X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

Ihr müsst sterben, also genießt!

Das Leben ist bunt.
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Veganes Essen, vegetarische Ernährung, Paleo-Diäten, glutenfreies Brot. Alles ok aber wo bleibt der Spaß?
Anzeige

Beim Essen geht es längst nicht mehr darum, einfach nur satt zu werden.

Ein Beispiel: Früher waren Vegetarier Menschen, die einfach kein Fleisch mochten. Heutzutage steht dahinter eine höhere Moral. Der Verzicht gilt als ethisch wertvolle Handlung. Meiner Minung nach übrigens völlig zurecht. Aber darum geht es mir an dieser Stelle gar nicht.

Nur logisch, dass viele auf noch mehr verzichten. Veganer nehmen gar nichts Tierisches mehr zu sich. Gluten- und laktosefreie Lebensmittel verkaufen sich wie doof, obwohl manche sogenannten Lebensmittel-Unverträglichkeiten im Verdacht stehen, reine Einbildung zu sein.

Wer sich nach der Paleo-Diät ernährt, der lässt Getreide und Kartoffeln weg, weil es diese bis vor 10.000 Jahren hierzulande nicht gab. Unsere Körper seien deshalb nicht an diese Lebensmittel angepasst, argumentieren die Anhänger dieser Lebensform.

„Über das Essen wird heute die soziale und kulturelle Identität abgeleitet“, sagt der Ernährungspsychologe Christoph Klotter. Je mehr ich von meinem Speiseplan streiche, umso mehr moralische Überlegenheit kann ich mir zugute halten. Der Philosoph Robert Pfaller sagt dazu: „Diejenigen, die sich dieser Disziplin nicht völlig unterwerfen, stehen als die verantwortungslosen Hedonisten da.“

Natürlich gibt es auch andersherum die Allesfresser, die sich gerne über Veganer & Co. erheben, indem sie sich lustig machen und diese Art zu leben abwerten. Das ist auch nicht die feine englische Art.

Fakt ist: Stelle ich meine Ernährung krass um, können gesundheitliche Probleme folgen. Wohlgemerkt KÖNNEN, nicht MÜSSEN. So droht zum Beispiel bei Veganern die Gefahr einer Unterversorgung mit Vitamin B12. Dazu sind viele glutenfreie und vegane Lebensmittel vollgepackt mit Zucker, Fett und Geschmacksverstärkern, da sie sonst nicht schmecken.

Das ist die eine Seite. Die andere – und oft vergessene – ist aber, dass Menschen, die sich konventionell ernähren, oft gesundheitliche Probleme haben. Weil sie nicht genug Obst und Gemüse essen und zu viel Fleisch in sich hineinstopfen. In ihren Lebensmittel wimmelt es von Zucker, Fett und Geschmacksverstärkern.

Am Ende bleibt oft nur die schlichte Erkenntnis, dass man über Ernährung und wie sie wirkt, noch immer sehr wenig weiß.

Zum einen, weil das alles enorm kompliziert ist. Zum anderen weil jeder Mensch sehr individuell auf Essen reagiert. Da müssen gar keine großen Unverträglichkeiten ins Spiel kommen. Während der eine von ein bisschen Lauch im Essen furzt wie ein Klingone, merkt der andere nicht mal einen Hauch.

Es scheint aber eine weitere Dimension zu geben, die erst allmählich in den Fokus der Wissenschaft gerät – der Genuss.

Ein paar Forscher haben damit angefangen, Essen nicht nur als die Summe seiner Inhaltsstoffe und deren Wirkung zu sehen. Isst man alleine oder mit Freunden? An einer schön gedeckten Tafel oder auf dem Sofa vor dem Fernseher? Unachtsam im Gehen oder in Ruhe?

Genussreiche Erlebnisse beruhigen, lösen Angst und Stress. Außerdem scheint es so zu sein, dass Essen besser verwertet wird, wenn es mit Freude und Genuss verzehrt wurde. Wer genießt, vermeidet außerdem automatisch Exzesse.

Wobei auch der Exzess manchmal ein Genuss sein kann…

Die Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler schreibt: „Genießer treiben mehr Sport, essen vielfältiger, sind öfter an der frischen Luft und gehen häufiger zur Vorsorgeuntersuchung.“

Nun kann man natürlich auch Verzicht und Selbstkasteiung als Genuss empfinden. Aber das dürfte nur eine kleine Minderheit betreffen.

Lasst mich mein Glas auf den Genuss erheben (jeder der will, kann mir jetzt mit einem Smoothie zuprosten) und euch einen guten Wein empfehlen.

Ich trinke einen halbtrockenen (also leicht süßlichen) Riesling aus Baden, wenn wir schon beim Thema Smoothie sind. Er kommt vom Weingut Leopold Schätzle in Endingen am Kaiserstuhl.

Die Nase hat außer etwas grünem Apfel und deutlicher Zitrusfrucht nicht viel mehr zu bieten.

Ich nehme einen Schluck – und bin erfreut. Komplex ist der Wein zwar immer noch nicht aber wunderbar erfrischend. Die Säure ist so hoch, dass das halbtrockene Element kaum auffällt. Der Geschmack wird wieder von Zitrusfrucht dominiert, dazu etwas grüner Apfel und wenn der Wein etwas wärmer geworden ist, kommt sogar ein Hauch Banane dazu.

Nicht schlecht! Dazu passt Thaisalat oder ein gereifter Hartkäse.

 

Datum: 19.11.2017
 

Ähnliche Weine

 

Ähnliche Artikel