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Wohl einem Weinland, das sich um den Export seiner Produkte vergleichsweise wenig Sorgen machen muss. Das Angebot an heimischen Weinen kann die Nachfrage in der Schweiz bei Weitem nicht decken. Das sorgt trotz zunehmenden Importdrucks vor allem aus Frankreich und Italien für auskömmliche Erlöse für die Winzer, die zudem von einem allgemein hochpreisigen Lebens- und Genussmittelmarkt profitieren.
Die Exportquote dümpelt rund um zwei Prozent vor sich hin. Ausgeführt werden in erster Linie einfache bis mittelmäßige Massenweine, vor allem Fendant (Gutedel) aus dem Kanton Wallis sowie sein rotes Pendant namens Dole , eine Cuvée, die hauptsächlich aus Pinot Noir und Gamay besteht.
Autochthone, weiße Rebe Petite Arvine
Eigentlich gibt es wenig Gründe, diese für deutsche Verhältnisse preislich recht ambitionierten Weine zu erwerben. Interessanter wird es allerdings, wenn man sich um die Schätze der eidgenössischen Weinkultur kümmert, wie z.B. die ebenfalls im Wallis beheimatete autochthone, weiße Rebsorte Petite Arvine.
Diese nachweislich seit dem 16. Jahrhundert im Kanton Wallis angebaute Varietät gilt als äußerst zickig und anspruchsvoll. Nur in sehr guten Lagen gedeiht die Rebe, der Boden darf nicht zu trocken aber auch nicht zu feucht sein und sollte möglichst viel Kalk enthalten. Sie reagiert empfindlich auf zu viel Wind aber auch auf zu viel Hitze und ist äußerst fäuleanfällig. Sie reift spät (rund 30 Tage nach dem Fendant) und kann nur brauchbare Ergebnisse zeitigen, wenn ein langer, möglichst trockener und warmer Spätherbst ihre Frucht zur vollen Entfaltung bringt.
Keine sonderlich lukrativen Aussichten für Winzer, die mit ihren Fendants stets sichere und zudem hohe Erträge einfahren konnten. Ende 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts Petite Arvine fast ganz verschwunden. Gerademal 14 Hektar wurden im Wallis noch registriert. Doch irgendwann hatten viele Schweizer Weintrinker die Nase voll von den Einheits-Fendants. Petite Arvine erlebte eine gewisse Renaissance und wird mittlerweile wieder auf 150 Hektar kultiviert – mit steigender Tendenz. Denn die zickige Diva unter den Schweizer Rebsorten hat einiges zu bieten.
Falls die Reben ausreifen, entstehen ausgesprochen vollmundige, intensive Weißweine mit frischer lebendiger Säure, intensiven mineralischen Geschmacksnoten, einer Fülle von reifen Fruchtaromen und – ein Art Alleinstellungsmerkmal – einer deutlichen Salznote. Meist werden die Weine trocken ausgebaut, doch in einigen Jahrgängen kommt Petite Arvine auch als edelsüße Spezialität auf Flasche, mit rosinenartiger Konzentration, deutlicher Botrytis und oft intensiven süßen Mandelnoten.
Mit 14 % vol. muskulös, aber nicht erschlangend
Einer der Pioniere der Petit Arvine-Renaissance ist das Weingut Albert Mathier & Söhne. Von ihm wird derzeit der trockene Aphrodine Petite Arvine AOC Valais 2008 in Deutschland vertrieben. Dem im Stahltank und größtenteils ohne biologischen Säureabbau vinifizierten Wein haben die vergangenen Jahre definitiv gut getan, denn das bei jungen Petite Arvines oft undurchschaubare Geschmacksgeflecht hat sich deutlich harmonisiert. Grüne Zitronen in der Nase, gefolgt von Blüten und rosa Grapefruit am Gaumen. Und das alles umrahmt von dieser unnachahmlichen Prise Salz, die diese Sorte zu einem Unikum der Weinkultur macht.
Durchaus füllig und mit 14% Alkohol auch recht muskulös, aber dennoch kein erschlagendes Kraftpaket. Ein Versuch zu in Zitronengras und Koriander marinierten Großgarnelen könnte sich lohnen. Aber es handelt sich auch schlicht und ergreifend um einen mit großem Vergnügen trinkbaren Wein, dessen Geschmacksprofil alles andere als alltäglich ist.
- Petite Arvine Aphrodine AOC Valais 2008 von Mathier gibt es für 16,90 Euro.
hier einige vertreter der sorte:
petite arvine de martigny, gérald besse 2009
gehaltvoller, sehr mineralischer petite arvine, aromen von grapefruit und eukalyptus, endet sehr salzig, wächst auf granitböden mit etwas schiefer im südlichem wallis.
petite arvine flétrie sur suche gérald besse 2006
tba, barrique, mit 9% vol. alkohol, feingliedrig, extreme aromatische tiefe, mineralisch mit unendlicher länge, von den gleichen böden wie der erste.
petite arvine grains blanc marie thèrese chappaz 2010
leichte restsüsse, glyzinien, lauwarmer rhabarber, rosa grapefruit, ein mineralik die an tuff und kreide erinnert, aus fully, eines der besten terrors für die sorte.
petite arviine grains noble, marie thèrese chappaz 2008
tba, barrique, akazienhonig, exotische früchte, caramelisierte ananas, passionsfrucht. viel edelfäule, frische, warme brioche. wächst auf granit bei fully.
petiet arvine domaine des muses 2010
feinfruchtig, verspielt und extrem trinkfreudig, limetten, jasminblüten mit reifer grapefruit und gelben pfirsich, sehr fruchtbetont mit nur leicht salziger note, aus sierre auf kalk.
alle weine bei den winzern erhältlich, wenn sie nicht schon ausverkauft sind oder ins wallis reisen…
die arvine, wie sie abgekürtzt im wallis genannt wird, kommt auch in assemblagen vor:
euterpe Domaine des muses 2009 50% petite arvine 50% humagne blanche, barrique, viel power und länge, extreme mineralische Note nach nassem granit riechend, reife gelbfruchtige aromen, viel quitte und weiser trüffel. erinnert ein bisschen an einen weissen hermitage.
gruss zurück
ich empfehle dringend allen liebhabern der schweizer weine folgende veranstaltung zu besuchen:
mémoire des vins suisse
infos und daten findet ihr unter http://www.mdvs.ch ihr werdet begeistert sein.