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Der perfekte Scheißtag-Wein

So, jetzt geht es mir wieder besser.
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Es gibt schreckliche Tage, da will ich abends nix Kompliziertes im Glas. Keinen Barolo und keinen Brunello. Einfach nur einen geradlinigen Wein, mit dem ich mich sanft wegballern kann.
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Solche Tage beginnen nicht damit, dass mich Sonnenstrahlen in meinem Bett kitzeln. Sie enden auch nicht damit, dass man die nackten Füße irgendwohin streckt. Wahlweise auf einem Balkon, auf einer Blumenwiese oder an einem Flussufer.

Nein. Solche Tage beginnen mit dem Klingeln des Weckers, während draußen die Nacht äußerst widerwillig dem Tag weicht.

In den nächsten Stunden stößt man sich irgendwo den kleinen Zeh, wird von der neuen Kollegin blöd angeraunzt, der Computer stürzt ab, bevor man dieses eine wichtige Dokument gespeichert hat. Auf dem Nachhauseweg steht man im Stau. In der Wohnung ist der Kühlschrank leer. Aber man fühlt sich nicht mehr in der Lage hinauszugehen, um noch irgendwas zu erleben, das diesen Scheißtag versöhnlichen zu Ende bringt.

Bleibt nur noch Wein.

An so einem Tag sollte die Flasche, die man aus dem Keller holt, mit großem Bedacht gewählt sein.

So gerne ich komplexe Rotweine trinke – jetzt wären das Perlen vor die Säue.

Ich habe schlicht weder die Lust noch die Nerven, mich auf einen Wein einzulassen, der mich fordert. Zu viel Alkohol sollte er auch nicht haben. Ich will mich ja nicht betrinken, sondern nur ein wenig entspannen.

Mein Griff geht ins Flaschenregal nacht rechts oben. Da liegen die einfachen Tropfen wie etwa der Grauburgunder vom Weingut Bäder in Rheinhessen. Dort machen Katja und Jens Bäder (die sehr hübsch anzusehen sind) auf vier Hektar Weine „die uns selbst am meisten Spaß machen“ (Eigenzitat).

Die Bäders sind vom Verband Bioland zertifiziert. Da sind die Ansprüche nochmal um einiges höher als beim gewöhnlichen EU-Biosiegel.

An diesem Wein muss ich nur schnuppern, und meine Laune hebt sich.

Ich rieche Honigmelone, gelben Apfel und Dosenpfirsich.

Kaum nehme ich den ersten Schluck, ist die Welt halbwegs im Lot.

Da ist wieder der Dosenpfirsich, ihn begleitet eine Ananas, etwas Grapefruit und ein Hauch cremiger Honig. Die Säure liegt unaufgeregt im mittleren Bereich, der Alkoholgehalt ist mit 12,5 Volumenprozent angenehm niedrig.

Dieser Grauburgunder stellt keine hohen Ansprüche. Und genau deshalb ist er ein wunderbarer Wein für meinen Scheißtag.

 

Datum: 12.9.2017
 

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