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Rioja vom Elefantenjäger

Herr Ignacio Calvo de Mora, Chef des Hauses Macán.
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Der Captain hat mir befohlen, mich um zwei dicke Flasche Rioja zu kümmern.

Die Fakten: Im Jahr 2003 traf der begabte und genussfreudige Bankier Benjamin de Rothschild (gehört zum französischen Zweig der Familie und ist gemäß Forbes 1.85 Milliarden US-Dollar schwer) den Winzer Pablo Alvarez, Eigentümer des sagenumwobenen Weinguts Vega Sicilia im Anbaugebiet Ribera del Duero.

Rothschild, der das Finanzimperium Edmond de Rothschild steuert, mit Hingabe segelt, begeistert zur Großwildjagd geht und in Kamerun ein Jagdsafari-Unternehmen betreibt, wo Gäste dem Vernehmen nach für 55.000 Euro den Abschuss eines Elefanten buchen können, ist ein großer Weinfreund und hält mehrere Beteiligungen an Weingütern.

Benjamin und Pablo verstanden sich auf Anhieb und beschlossen in ein gemeinsames Weinprojekt im Rioja Alta zu investieren. Nach bordelaiser Sitte sollte es nur zwei Weine geben. Einen Hauptwein und einen Zweitwein.

2009 kam der erste Jahrgang auf den Markt. Ausbau im Barrique, Trauben zum Teil aus 100 Jahre alten Rebstöcken.

Der Wein heißt Macán. Ich probiere beide Ausführungen, den kleineren Macán Clasico und den Erstwein Macán.

Erwartet mich jetzt irgendein Reichen-Stoff, der überteuerte Langeweile in Flaschen verspricht?

Man wird sehen.

Ich verkoste am Küchentisch sitzend aus dem Bordeauxglas. Zufällig habe ich auf dem Herd ein Pott Indergulasch vom Vortag stehen. Lokales Fleisch, nicht Bio. Kilopreis: 22 Euro. Life´s a pitch, wie mein Werberfreund aus Berlin gern sagt.

Indisch zubereitet, nach der Art meiner Vorfahren. Stilistisch zwischen einem cremig-aromatischen Rogan Josh und dem pikanterem Vindaloo. Etwas frischer Koriander kommt dazu. Selbstverständlich guter Basmatireis, gewaschen und eingeweicht.

Nein, Pfennigfuchser und Felgenpolierer, billiger Reis ist niemals guter Reis.

Angebraten wird mit Ghee – geklärter Butter. Da mein Vater aus Bengalen kommt, tue ich noch etwas Garam Masala dran. Nicht zu viel, denn sonst schmeckt es muffig.

Zuerst verkoste ich beide Weine ohne Essen.

Der kleine Clasico erweist sich dunkelfruchtig, mit körnigen Tanninen. Also von wegen klein. Staubig, guter Grip, lang. Braucht aber dringend Sauerstoff. Karaffe her.

Dann zum Vergleich der große Macán.

Die Aromen sind deutlich verwobener. Weich und lang am Gaumen. Dieser Wein liegt mir. Samtig, weniger röstig und feiner. Walnuss, Sommerfrüchte und herbe Gurke. Es ist mir schlagartig klar, dass das kein Durchschnittswein ist. Nicht das kleinste bisschen grün. Kein Hauch von kochig.

Balance, Matrosen, Balance. Sehr schön. Keine dürre, grüne Tradition und auch kein modernes Monster.

Ich habe nun einen Riesenteller Reis mit Gulasch vor mir. Ein paar Spritzer Zitronensaft, aufgeschnittene rote Chilischote. Und Koriander. Verfeinert alles die Mahlzeit.

Der Clasico hat nun einen signifikant besseren Trinkfluss, er hat sich entfaltet.

Dennoch passt er nicht zu diesem Gericht. Ich sehe ihn eher als Begleiter von gegrilltem Lammkotelett. In diese Richtung deutet auch das Bukett nach Leder und Tapenade.

Ganz anders präsentiert sich der große Bruder.

Der Macán ergänzt geschmeidig das cremig-würzige Essen. Seine Gerbstoffe sind weicher, sie umhüllen die orientalische Melange aus Reis, Sauce und Fleisch, ohne den Kontrastbogen hysterisch zu überspannen.

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Auch mit dem Fett kommt der Wein gut zurecht. Erstaunlich, wie sich der von so vielen deutschen Gaumen als seifig abgelehnte Koriander mit dem balsamischen Wein verträgt. Aber auch solo macht er eine gute Figur.

Beide Macáns haben Stehvermögen, entwickeln sich schön. Kann man getrost einkellern. Muss man aber nicht.

Matrosen, lasst beim nächsten kulinarischen Ausflug in den Orient die Finger weg von Bier, Lassi oder (Gott bewahre!) Wasser. Zu meinem Mittagsmenü höre ich Musik von Gitarrengott Paco de Lucia. Erdverbunden, wild, radikal, nicht beliebig. Wie guter Rioja. Auch und gerade wenn er indische Gerichte begleitet.

 

Datum: 7.12.2017
 

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