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Peter Jakob Kühn, der Reben-Flüsterer

Angela und Peter Jakob Kühn hatten es anfangs gar nicht leicht.
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Peter Jakob Kühn und Ehefrau Angela hätten beinahe alles verloren, weil sie an eine Mission glaubten. Gegen den Widerstand der Weinkritik und der Verbände. Thorsten Mücke erzählt ihre Geschichte.
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Wenn man mit Peter Jakob Kühn über sein Weingut wandert, gelangt man an den Ort, von dem alle Magie auszugehen scheint: ein riesiger Komposthaufen. Der Winzer greift andächtig hinein, lässt die dunklen Erdbrocken in der Hand zerrieseln, und seine Stimme bekommt einen Klang von Stolz, Demut, Respekt. Der Kompost ist die Quelle für das Leben in den Weinbergen. Er wird je zur Hälfte aus Kuhmist sowie getrocknetem Gras, Trester, Ästen und Walderde bereitet und zwei Jahre zum Fermentieren liegen gelassen. Wenn die Würmer ihn verlassen haben und er angenehm riecht wie feuchter Unterboden, ist er fertig. Dann kann er wahre Wunder bewirken. Vor allem aber macht er Peter Jakob Kühn unabhängig von künstlichem Dünger und den Problemen, die daraus erwachsen. Er sorgt dafür, dass die Reben auf lebendigem Boden wachsen und dass aus ihren Trauben außergewöhnliche Weine entstehen.

Peter Jakob Kühn aus Oestrich-Winkel im Rheingau sagt von sich selbst, er sei Weinbauer. In Wirklichkeit aber ist er eine Legende. Er zeigte allen, dass wirklich großer Wein nur mit der Natur zu machen ist. Und erreichte noch viel mehr. Heute zählt Peter Jakob Kühn zu den besten Winzern in Deutschland und gilt längst über die Grenzen des Rheingaus hinweg als Leitfigur für eine ganze Generation junger Weinmacher. Seine Rieslinge sind die mitunter faszinierendsten, tiefsten und charakterstärksten, die man hierzulande bekommen kann. Sie erhalten die höchsten Bewertungen. Und das, obwohl es ihm nie um Punkte, um Wettbewerb, um das große Geschäft ging. Denn dafür ist er viel zu bescheiden.

Bei dem Ruf, der ihm vorauseilt, sollte man es gar nicht denken. Aber Peter Jakob Kühn kennt noch die Zeiten, in denen die Chemie das Sagen in den Weinbergen hatte. Damals hatte er sogar noch mitgemacht, weil er nicht anders konnte. Es wurden Unmengen mineralischer Dünger ausgebracht, damit möglichst viele Trauben am Stock hingen. Und dann wurde gespritzt, damit die zur Höchstleistung angetriebenen Reben nicht krank wurden. Die Rebstöcke hingen am Tropf. Sie wurden entmündigt, sagt Peter Jakob Kühn heute, zwangsernährt, abhängig gemacht, unter Dauerstress gesetzt. Der Weinbau funktionierte wie die moderne Viehwirtschaft. Und vielerorts ist das heute immer noch so.

Peter Jakob Kühn ist tief überzeugt davon, dass man all das nicht braucht. Dass die Reben von selbst wissen, was ihnen guttut. Und dass sich das alles hinterher deutlich im Wein widerspiegelt. Die Beweise dafür liefert er gleich mit. Heute bietet er seinen Reben einen reich gedeckten Tisch, von dem sie sich frei bedienen können. Einen humusreichen, gesunden, mit Kräutern bewachsenem Boden, in dem es nur so wimmelt von Bakterien, Würmern, Pilzen und anderen Kleinstlebewesen. Wenn der Boden gesund ist, sind es auch die Reben und der Wein, der daran wächst. Das schmeckt man ihm tatsächlich an.

Vom Riesling-Schoppen in der Literflasche bis zum Großen Gewächs, die Kühn-Weine sind immer ausdrucksstark und haben tatsächlich einen eigenen Charakter. In ihnen stecken die Aromen von den Steinen, zwischen denen sie wurzeln, vom Boden, auf dem sie wachsen, von den Kräutern, die sie umgeben. Wenn man Terroir wirklich schmecken kann, dann hier. Und es kommt noch etwas hinzu.

Auch wenn die Weine ungeheuer frisch und mineralisch sind, im jungen Alter sogar richtig steinige Biester sein können, wirken sie immer in sich ruhend, auf ganz eigene Art entspannt. Peter Jakob Kühns Weine schmecken besonders, sie haben Persönlichkeit, man kann sie wiedererkennen, auch wenn man nicht auf das Etikett geschaut hat. Er selbst führt das nicht auf seine Verdienste, sondern auf den biodynamischen Weinbau zurück. Und darauf, was dieser bewirken kann.

Los geht es im Herbst. Dann wird bei den Kühns der Kompost präpariert. Mit Blüten von Schafgarbe, Kamille, Brennnessel, Löwenzahn. Alle Pflanzen werden auf dem Weingut selbst angebaut und getrocknet. Das Gemisch wird mit Eichenrinde und Baldriansud versetzt und in einem Kuhhorn im Weinberg vergraben. Im Frühjahr wird der Mist aus dem Boden geholt, aus dem Horn geschabt, in Wasser gelöst, durch Umrühren in wechselseitiger Richtung dynamisiert und in geringer Dosierung in den Weinbergen versprüht. Das Prinzip ist dasselbe wie in der Homöopathie. Und das Ergebnis ist deutlich. Die Böden werden lebendiger, die Pflanzen gekräftigt, die Humusschicht wächst, die Reben wurzeln stärker. Gesunder Boden, gesunde Reben. Der Weinberg genügt sich selbst. Gedüngt werden muss nicht mehr. Und auch beim Pflanzenschutz geht Peter Jakob Kühn äußerst schonend vor. Wenn nach einem Regenguss Pilzbefall droht, werden in Windeseile Lösungen aus Schwefel und Kupfer auf die Reben aufgetragen. Sie haben die Funktion eines Schutzmantels und verhindern, dass sich die Schadpilze vermehren. In den Stoffwechsel der Pflanzen aber dringen sie nicht ein. Auch hier ist die Natur im Spiel. Durch die Beigabe von Löwenzahn, Brennnessel, Kamille und anderen Kräutern wird die schützende Wirkung der Mineralien noch verstärkt. Wenn sich die Rebe selbst gut versorgen kann, braucht sie trotzdem Hilfe. Denn im biodynamischen Weinberg wächst nicht nur sie, sondern auch alles um sie herum besonders gut. Das bedeutet viel Handarbeit.

Im Sommer muss das Laub aufwendig gepflegt und der Unterstock bearbeitet werden, um den Trauben Luft zu verschaffen. Auch die wilden Kräuter, Gräser und Blumen, die den Boden dicht bewachsen, müssen umgewälzt werden, damit sie den Trauben nicht Licht und Luft nehmen. Peter Jakob Kühn versucht sogar, Arbeiten zu festgelegten Tageszeiten und Mondphasen durchzuführen. Es sei denn, es ist für die Pflanzen anders besser. Und hier zeigt sich seine ganz eigene Haltung zur Biodynamik. Es geht ihm nicht um Esoterik oder kosmische Strahlung. Sein Ziel ist allein, dass die Reben kerngesund sind, ein starkes Immunsystem haben. Und auch, das erwähnt Peter Jakob Kühn immer wieder, dass sie sich wohl fühlen und dass er eine gute Beziehung zu ihnen hat.

Wenn Peter Jakob Kühn so spricht, klingt er wie ein Vater, der für seine Kinder nur das Beste will. Das Verhältnis zu seinen Reben ist tatsächlich ähnlich. Er sagt, es sei ihm wichtig, ihnen nah zu sein. Wie sie zu seinem Leben gehören, gehöre er zu ihrem. Dabei entstehe eine Gemeinschaft, eine Verbundenheit. Und eine besondere Verantwortung. Peter Jakob Kühn macht ausgezeichnete Gutsweine, und auch die Süßweine aus dem Oestricher Lenchen gehören zu den besten in Deutschland. Möchte man aber den Kühnschen Stil in aller Deutlichkeit erleben, sollte man die Großen Gewächse probieren. Davon gibt es zwei.

Der direkt zur Sonne ausgerichtete Doosberg hat lehmige Böden, was für eine intensive Steinfrucht und einen vollen Körper sorgt. Die mineralischen Quarzitadern, die den Lössboden durchziehen, bringen zusammen mit den kühlen Winden aus dem Taunus auch eine deutliche Säure und eine feste Struktur in den Wein. Ein klassischer Doosberg-Riesling hat viel von allem. Bei Peter Jakob Kühn aber fällt er finessenreich, vielschichtig und lang aus. Man kann in den Wein förmlich hinabtauchen und entdeckt immer neue Aromen, nicht nur von Frucht, sondern auch von Kräutern und Stein. Der Wein duftet nach Pfirsich, Aprikosen und Zitronenmelisse, auch etwas Honig ist dabei und weißer Tabak. Der Kräuterton ist leicht herb, und es dringt eine ganz deutliche mineralische Note durch. Im Antrunk zuerst die volle Riesling-Frucht, dahinter eine wahnsinnig feste, aber reife Säureader. Der Wein hat viel Struktur, sitzt fest am Gaumen und ist trotzdem ungeheuer tief. Mit all seiner Frucht und der drückenden Mineralität kann man ihn jetzt schon genießen. Oder aber liegen lassen, und sei es für eine halbe Ewigkeit. Zwei Jahre hat der Wein auf der Hefe gelegen. Es hat sich gelohnt!

Peter Jakobs Kühn zweite Paradelage, der St. Nikolaus, zeigt ein ganz anderes Gesicht. Der Wingert ist genau genommen gar kein Berg, sondern ein Garten. Er liegt ganz tief am Rhein, nur 150 Meter entfernt vom Ufer. Das ist ungewöhnlich, vor allem für Riesling. Eigentlich ist der St. Nikolaus Schwemmland. Der Boden besteht aus einer dicken Schicht von Kalk, Löss und Lehm. Doch sind es hier die Reben, die für große Weine sorgen. Sie sind alt, kleinwüchsig und liefern kleine Beeren mit viel Extrakt. Die frühe Blüte gibt den Trauben besonders lang Zeit, um reif zu werden, was für den Riesling ideal ist. Aromatisch sind die Nikolaus-Weine sehr intensiv, aber nicht so straff in der Säure. Kräuter, Tabak, Salz kommen zur opulenten Frucht hinzu. Dabei haben sie eine Eleganz, die manchmal an große weiße Burgunder erinnert. Zur Begrüßung ein tief kräuteriger Duft, viel heller Tabak, Kamille und ein ganzes Feld sonstiger Heilkräuter. Mittendrin eine feine gelbe reife Frucht, Zitrone, feuchte Kieselsteine. Die Mineralität strömt kühl und jodig aus dem Glas. Auch im Mund hat man all das, und dazu eine deutliche aber weiche Säure, die den Wein tiefsaftig macht. Der Verlauf ist lang, das Extrakt schmeckt etwas süß, kräutriges Aroma, salziger Abgang, eine leichte Schärfe von Mineralität und Gerbstoffen. Und ganz zum Schluss kommt noch eine buttrige Note hinzu, die an großen weißen Burgunder denken lässt.

Die Rieslinge aus dem Doosberg und aus dem St. Nikolaus sind ganz unterschiedlich und bringen tatsächlich die Weinberge zum Ausdruck, in denen sie gewachsen sind. Beide Weine sind delikat, aber auch komplex und tief. Und sie haben etwas Wildes und Ursprüngliches. Sie schmecken anders als andere Rieslinge und machen irgendwie, was sie wollen. Man muss ihnen das Steuer in die Hand geben, sich unterordnen. Erst dann kann man sie richtig verstehen. Peter Jakob Kühn ist bekannt als Leuchtturm für den Bio-Weinbau. Er ist der ruhige Naturmensch, der Reben-Flüsterer, der Winzer, der seine Weine in Ruhe lässt. Viel zu selten jedoch kommt zu Wort, was er sich auf seinem Weg alles zugemutet hat. Und dass er beinahe alles verloren hätte.

Peter Jakob Kühn übernahm das Weingut nach dem frühen Tod seines Vaters, im Alter von nur 24 Jahren. Ende der siebziger Jahre waren die Preise im Keller und die Winzer fest im Griff der Chemieindustrie. Reben und Böden waren von mineralischem Dünger und Pestiziden so sehr belastet, dass ihr eigenes Immunsystem aus dem Takt geraten war. Schon damals schwor sich Kühn, es eines Tages anders zu machen, auch wenn er viele Jahre dafür brauchen sollte. Nach und nach veränderte er die Erziehung der Reben, ließ sie niedriger wachsen, wie man es schon immer im Burgund und früher auch ihm Rheingau gemacht hatte. Gleichzeitig pflanzte er mehr Rebstöcke, damit die Reben tiefer wurzelten und weniger Trauben daran wuchsen. Er begrünte die Rebzeilen, düngte immer weniger, schon gar nicht mehr mineralisch. Auch im Pflanzenschutz kamen biologische Mittel zum Einsatz. Der Weinanbau wurde von konventionell auf naturnah umgestellt. 1992 kam die erste Belohnung. Der Parade-Riesling des Weinguts aus dem Doosberg wurde mit dem Deutschen Riesling-Preis ausgezeichnet. Wie aus dem Nichts tauchte das Weingut jetzt auf der Landkarte der Weinkritiker und Weinbesessenen auf. Es wurde jahrelang als die Entdeckung im Rheingau gefeiert. Doch die Kühns waren noch längst nicht fertig. Bestärkt dadurch, wie sich ihre Weinberge verändert hatten, hatten sie auch für sich selbst verstanden, was eine gesunde, ökologische Lebensweise ausmacht. Und dass dafür alles aus der Natur kommt. Sie waren selbst zu Ökos geworden, so sagt es Angela Kühn, sie buken ihr eigenes Brot, aßen Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten und kauften im Bioladen ein. Aus voller Überzeugung. Was für sie selbst galt, sollte auch für ihre Weinberge gelten. So nahm Peter Jakob Kühn die wohl größte Herausforderung seines Lebens an: die Umstellung des Weinguts auf bio und biodynamisch, beides in einem Zug.

Nur wenige muten sich so etwas zu. Alles wurde auf den Prüfstand gestellt, das Weingut förmlich umgekrempelt. Im Wingert hielt der biodynamische Kreislauf Einzug, sogar die Kräuter und Beigaben für den Kompost mussten nun selbst angebaut werden. Und auch im Keller ließ man den Wein in Ruhe. Alle Weine wurden jetzt spontanvergoren, auf den eigenen Hefen, wann und wie lange sie es wollten. Die Kühn arbeiteten wie verrückt auf Ihrem Weg zum Demeter-Weingut. Und gingen auch finanziell ans Äußerste. Und dann gab es Ärger.

Die Umstellung hatte die Weine verändert. Mal hörten die Hefen bei ein paar Gramm Restzucker auf zu arbeiten, mal verschlossen sich die Weine für eine Weile. Vor allem aber begannen sie anders zu schmecken. Weniger fröhliche Steinfrucht, mehr Kräuterigkeit, Mineralität, Komplexität. Es entstand der typische Kühn-Stil mit seiner tiefen Tabakigkeit. Manch einer war damit nicht einverstanden. Dazu gehörte der einflussreichste aller Weinführer, der Gault-Millau, der das Weingut sogar abwertete. Und auch die Prüfungskommission beim Weinbauverband war nicht bereit für so viel Veränderung. Sie verwehrte dem Doosberg 2004 die Anerkennung zum Ersten Gewächs.

Ein Paukenschlag folgte dem nächsten. Und jeder bekam es mit. Den Kühns ging es schlecht damals. Sie konnten nachts schlecht schlafen. Sie waren verzweifelt. Und sie haben sogar ein bisschen rebelliert, als sie auch den St. Nikolaus aus der Prüfung nahmen und für den Jahrgang 2004 auf das Prädikat Erstes Gewächs freimütig verzichteten. Doch es gab keinen Weg zurück. Irgendwie schafften die Kühns, diese schwierige Phase zu überwinden. Die neuen Weine hatten leidenschaftliche Anhänger gefunden. Mehr und mehr. Anspruchsvolle Weintrinker, die offen waren für Neues und die erkannten, welch phänomenale Weine Peter Jakob Kühn da neuerdings abfüllte. Und denen es egal war, was die Weinkritik dazu sagte.

Peter Jakob Kühn hatte seine neuen Kunden gefunden und blieb seinem Kurs treu. Rückblickend hat ihn die schwere Zeit vielleicht sogar beflügelt, ihn selbstbewusster und unabhängiger gemacht. Auf jeden Fall hatte er jetzt alle Freiheiten. Und die ließ er nicht ungenutzt. 2005 baute Peter Jakob Kühn das erste Mal einen grandiosen Riesling in Tonamphoren aus und ließ ihn ein Jahr darin auf den entrappten Trauben liegen. Das hatte im Riesling-Land Deutschland noch keiner vor ihm gewagt. 2006 erfüllte er sich den nächsten Traum und ließ den Wein von einer ganz besonderen Parzelle im St. Nikolaus ein ganzes Jahr länger auf der Hefe liegen. Der erste Jahrgang des Unikat-Weins Schlehdorn war geboren. Ein schieres Monument an Weißwein, fast fruchtfrei, voller Tabakigkeit, ungeheuer steinig und tief. Ein Statement und vielleicht einer der besten trockenen Rieslinge überhaupt. Heute liegt er sogar drei Jahre im Fass, was ihn noch tiefer und faszinierender macht. Ein betörender Duft von Rauch, Schießpulver, Wacholder, Kräutern, Bleistift. Und bündelweise heller Tabak. Dieser Wein hat wirklich alles, außer Frucht. Aber die braucht er nicht. Im Antrunk ist der Wein ganz trocken aber stark konzentriert und hocharomatisch mit viel Kräutern, weißem Pfirsich und weißen Johannisbeeren. Die Säure ist weich aber doch präsent und geht in einen faszinierenden mineralischen Schmelz über. Hinten endet er jodig, salzig, lang und auf der Süße von Pfeifentabak. Ist das wirklich Riesling? Zum Glück ja. Ein großartiger Wein!

Kühn, und ganz besonders die Lagenweine sind alles andere als günstig. Wer den Aufwand ihrer Herstellung kennt, kann das nachvollziehen. Für Einsteiger, die in das Kühn-Universum eindringen wollen, empfiehlt sich daher der hinreißende kühnsche Gutswein Jacobus für knapp über 10 Euro, der nach dem Öffnen sein wahres Wesen zunächst hinter einer braven Fruchtigkeit versteckt. Wartet man eine Stunde, verwandelt er sich in einen betörenden Nektar mit honigartigem Rieslingduft. Dazu kommen frisch geriebene Zitrone und Feuerstein. Im Mund dunkelgelbe, reife Fruchtnoten von großer Tiefe. Würzige Töne und eine weiche Mineralik runden diesen fantastischen Wein perfekt ab, dessen packendes Spiel aus Frucht und Säure mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Auch im Weingut passierte weiterhin viel. 2009 war die fünf Jahre währende Umstellung zum Demeter-Weingut abgeschlossen. Neue Lagen kamen hinzu, ebenso hochmoderne neue Pressen, welche die Riesling-Trauben besonders schonend entsaften. Und mit dem Landgeflecht wurde schließlich noch ein zweites Unikat neben dem Schlehdorn eingeführt. Diesmal von der besten Parzelle im Doosberg.

Peter Bernhard Kühn

Peter Bernhard Kühn

Stehenbleiben war nie eine Option für Peter Jakob Kühn. Und doch konnte er loslassen und bezeichnet sich heute als intensiver Rentner. Seit einigen Jahren bestimmt Sohn Peter Bernhard Kühn den Kurs des Weinguts. 2012 war sein erster Jahrgang, und er erzielt mit seinen Weinen sogleich höchste Punkte in der Weinkritik. Er lernte beim Biodynamik-Pionier Olivier Humbrecht im Elsass und auf der Domaine Arlaud im Burgund. Und brachte von dort ein Feingefühl für die Reben zurück in Rheingau, für das ihn sein Vater heute bewundert. Mit den Jahrgängen 2014 und 2015 füllte Peter Bernhard Kühn die vielleicht besten Großen Riesling-Gewächse ab, die das Weingut bisher hervorgebracht hat. Und auch für den Spätburgunder – der im Rheingau genauso wie der Riesling Tradition hat – beweist er ein besonderes Händchen. Peter Bernhard Kühn setzt neue Akzente. Im Grunde aber macht er damit einfach nur da weiter, wo Peter Jakob aufgehört hat. Es sieht also nicht so aus, als ob es still werden wird im Weingut der Kühns.

 

Datum: 2.11.2019 (Update 3.11.2019)
 

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