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Ganß toller Riesling

Winzer Christian Estelmann mag auch Bier.
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Unser Weintester Robin Dutta entdeckt zwei besondere Tropfen eines Nischenwinzers, einen Riesling und eine rote Cuvée.
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Die Überschrift. Diese Wortspiele. Nicht wahnsinnig originell aber als Weinschreiber muss man halt mit den Karten spielen, die man auf die Hand bekommen hat.

Im allgemeinen bin ich ein Chardonnay-Freund und betrachte die Rebsorte Riesling eher skeptisch.

Was explizit nicht als Qualitätsurteil zu verstehen ist, sondern als meine bescheidene persönliche Präferenz, die vielleicht der Bochumer Luft oder meinem bengalischen Blut geschuldet sein mag.

Ich habe einfach viel zu oft Rieslinge mit nervigem Süß-Säure-Spiel als Camouflage für althergebrachtes Zuckerwasser verkosten müssen.

Freilich gibt es auch in der mittleren Preisklasse überzeugende Produkte. Es müssen ja nicht immer monolithische Rieslinge sein, die sich kaum einer leisten kann. Und auch nicht lecker-lustig Kabinette, die einem sofort umschmeicheln, wie eine junge Angorakatze.

Wo ist die goldene Mitte, die mich begeistern, die mich zum Riesling holen kann?

Über den kulturhybriden Ansatz, deutsche Weine französisch zu erzeugen, kann man geteilter Meinung sein. Über Von Winning wurde genug geschrieben. Aber die Pfalz und Rheinessen sind nun mal eben die derzeit besten Länder für Winzer, die abseits der Traditionen arbeiten wollen.

Fernab von Volkstümelei und Restzuckersülze bin ich so auch fündig geworden. In der Pfalz. In Landau-Nußdorf. Bei einem wunderbar gereiften Riesling, dessen Preis unter der magischen Schockschwelle von 10 Euro liegt. Er kommt vom Weingut Eugen Wambsganß, das von der Familie Estelmann betrieben wird.

Der Winzer sagt euch nichts? Das soll sich ändern.

Bevor ich aber zu diesem Wein komme, will ich euch noch etwas anderes vorstellen. Aus dem selben Hause. Einen Rotwein, der so gar nichts Rotweiniges an sich hat und mich eher an Weißwein denken ließ.

Es handelt sich um eine Cuvee aus 75% Cabernet Sauvignon, 20% Cabernet Franc und 5% Spätburgunder.

Wie bitte?

„Den Spätburgunder haben wir dazugenommen, weil er die Tannine weicher macht. Wir wollten einen Wein, den man sofort trinken kann“, sagt Christian Estelmann. Aha.

Hier steht, wie mir dieser ungewöhnliche Tropfen geschmeckt hat:

Matrosen, als nächstes trinke ich die Spätlese Nussdorfer Weißes Kreuz von Wambsganß.

Beinahe ein Jahr auf der Hefe gelegen, goldgelb schimmert es, das wirkt unheimlich edel.

Die Nase erinnert mich an einen einfachen Champagner der Côte des Blancs. Da, wo man Chardonnay kann.

Ganz viel Reife, Birne, gelber Apfel, Granatapfelkerne, ausgekochte Zitronenschale, Mineralik, ein Bettlaken gleich nach dem Sex.

Im Mund glockenklar, lasziv. Sekundärnoten von Bratapfel. Junge Ananas, Sauerkraut, überbackene Auster. Die Säure deutlich spürbar, aber weich und elegant. Im Abgang ein Hauch Sherry fino. Ein Meisterwerk der Trockenheit und Reife.

Ein komischer Wein, ein außergewöhnlich anderer Riesling, keiner, der einem gefälligen Stil nachhechelt. Aber auch keiner, der etwas ganz Eigenes, ganz Besonderes sein will.

 

Datum: 27.2.2018 (Update 2.3.2018)
 

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