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Was ist eine Lady-Mischung?

Aha, Südpfalz!
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Ladymischung - so nennt ein Winzer in der Südpfalz seinen Wein. Ist das sexistisch? Natürlich, denkt unser Weintester Thomas C. Golenia und verkostet den Tropfen.
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Es gibt Weine, die muss man einfachen lieb haben, ohne sie getrunken zu haben. Weil nämlich die Etiketten dieser Weine gnadenlos schön sind.

Die Gestaltung von Etiketten sagt vielleicht nichts über den Wein aus. Aber viel über seinen Produzenten. Modern, altbacken, traditionell, einfallslos, bieder, schrill, minimal. Mit all diesen Attributen der Flaschengestaltung kann man schon recht viel über Stil und Herangehensweise des Winzers herausfinden.

Und man ahnt ja nicht, was ich im Verkauf im Einzelhandel alles zum Thema Etiketten so erlebe.

Ganz kompliziert wird es immer bei den Geschenke-Käufern. Die wollen sich nämlich beim Beschenken nicht blamieren. Also muss unbedingt äußerliche Reputation her. Besonders die Damenwelt hat da öfters die Neigung, den Wein dann nicht nach Inhalt zu beurteilen, sondern nach Äußerlichkeiten.

Da steht man dann im Laden, hat für den Kunden einen Wein gefunden, der ihm zusagt und erhält dennoch eine Abfuhr: „Nein, solche Etiketten kann ich nicht verschenken. Die sehen nicht wertig genug aus.“

Oft wird dann Bordeaux, Sancerre, Chablis gekauft. Die üblichen Verdächtigen im biederem Gewand. Denn dort auf der Flasche Bordeaux steht ja Château. Und sogar noch Grand Cru. Das muss gut sein.

Zumindest wird es wertig sein, denkt die Kundschaft. Und der zu Beschenkende wird das sicher auch so sehen. Beide Seiten werden sicher beruhigt schlafen können. Der Inhalt? Wohl eher sekundär.

Wenn man mich mit etwas beglücken kann, dann mit gut gemachtem Etikettendesign. Und wenn mir damit noch rotzfrech Modernität suggeriert wird – umso besser! So etwas bedeutet Aufbruch und Bruch mit dem Altem. So etwas macht der junge Phillip Heinz in der südlichen Pfalz.

Heinz betreibt einen kleinen 2 Hektar-Betrieb in Kapellen-Drusweiler an der südlichen Weinstraße, keine 12 Kilometer vor Wissembourg und der französischen Grenze entfernt.

Er hat schon früh bei seinen Eltern mitgeholfen, die Wein als Nebenerwerbswinzer produzierten. Er hat das alles mit der Muttermilch aufgesogen, sodass in dem Alter, in dem man sich fragt „was mache ich?“ schnell der Entschluss feststand, eine Winzerlehre zu machen. Seit 2009 baut er seine eigenen Weine aus. Und das in einer überraschend minimalen Kollektion.

Ja, die Flaschen sind ein Hingucker. Minimal. Die Etiketten im schrillen Zweifarben-Siebdruck-Stil. Nichts für Traditionalisten. Phillip Heinz nennt seine Kinder dann „Einfach Traditionell“ oder „Ganz Alte Reben“ oder gar „Ladymischung“.

Da mögen ihm einige ganz Kritische unter uns dann kühl Zielgruppen-Orientierung vorwerfen. Ach Gottchen! Vielleicht will der junge Mann einfach nur dem Muff vergangener Tage loswerden und auf seinen mickrigen 2 Hektar Spaß dabei haben. Der sei ihm von Herzen gegönnt.

From Pfalz With Love

Der Franzose aus der Pfalz

Echt jetzt, du bisch Pälzer…?

Da wäre zum Beispiel seine weiße Ladymischung. Pinkfarben von außen, mit zwei stilisierten High-Heels drauf. Nichts für eingefleischte Emma-LeserInnen. Bei denen schrillt jetzt die eingebauten Sexismusglocke. Völlig zurecht, finde ich und muss heimlich grinsen.

Zurück zur Ladymischung: Die besteht aus den Reben Müller-Thurgau und Morio-Muskat, also eher Sorten mit viel Bouquet.

Ich erwarte den deutschen Neuzüchtungs-Kitsch und werde mit einem leichten und eher dezenten Weißwein belohnt, der gar nicht Kitsch sein will, sondern lecker, leicht, süffig und sommerlich.

So geht eben die junge Winzergarde mit ihren Basisweinen um. Vorzeigbar und alles andere als peinlich.

Nein, Phillip Heinz macht keine intellektuellen Weine, die es auf Weltruhm abgesehen haben. Es sind saubere, gut gemachte Weine zum hochanständigen Kurs. Mit dieser knalligen Flaschengestaltung sollten wohl junge Gastronome angelockt werden. Sie müssen rasch bestellen, denn richtig viel wird es von Heinzens Weinen nie geben.

 

Datum: 1.12.2017
 

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