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Die neue Wachau

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„Ich mag sie nicht unbedingt, die Weine aus der Wachau.“

Mit diesem Satz gleich zu Beginn macht man sich nicht unbedingt beliebt.

Ich kann jedoch Weinfreunde verstehen, die so etwas sagen. Vor allem solche, die mehr auf der feingliedrigen Seite zu Hause sind und zum Beispiel die Weißen von der Nahe schätzen.

Bitte nicht missverstehen. Ich liebe die Wachau und ihren barocken Schmelz, die stolze Pracht und opulente Fülle. Oft genug wurde hier am Schiff ein Loblied auf die klassische Wachau gesungen.

Armin Diel: Meine Wachau

Aber es gibt eine neue Wachau. Etwa die Weine von Erich Krutzler.

Ja genau, der Krutzler aus dem Südburgenland. Der ist mit Elisabeth Pichler, der Tochter des in der Wachau ansässigen Starwinzers F.X. Pichler verheiratet. Und macht mit Ihr gemeinsam Wein. Fast nur Weißwein: Crisp, drahtig und langlebig.

In ihrer Jugend sind die Krutzler-Pichler-Weine harte Brocken. Überbordend und ungeschminkt ihre Mineralität. Glasklar und fast klirrend ihre Anmutung. Aber je älter diese Weine werden, desto weniger ändern sie sich im Vergleich zu herkömmlichen Weinen der Wachau.

Kein Petrolton, keine Hochfärbigkeit, kein klassisches Alter.

Schwierig nur, wenn man so den berühmten Schwiegerpapa als unmittelbaren Mitbewohner hat. Das verpflichtet. Zur komplett anderen Seite der Medaille.

Und zu anderen Lagen, etwa zur „Supperin“, unten an der Dürnsteiner Kirche an der Donau. Eingemauert wie ein französisches Clos und schwer zu bearbeiten. Steinig, wie man sich steinig nur vorstellen kann.

Steinigt mich nicht, aber der grüne Veltliner Supperin könnte in der Wachau ein neues Zeitalter einläuten. Kein Gramm Fett auf den Rippen, jedoch wohlgeformt, ohne Überreizung durch Alkohol.

Nächster Wein. Das Herzstück des Kellerbergs, vom F.X.-Nachwuchs seit Kindesbeinen an wegen Hitzespiegelungen der Dürnsteiner Ruine „Wunderburg“ gerufen, zeigt als Lage einige symptomatische Eigenheiten. Etwa in Gestalt des von dort stammenden Rieslings. Zarte 13 % Alkohol, doch Kraft und Intensität bis in den letzten Tropfen.

Und dann haben die beiden auch noch einen Wein für alle Tage. Wunderbar. Den Grüner Veltliner Frauengärten.

Frauengärten, das sind die Weingärten in der Ebene zwischen Weissenkirchen und Dürnstein. Die Weingärten, die von den Frauen der Orte einst leichter erreichbar waren und nach keiner Kletterausrüstung verlangten.

Auf diesem Schwemmsandböden-Untergrund mit etwas Urgestein wird es nie echte Mineralität geben. Aber man kann hier doch einen anspruchsvollen Wein keltern, einen Wein, der Profis genauso fordert wie er normalen Weingenießern einfach nur schmeckt.

Voilá, gelungen. Grüner Veltliner, wie er eindeutiger nicht sein könnte. Herrliche schwarze Nüsse, etwas Lakritze, Caipirinha, Quittenmarmelade und erstaunlich tiefgründige Würze. Eine Vielschichtigkeit die nicht zu laut wird, eine Süffigkeit, die einem die Umgebung vergessen lässt. Unheimlich, was ein einfacher Veltliner so alles bieten kann.

Bleibt abzuwarten wie sich Krutzler-Pichler weiterentwickeln. Und bleibt zu hoffen, dass die verbesserte und optimierte Weingartenarbeit weiter die Ausdrucksstärke der Weine fördert.

Bleibt auch zu hoffen, dass wir Weintrinker die Möglichkeiten haben, uns mit Krutzler-Pichler zu entwickeln. Hin zu einem neuen Weingeschmack, zu einer neuen Wachau.

 

Datum: 25.1.2018
 

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