zu den Roten
Viele Grüne Veltliner riechen und schmecken inzwischen wie Sauvignon Blanc. Auch Muskatellernoten sind dem Veltliner nicht mehr fremd. Alles ist möglich! Das Rezept: Sehr kühle Verarbeitung im Keller. Und einige Aromahefen, das önologischen Suppenpulver sozusagen.
Manchmal langweilen uns auch die kräftigen Varianten, die Pseudoburgunder, cremig, breit und fett. Wie Verkostungssieger offenbar schmecken müssen.
Dem Roten Veltliner blieb das alles erspart. Er hat kein Image, von ihm wird nichts verlangt. Er war immer nur eine regionale Spezialität und ist nach wie vor bloß eine weithin unbekannte autochthone Sorte der Region Wagram in Niederösterreich. Doch er genießt bei vielen Produzenten der kleinen Scholle endlich wieder das Image der Alternative.
Dünne Schale, späte Reife. Das verlangt nach guter Pflege
Mit seiner dünnen Schale und späten Reife eignet er sich nicht zur robusten Massensorte. Sein Ruf ist zudem immer noch zweifelhaft. So liest man regelmäßig, dass der Rote Veltliner nur im hohen Alkoholbereich seinen Charakter ausspielt, also nur gut schmeckt, wenn er die nötigen Prozente hat.
Das ist freilich Blödsinn. Der Wagramer Biowinzer Hans Czerny unterstreicht die Möglichkeiten des Roten Veltliners. Sein 2009er (nur 11,5 % Alkohol) aus sehr alten Reben lässt sich in kein Schema pressen, das man der Sorte gerne geben will. Wegen seiner späte Reife holt der Rote Veltliner einiges mehr aus Boden und dem regionalen Klima in die Flasche. Das will Czerny herausarbeiten. Und das merkt man dem Wein an.
Im Glas ein helles Strohgelb. In der Nase Haselnüsse und Mandeln, etwas Seife und im Hintergrund ein Bouquet von hellen Kräutern. Im Mund wunderbar komplex und kräftig, jedoch nicht einmal eine Idee unnötiges Volumen. Der Wein punktet mit seinem sehr eigenen Geruch und Geschmack. Die Nuss bleibt über Stunden die tragende Komponente.
Auch der Grüne kann was
Gegenübergestellt dann Czernys Grüner Veltliner Alte Reben der Lage Weelfel aus dem Jahre 2009 (13 % Alkohol). Die Traube wächst in steiler Lage auf tertiärem Meersandstein, in dem man mitunter handgroße Austern und andere Meeresfossilien findet. Weiters noch auf Kalk, Donauschotter und Löss. Der Weelfel schenkt einem den Glauben an die Sorte wieder. Nicht ein Ansatz von Creme und Fett, sondern schlank, trinkfreudig, straight – that´s it. In der Nase neben dem sortentypischen Pfeffer noch Tabak, Rauch, Mandel, reifer Apfel und Waldboden. Im Mund sehr schnell fruchtig und süffig. Dennoch kein fröhlicher Massenveltliner, sondern ein tief verwurzelter Botschafter eines mitunter verkopften, sicher aber immer verqueren Ausnahmewinzers.
- Roter Veltliner 2009 von Wimmer-Czerny für 7,00 Euro.
- Grüner Veltliner Weelfel Alte Reben 2008 von Wimmer-Czerny für 9,50 Euro.
Hans Czerny ist auch so ein Winzer, wo die Weine nach Umstellung zur biodynamischen Bewirtschaftung an Trinkigkeit und Authentizität dazugewonen haben. Noch besser gefallen mir die Roten Veltliner vom Ex-demeter-„Nachbarn“ aus Gösing Toni Söllner, wo der Rote vom Berg Eisenhut der hochwertigste Wein im Programm ist (wenn es einen gab). Das ganze „Veltliner-Wirrwarr“ incl. des Braunen und Frühroten hab‘ ich vor 3 Jahren schon versucht zu entwirren: „Veltliner-Wirrwarr“.
Ich wollte über Söllner und den Berg Eisenhut berichten. Hab den Winzer bei einer Feier kennengelernt und (das war im Juli) den 2006er Berg Eisenhut voller Euphorie förmlich gesoffen. Er sagte mir dass das der beste Jahrgang sein den er je hatte.
Was die aktuelle Serie betrifft kann ich eine Empfehlung einfach nicht vertreten. Seine G.V. haben einen gewissen „Eiszuckerlcharakter“ und sind alles andere als das zuvor gekostete..
Die Serie des Weinguts Wimmer Czerny hingegen ist grandios. Es gibt keinen Wein der nicht empfehlenswert ist.. Grandios ist auch sein Traminer Trio – trocken ohne derb zu wirken. Das gibts bei dieser Sorte ganz selten!
Ein tolles Weingut mit großartigen leisbaren Weinen!
@pivu wieso ex-demeter?
Toni Söllner ist mit welchen Vorgaben auch immer nicht mehr einverstanden und ist seit diesem Jahr nicht mehr demeter-zertifiziert. (Vielleicht stört ihn auch die Inflation an von einem Tag zum anderen demeter-zertifizierten in Ö, ich könnt’s nachvollziehen.) Man kann aber weiterhin davon ausgehen, dass Toni und Dani nach biodynamischen Prinzipien und darüber hinaus arbeiten.