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Offene Worte über Manfred Klimek, Kapitän ohne Schiff

Hast Du immer noch nicht genug Prozesse verloren, Klimek?
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Vielleicht sollte ich mal erläutern, was aus unserem ehemaligern Chefredakteur Manfred Klimek wurde.
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Vorweg: Mein Name ist Marcus Johst und ich bin der Erfinder von CaptainCork. Den meisten, die diesen Text jetzt lesen, muss ich CaptainCork nicht vorstellen. Wir sind eine feste Größe im Weinzirkus.

Normale CaptainCork-Leser, die nicht Teil der Weinszene im Internet sind, sondern sich nur für Wein interessieren, weil er ihnen schmeckt, werden kaum über diese Zielseite stolpern. Wir haben sie absichtlich etwas nach hinten datiert.

Ich möchte ein paar Missverständnisse auflösen, die in letzter Zeit (und von heftigen Gefühlen begleitet) die Runde machen.

Als mir 2008 die Idee kam, ein unterhaltsames Weinmedium zu gründen, ahnte ich nicht, was auf mich zukommen würde. Der digitale Wandel hatte sich längst abgezeichnet, es herrschte Aufbruchsstimmung. Bis ins Jahr 2000 hatte ich in diversen Positionen als Journalist und Blattmacher gearbeitet, zuletzt an der Neupositionierung der Zeitschrift GALA, die damals defizitär und in der Leserstruktur viel zu alt für den angepeilten Anzeigenmarkt (hauptsächlich Kosmetik) war.

Von der Arbeit im Konzern genervt, machte ich mich selbstständig und gründete meine Agentur für Spezial-PR.

Der Seitenwechsel vom Unterhaltungsjournalismus in die PR lief gut und die Einnahmen waren bald so befriedigend, dass irgendwann genug Geld für ein neues Abenteuer übrig war. Ein anderer hätte sich damals vielleicht eine schöne Wohnung gekauft oder einen Porsche-Turbo. Ich aber vermisste das Medienmachen und überlegte, welcher Informationsmarkt im Internet weitgehend unbespielt und mit einem guten Angebot noch leicht zu besetzen war. So kam ich auf die Weinbranche.

Die etablierten Weinmedien sind in ihrer beschaulichen Langeweile und dramatisch sinkender Leserzahlen ein Auslaufmodell, das war schnell klar. Und die betulichen Weinkolumnen diverser Zeitungen und Zeitschriften bedienen sich einer Sprache, die in keiner Weise den Spaß am Weintrinken vermittelt. Überall nur staubtrockene oder pseudolustige Belehrungen, keine Sinnlichkeit. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Weniger professionelle Marktrecherche als vielmehr Experimentierlust, gefühltes Wissen und ein halbwegs gefülltes Bankkonto führten schließlich zum Start des Projekts CaptainCork. Wie kam ich zu diesem Namen? Weil ich wusste: Das darf nicht langweilig werden.

Dann fiel mir Manfred Klimek ein, von dem ich damals schon ein paar Jahre nichts mehr gehört hatte.

Der Fotograf Manfred Klimek, den ich Ende der 80er-Jahre als 22- oder 23jähriger Student und Gelegenheitsreporter an einem rauchschwadenvernebelten Gasthaustisch eines bei der Wiener Medienschickeria sehr beliebten Szenebeisls zum ersten Mal erlebte.

Er war laut, unverschämt und dabei auch noch witzig. Ich war fasziniert und fühlte spontane Sympathie, obwohl mich Klimek inmitten dieser unglaublich coolen Runde aus stadtbekannten Mediengrößen ignorierte.

Mir widerfuhr so etwas wie eine Medienkarriere und immer öfter kreuzten sich meine Wege mit Manfred.

Erstaunlicherweise schien ich in seinem Kosmos einer der ganz Wenigen gewesen zu sein, denen er stets höflich und ausnehmend freundlich gegenübertrat. So jedenfalls nahm ich es wahr. Ich war fast ein wenig eifersüchtig auf jene, die von ihm beschimpft, gehänselt und bloßgestellt wurden. Das Ziel zum Gegenstand von beißendem und stets treffsicherem Klimek-Spott zu werden, gehörte damals zum guten Ton der Szene.

Immer wieder kam es zur Zusammenarbeit. Er, der Fotograf. Ich, der jüngere Schreiber, später Blattmacher. Und irgendwann war ich einer der Leute, die seine stolzen Rechnungen abzeichneten.

Kurz bevor ich 1996 Wien verließ, um in die damals noch schillernde Medienstadt Hamburg zu ziehen, erreichte mich die Einladung einer PR-Agentin, mal eine Reportage über die Fahrt mit dem Schiff Queen Elizabeth II zu veröffentlichen. Überfahrt, Kost und Logis wären gratis, man müsse nur für den eigenen Getränkekonsum aufkommen.

Solche Einladungen waren damals noch gang und gäbe. Das Wort Compliance war vielleicht noch gar nicht erfunden oder bedeutete etwas ganz anderes. Es waren die goldenen Jahre der Medien.

Als Kind der Berge wollte ich diese Reise unbedingt machen, aber auch ordentliche Arbeit abliefern, und vereinbarte mit der (leider inzwischen verstorbenen) Marga Swoboda, welche damals die auflagenstarke Wochenendbeilage der KRONENZEITUNG leitete, gemeinsam mit einem Fotografen meiner Wahl diese Reportage zu liefern. Aber wen sollte ich mitnehmen?

Die meisten guten Fotografen, die ich kannte, schienen mir für fünf gemeinsame Tage auf See schlicht ungeeignet. Wer könnte das Format haben, mit mir diese Reise voller Grandezza (es ging von Southampton nach New York) zu machen, vom Promenadendeck zum Rauchsalon zu flanieren, in den bordeigenen Gourmetrestaurants zu dinieren und dabei noch tip-top gekleidet zu sein, sodass man wenigsten optisch ins Ambiente passt? Denn die Queen war kein Ort für ausgebeulte Jeans.

Man kann sich denken, mit wem ich die Passage antrat. Um es kurz zu machen – es war eine der bizarrsten und vergnüglichsten Reisen, die ich je gemacht habe. Und nebenbei ruinös. Wieso das?

Nun, es ergab sich, dass Manfred Klimek bereits damals ein Kenner und Bewunderer großartiger Weine war. Und die standen alle fein aufgelistet in den Weinkarten des Schiffs. Zollfrei wohlgemerkt, sodass die Flaschen deutlich günstiger waren als sonst an Land üblich.

Ich hatte damals kein besonderes Interesse an Wein. Aber ich trank mit. Und es war herrlich. Nicht nur wegen der Weine, sondern auch wegen der Geschichten, die Manfred darüber zu erzählen wusste.

Ich glaube mich zu erinnern, dass meine persönliche Getränkerechnung zum Schluss der Reise rund 25.000 Schilling betrug, was damals 3.500 DM entsprach. Ruinös, aber trotzdem eine der sinnvollsten Ausgaben meines Lebens.

18 Jahre später war Manfred Klimek für mich der logische Redaktionsleiter von CaptainCork. So stellte ich ihm das vor. Und er nahm mein Angebot an. Er erhielt 30% der Unternehmensanteile übertragen und einen Redakteursvertrag, der ihm 2.000 Euro netto pro Monat für Text und Fotos sicherte.

Noch mal: eine Unternehmensbeteiligung an einem Startup in signifikantem Umfang inklusive garantiertem Lohn für die tägliche Arbeit. Alles ohne selber investieren zu müssen.

Ich finanzierte und entwickelte gemeinsam mit Konzeptern, Programmierern und Designern die Website von CaptainCork und kreierte diese Sprache über Wein, die es sonst nirgends gibt. Eine Sprache, die nicht ausgrenzt, weil sie die Quadratur des Kreises vollzieht und die komplexen Vorgänge des Weinmachens unterhaltsam erklärt. Manfred begann mit seiner unbändigen Unterhaltungslust die Seiten zu füllen. Wir waren uns einig, die BILD-ZEITUNG für Weintrinker zu werden. Lustig, wie die BILD eben damals noch war, informativ, zum Konsum anregend. Und aus den Werbeerlösen ein gewinnbringendes Unternehmen zu formen.

Ich formuliere es jetzt ganz knapp. So ging das nicht. Und ich zitiere Hubert Burda: „Das alte Verlegermodell funktioniert nur im Print.“

Mir wurde klar, die traditionelle Erzählweise, das umständliche Moderieren von Themen und – davon völlig losgelöst – die Platzierung von Werbung, das ist alles ein Irrweg.

Nur so viel zum Verständnis: Manfreds Arbeitsstil, seine Vorstellung von CaptainCork und ein immer heftigeres Verlangen nach Geld wurden zur Belastung für eine gedeihliche Zusammenarbeit. Abgesehen von seiner selbstzerstörerischen Vorliebe für bewusstseinsvertiefende Substanzen, die man nicht im Weinhandel findet.

Nachdem Manfred im Herbst 2013 als Gesellschafter rasch aussteigen wollte und ich ihm einem Freund vorstellte, der schon länger großes Interesse an einer Zusammenarbeit bekundete, verkaufte Manfred seine 30%. Manfred Klimek blieb Chefredakteur. Aber seine Unlust konnte er kaum mehr verbergen. Als wieder mal nicht schnell genug für ihn das monatliche Honorar auf seinem Konto gelandet war, kündigte er mit Wirkung zum 31. Januar 2014. Wir waren damals noch ein defizitäres Startup.

Das sind die Tatsachen. Es bleibt Raum für Spekulationen, der gefüllt werden darf. Jedoch nicht von mir.

Was danach geschah, ist vielen vertraut. Manfred begann gleich nach seinem Ausstieg damit, mich und seine ehemalige Firma CaptainCork öffentlich und vor allem vor unseren Geschäftspartnern schlechtzureden.

Über die Hintergründe dieses Handelns bin ich mir nicht ganz im Klaren. Vielleicht wollte er gar nicht gehen, sondern seine Rolle als Captain weiter ausleben. Und war dann erschüttert, als wir die Kündigung annahmen und ihm sein eigener Bedeutungsverlust plötzlich ins Bewusstsein schoss. Alles nur blinder Zorn? Ich weiß es nicht.

Jahre sind seitdem ins Land gegangen und mein ehemaliger Kollege, dann Freund und Geschäftspartner Manfred hat wenige Gelegenheiten ungenutzt gelassen, um uns zu schaden.

In meinem anderen Beruf als PR-Berater für schwierige Situationen bzw. Konflikte bin ich ja einiges gewohnt und Schlammwerfer sind mir bestens vertraut. Aber in durchwegs allen Fällen gibt es ein ökonomisches Motiv. Irgendwo ist immer einer, der Geld verdienen will. Sonst tut er sich diese unschöne Mühe nicht an. Bei Manfred kann ich aber kein wirtschaftliches Motiv erkennen. Was treibt ihn an, ist es wirklich nur verletzter Stolz und ein zerstobener Traum von Wichtigkeit?

Das wäre schade, denn Manfred hat CaptainCork gar nicht nötig, um zu brillieren. Sowohl als Autor als auch als stilsicherer Mann, der es versteht, interessante Menschen um sich zu versammeln.

Manfred Klimek war zuerst ein gefragter Fotograf. Dann kam der Schreiber hinzu. Mit einem gewissen Talent für skurrile und manchmal berührende Texte. Bei CaptainCork hat uns das alles nicht weitergebracht. Sein freiwilliger Abgang Anfang 2014 hat das Projekt aus dem Stillstand erlöst.

Heute ist CaptainCork das führende digitale Weinmedium im deutschsprachigen Raum. Mein Newsletter mit ca. 14.000 Abonnenten ist Kult.

Was bleib von Manfred Klimek? Nicht viel: Geld, das er mir und anderen schuldet. Sein eigener Weinblog, der mit großem Tamtam gestartet wurde und wieder verschwand. Jobs und Projekte, die er mit großer Klappe anmoderiert, und aus denen dann aber nichts wird. Ab und an ein Zeitungsartikel mit biederen Belehrungen, Besserwisserei, wenig Fakten, viel Moral. Und immer wieder weinerliche Selbstbespiegelungen.

Auf dem einzigen Kanal, der ihm noch bleibt (Facebook, die Klowand der Gescheiterten) verspritzt Manfred manchmal einen dünnen Strahl mit Gift, der nicht weit reicht und auf die eigenen Schuhe tropft. Das kreative Glühen von einst ist schon lange erloschen.

 

Datum: 1.2.2015 (Update 26.8.2022)
 

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