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Seit 30 Generationen oder 700 Jahren versorgen die Frescobaldis Weinfreunde mit köstlichem Nachschub.
6 Weingüter in der Toskana stehen unter dem Kommando der alten Fürstenfamilie. Eines davon ist Castello di Nipozzano im Chianti Rufina nordöstlich von Florenz.
Von dort will ich euch heute zwei Weine vorstellen:
- Den Chianti Rufina Riserva
- Und den Nipozzano Vecchie Viti Riserva
Zunächst noch mal zurück zur Familie Frescobaldi und ihrem Imperium, zu dem auch Beteiligungen am berühmten Weingut Tenuta dell’Ornellaia (gegründet Anfang der 1980er-Jahre von Lodovico Antinori) und dem Weingut Cantina Attems im friulanischen Collio gehören.
Das ist die nette Familie Frescobaldi inklusive #Winzerhund Brunello:
Schon im Mittelalter mischten die Frescobaldis in Politik, Bankwesen und Kunst mit. Dabei fing alles gar nicht so vielversprechend an. Zum einen stammt der Clan von der falschen (südlichen) Seite des Flusses Arno. Das ist ungefähr so, wie wenn man zur Hamburger Society gehören will, aber leider nördlich der Elbchaussee lebt. Todesurteil!
Dann verstrickten sich die Frescobaldis in politische Intrigen, die in einen gescheiterten Putsch mündeten. Man derappelte sich jedoch und übte etwas Zurückhaltung. Ein paar Ehen mit den richtigen Leuten wurden geschlossen und das Leben ging weiter. Später schien ein missglücktes Bankgeschäft in England die ganze Familie zu ruinieren. Aber auch das bekamen die schlauen Frescobaldis wieder in den Griff.
Wesentlich ruhiger entwickelte sich das Weingeschäft.
Papst Leo X. schätzte de Rotwein des Hauses sehr, nachdem er freundlicherweise von Kaiser Maximilian I. darauf aufmerksam gemacht wurde. So funktionierte Empfehlungsmarketing damals.
Auch Männer der Künste genossen die Tropfen aus den Weinbergen der Frescobaldis. Zum Beispiel Michelangelo Buonarroti, der im Tausch mit Malerdiensten größere Mengen Rotweins aus dem Keller von Castello di Nipozzano bezog. Auch Bildhauer Donatello und Architekt Michelozzo gehörten zur Stammkundschaft. Ein Frescobaldi fungierte sogar als Motivationstrainer für den frustrierten Dante Alighieri, als dieser in die Verbannung geschickt wurde und die Arbeit an seiner Göttlichen Komödie einzuschlafen drohte. Ob Dante zum Trost auch Frescobaldi-Wein eingeflößt bekam, ist nicht bekannt aber wahrscheinlich.
Die Burg von Nipozzano ist wahrscheinlich das prachtvollste Anwesen der Frescobaldis, was ein 33 Sekunden langer Augenschein beweist:
Hier werden noble Weine hergestellt. Oberste Weinmacherin ist eine Frau: Eleonora Marconi, die hier 2005 während ihres Önologie-Studiums als Praktikantin anfing. Sie ist verantwortlich für die beiden wichtigsten Tropfen des Gutes, den bodenständigen Nipozzano Chianti Rufina Reserva und den noblen Nipozzano Viti Vecchi Riserva.
Beide Weine werden von der Chianti-Hauptrebsorte Sangiovese dominiert. Andere traditionelle Trauben dienen als geschmackliche Abrundung. Eleonora erklärt die unterschiedliche Machart beider Weine:
„Beim Nipozzano Chianti Rufina Riserva werden die Trauben getrennt in Stahltanks vergoren und lagern für 2 Jahre in gebrauchten französichen Barriques.“
Beim Nipozzano Vecchie Viti Riserva werden alle Trauben zusammen in einem Betontank vergoren und wandern dann in traditionelle, große Eichenfässer, um dort 2 Jahre lang zu reifen. So sieht es aus, wenn die frisch eingebrachte Lese geprüft wird und minderwertige Beeren aussortiert werden – Vorsicht, ist laut!
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Vecchie Viti, das heißt „alte Reben“. Und so ist es. Die Sangiovese-Reben für diesen Wein zum Beispiel sind rund 90 Jahre alt. Bis vor kurzem waren die Weine aus diesen Trauben nur für den privaten Gebrauch bestimmt, heißt es. Jedem Neugeborenen wurden 500 Flaschen beiseitegelgt. Das dürfte dann ab dem entsprechenden Alter für ein paar Jahre feinsten Weingenuss reichen.
Das Ergebnis sind zwei charakterstarke Solitäre und Repräsentanten einer Entwicklung, die ich mit Interesse verfolge: Weg vom Holz, zurück zur Klarheit, Wein fürs Essen.
Ja, beide Weine fordern was zum Beißen. Und das ist gut so. Übrigens: Ich würde sie vor dem Trinken karaffieren.
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Und so verkostet man das feine Zeug 🙂
#nipozzano2010 #winelovers #wine #redwine degustato da Sergio Di Loreto
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