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Nemea, Bordeaux von Griechenland

Angeblich mit Löwenblut gedüngt. Foto: Visitgreece
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Weinland Griechenland, es gibt dort so viel zu entdecken. Zum Beispiel die dunklen, intensiven Holzfassweine aus Nemea.
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Weinkenner, die von Griechenland schwärmen, fangen in ihrer Lobhudelei meist mit Nemea und der dort heimischen Rebsorte Agiorgitiko an, die extraktreiche Weine mit kräftigen Tanninen ergibt.

Völlig zurecht. Nemea ist ein Paradies für alle Freunde dichter, geschmacksintensiver Rotweine. Nur die auftsrebende Anbauregion Naoussa im Norden liefert inzwischen ähnlich spektakuläre Rotweine. Aber dazu mehr an anderer Stelle.

Agiorgitiko ist eine der ältesten Rebsorten der Welt. Es gibt unzählige Mythen um diesen Rotwein und seine Region Nemea. Es ist eben eine Gegend der Sagen und Fabeln. Davon bleibt auch der Wein nicht verschont. Denn in Nemea lebte und wirkte kein geringerer als Herkules. Man munkelt, er sei dafür verantwortlich, dass die Rebsorte Agiorgitiko so gut schmeckt. Schließlich kämpfte er hier einst mit einem Löwen, den er auch tötete.

Danach vergoss er das Blut der überdimensionalen Miezekatze über die Weinberge. Das ist die Quelle der Kraft des Agiorgitiko, nichts anderes. Außer vielleicht die unzähligen alten Agiorgitiko-Reben, die man hier noch findet. Viele von ihnen sind weit über 100 Jahre alt.

Nemea liegt auf dem nordöstlichen Peloponnes und gehört zu Zentralgriechenland. Die Sommer in den hügeligen Weinlagen von Nemea sind recht trocken und heiß, im Herbst kann es in Strömen regnen. Das macht die Arbeit der Winzer nicht leicht. Es gibt Jahre, in denen gar kein Premiumwein hergestellt wird.

Erzeugt werden vor allem trockene Rotweine, oft sortenrein aus Agiorgitiko. Daneben aber auch halbsüße und süße Weine. Generell sind schwere und tanninbetonte Tropfen typisch für Nemea.

Je nachdem, wo die Weine kultiviert wurden und wie der Winzer im Keller damit umgeht, gibt es zunehmend moderne Tropfen und elegante Cuvées aus autochthonen und internationalen Sorten von oft sehr guter Qualität. Leider bekommt das bei uns kaum einer mit, denn der konservative deutsche Markt hakt Griechenland immer noch als Vorstadtkneipen- und Supermarkt-Lieferanten ab. Vereinzelt wird hier sogar der völlig untypische Retsina angebaut, der seit wenigen Jahren eine bemerkenswerte Renaissance hinlegt.

Ich will hier beispielhaft eine dieser modernen Nemea-Cuvées vorstellen, die mich in ihren Bann gezogen hat.

Es ist der Spiropoulos Porfyros aus der Domaine Spiropoulos, deren Firmensitz nebenan in der Region Mantinia liegt. Schon der Name des Weins verrät den Boden, aus dem er wuchs. Porphyr ist ein Sammelbegriff für mineralreiches, vulkanisches Gestein, das Feuchtigkeit speichert und luftdurchlässig ist und deshalb ein wunderbares Zuhause für Rebstöcke ist.

Seit 1860 werkelt die Winzerfamilie Spiropoulos in den Weinbergen des Guts, das schon 1993 auf Bio umgestellt hat, was für Griechenland in punkto Ökologie die Jungsteinzeit ist. Apostolos Spiropulos hat in Kalifornien in Weinbau promoviert und bewirtschaftet gemeinsam mit seiner amerikanischen Frau das Unternehmen.

Die Trauben des im Bordeaux-Stil ausgebauten Spiropoulos Porfyros kommen allesamt aus Nemea: 60% Agiorgitiko, 20% Merlot, 10% Cabernet Sauvignon und 10% Cabernet Franc. Die Griechentraube Agiorgitiko wurde solo vinifiziert, die drei Franzosentrauben gemeinsam und dann wurde alles verschnitten und der Wein wanderte für 14 bis 16 Monate zur Reifung in französische Barriques.

Wenn man an ihm schnuppert, steigt ordentlich Holzduft auf. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn es waren kleine Eichenfässer im Spiel. Mit etwas Luft kommen edle Anklänge von Marzipan, Cassis und Vanille zum Vorschein.

Der tiefdunkle Wein wirkt warm und einladend. Wie ein Kaminzimmer mit einem großen, weichen Cognac am Beistelltisch. Wer möchte, darf sich auch eine Zigarre oder eine Pfeife vorstellen.

Ich schmecke Pflaumenkompott, Sauerkirsche, etwas Nelke, feine Restsüße und genieße, wie die straffen Tannine mit der eleganten Frucht und seiner milden Säure ausbalanciert sind. Dieser Wein wirkt sehr konzentriert und ist trotzdem nicht marmeladig. Im Abgang noch mal Kirsche satt.

Griechenland, das unterschätze Weinland, macht mich traurig, weil es dort herrliche Tropfen zu entdecken gibt. Ich hoffe, es gibt bald mehr beherzte Importeure, die sich dieses Marktes annehmen.

 

Datum: 1.6.2017
 

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