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Hier spricht das Volk. Und es will billig

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Deutsche Top-Weine beim Discounter - für nur 7,99 Euro? Der Captain findet das richtig gut. Doch die Leser der wichtigen Medien machen in einer wahren Kommentarflut ihrem Ärger freien lauf. Das Volk will vor allem eines: billig, billig, billig.

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Das ist doch ein Angebot! Einen echten deutschen Spitzenriesling für knapp unter acht Euro. Oder einen qualitativ hochwertigen Sylvaner unter fünf. Und einen einfachen aber schmackhaften Müller-Thurgau für vier. So viel, das weiß der Captain, müssen diese Weine kosten, um die Qualität der Weine dauerhaft zu sichern. Danach verdient man nur mehr mit Massenproduktion (Verschnitte aus Tanklastzügen, etc..) Geld.

Tatsache: dieses Jahr liegen Millionen Liter Wein in den Kellern. Offenbar schwer verkäuflich. Tatsache auch, dass viele Tankladungen nur einfach Plörre minderer Qualität sind. Doch Tatsache ebenso, dass auch hochwertige Weine, die jetzt gut getrunken werden könnten, auf ihr Ablaufdatum zusteuern. Ein frischer spritziger Sylvaner aus 2008 ist nächsten Sommer so gut wie wertlos.

Deswegen sollen die Discounter helfen, die Überproduktion loszuwerden. Und damit minderwertigere Weine aus dem Ausland zu verdrängen. Doch deutscher Qualitätswein kostet leider ein bisschen mehr, als australische Industrieplörre. Ist der Konsument bereit, dies bisschen Geld auszugeben und damit dem heimischen Weinbau zu stützen?

In den Foren der großen Medien des Landes liest man die Meinung des Volkes. Und das will vor allem eines: billig. Keine guten Aussichten für ein Engagement mit Zukunft. Und das, obwohl einzelne Aktionen bei Aldi-Süd (VDP-Winzer Hans Lang mit einem Riesling für 7,99 Euro) durchaus erfolgreich waren. Da ging es aber nur um 60.000 Flaschen. Lächerlich wenig.

Anbei Auszüge aus dutzenden Konsumentenmails der Tageszeitung Die Welt, die klar machen, wie sehr das Schnäppchen auch in bidlungsnahen Schichten die Deutschen beherrscht und wie sehr sie ihren Winzern misstrauen. Und es zeigt auch, dass das Deutsche Weininstitut den Konsumenten nicht klar machen konnte, dass qualitativ hochwertiger Wein auch etwas mehr Geld kosten muss.

Und es wird zudem klar, dass viele Konsumenten einen VDP-Riesling für 7,99 Euro für überteuert halten, wenn sie bei ihrem regionalen Weinhändler der gleichen Sorte und aus der gleichen Gegend für 4,90 Euro bekommen. Hier hat der Verband versäumt, die Qualität seiner Winzer auf breiter Front bekannt zu machen.

Hier spricht das Volk (Zitate aus Leserkommentaren zu einem Bericht der Welt-Online vom 4 Juli):

„Deutscher Wein hat für mich immer noch das „Rhein in Flammen“-Image, wo halbseidene Verkäufertypen einem Publikum, daß von Wein Ahnung hat wie eine Kuh von der Strahlenforschung, Essig mit lustigem Namen, der an blanke Gesäße erinnert, mit dem Verkaufsargument überzeugen will: „Das ist, als ob dir ein Engel auf die Zunge pinkelt!“.

„Gehen Sie mal in ein gutes Weingeschäft und kaufen dort eine
Flasche verleichbaren Riesling von einem guten Weingut.
Sie werden sehen, 7,99 ? kostet der dort nicht , er kostet viel weniger“

„Warum bei Aldi kaufen und mehr bezahlen, wo es doch
beim Weinhändler preisgünstiger, netter, kompetenter mit Service und
Beratung geht ?“

„Es wird natürlich auch viel mystifiziert in dieser Branche. Das Ritual des Verkostens, vorher Riechens, kennerhaft auf das Ettikett schauen, dann den Schluck im Mund rollen lassen, das ist alles lächerlich und dient einfach nur dazu, gewaltige Gewinnspannen einzufahren. Ähnlich ist es beim Whisky oder beim Cognac. Kein Mensch , wenn man einen Test machen würde, könnte den Unterschied zwischen einer Flasche, die 5 Euro kostet und einer prestigeträchtigen Flasche aus einer bestimmten, durch kluge Marketingleute ausgewählten, Region benennen. Eine ganze Branche, wie Winzermagazine, die Gastronomie, der Tourismus etc. leben gut davon, dass es diese scheinbaren Unterschiede gibt. Ob ich ein Lacoste-Hemd
oder eine Boss-Hose oder eine Ralph Lauren – Mütze kaufe, die jeweilige Funktion ist doch die gleiche wie bei billigeren Erzeugnissen. Es ist der Prestigewert, der die Leute dazu bringt, für diese Produkte horrende Summen zu zahlen. Man will sich absetzen von der Masse, bewundert werden, dass man sich so etwas leisten kann. Ähnlich ist es bei diesem Thema, dem Wein. Man gibt an mit bestimmten Flaschen, die man aufgrund eines“ Geheimtipps“ von einem Kenner direkt vom Winzer aus dem Ausland bezogen hat, will aber auf keinen Fall die Quelle nennen. Da steigt man in der Achtung der Leute ! Ich stimme dem Leser zu, der sagt, mir schmeckt der Graue Burgunder von Aldi zu Euro 2,50. Ein Preis von 10 Euro ist einfach zu viel !“

„5 Euro für einen Weißwein das ist schon eine ganze Menge nähmlich 10 DM.
Das gabe es vor der Umstellung auf den Euro nur von sehr sehr guten Winzern.
Dann kamen die Raffgierigen und haben eins zu eins umgerechnet. Wo ich meinen Wein einmal bei einm Winzer gekauft habe der damals 8 DM gekostet hat kostet der jetzt 8 Euro. Dafür kann der den selbst trinken. Ich wohne im Rheingau, wenn ein Winzer meint er müsste die Leute abkochen dann soll er das solange machen bis er halt Pleite ist. Außerdem ist das überhaupt kein Problem sich die Leute auszusuchen die noch auf dem Boden geblieben sind. Das sind sei Dank immer noch viele die ihre seriöse Arbeit auch sauber verkaufen. Dafür bin ich auch bereit mehr zu bezahlen wenn Leistung stimmt und man kann bei vielen bei Weinwanderungen sehen und erleben wie Wein wächst, und produziert wird. Es ist immer noch erschreckend das die minderwertigste Pampe immer noch aus Rheinhessen kommt. Aber bei Weinbergen soweit das Auge reicht von Mainz bis nach Ludwigshafen kein Wundern. Wer darunter zu leiden hat sind die wunderbaren Winzer in der Region die sich viel Mühe geben und ausgezeichnete Weine produzieren. Die sind es WERT sie entsprechend zu unterstützen.“

 

Datum: 20.7.2009 (Update 5.8.2011)
 

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