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Beringers Rheinvilla im Napa Valley.
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Mainzer gründeten das kalifornische Traditionsweingut Beringer. Heute hat dort eine Frau das Sagen. Die schenkt einen komplexen Cabernet Sauvignon ein, den ich für einen so günstigen Preis gar nicht erwartet habe.
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Als es vor gut 200 Jahren mit dem Weinbau in Kalifornien losging, da waren die Ergebnisse nur schwer trinkbar.

Aber zum Vergnügen waren diese Tropfen sowieso nicht gedacht. Im Auftrag des Herrn hatten Jesuiten ein paar Weinberge angelegt, damit genug Messwein da war. Der musste rot sein und Alkohol haben. Fertig.

Spannend wurde es erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Da kamen Einwanderer aus Frankreich, Italien und Deutschland an und brachten eine Menge Know-how im Weinbau mit.

Zwei von ihnen waren die Brüder Jacob und Frederick Beringer aus Mainz. In New York hörten sie von diesem Napa Valley in Kalifornien. In dem seien die Böden ähnlich wie in ihrer Heimat – und damit wie gemacht für Weinreben.

Die Beringers fuhren hin und kauften knapp 90 Hektar Land. Das war im Jahr 1875 und Beringer damit eines der ersten Weingüter im Napa Valley.

Über die Gründungsgeschichte des Weinguts habe ich hier geschrieben:

Seitdem ist viel passiert. Das Gut wechselte etliche Male den Besitzer. 1971 verkauften es die Beringers an Nestlé, dann ging es an die Texas Pacific Group, dann an die Foster’s Group (Bier!) und 2011 schließlich an die Treasury Wine Estates. Das ist ein australischer Weinkonzern mit 4.000 Angestellten. Der Name Beringer blieb dabei immer unverändert.

Nur eines geschah niemals – dass eine Ernte nicht eingebracht wurde. Damit ist Beringer der älteste kontinuierlich bewirtschaftete Betrieb im ganzen riesigen Napa Valley. Man verfügt heute über rund 250 Hektar in verschiedenen Lagen.

Obwohl der Eigentümer immer wieder wechselte, legte man Wert auf Kontinuität. So arbeiteten in den 139 Jahren seit der Gründung gerade mal sieben Kellermeister im Weingut. Dem gemäß beträgt die durchschnittliche Dienstzeit knapp 20 Jahre.

Beringer-Weinmacher altern offenbar gut in ihrem Job. Seit 16 Jahren ist die US-Amerikanerin Laurie Hook Herrin der Weinfässer.

Hook wusste lange Zeit nicht, was sie mit ihrem Leben eigentlich anfangen wollte. Sie fand einfach zu viele Dinge spannend. Bis sie merkte, dass sich im Weinmachen alle ihre Interessen vereinten: Geschichte, Wissenschaft und Kreativität.

Sie ging an die University of California at Davis. Dort studierten einige der besten Winzer der Welt. 1984 war sie fertig und flog nach Australien. Knapp zwei Jahre arbeitete Laurie dort in einem kleinen Weingut: „Ich machte alles. Ich habe Reben beschnitten, bin Traktor gefahren, habe Trauben gelesen, im Keller gearbeitet, Wein abgefüllt und verkauft. Das war wirklich eine praktische Ausbildung.“

Mindestens genauso wichtig war ihr Mentor bei Beringer: Ed Sbragia, der vor ihr Kellermeister war. Er brachte Hook bei, dass es beim Weinmachen nicht reicht, sich auf Wissenschaft, auf chemische Analysewerte zu verlassen. „Mindestens genauso wichtig ist es, seinen Sinnen und Instinkten zu trauen.“

Mich interessiert ein Basiswein von Beringer, der Classic Cabernet Sauvignon. Denn auf einem großen Weingut einen Topwein zu machen, ist für einen fähigen Kellermeister nicht das Problem. Einen guten, günstigen Wein zu keltern, wird oft zur größeren Herausforderung.

Im Glas schimmert der Wein in einem recht kräftigen Rubinrot. Die Nase ist sowas von typisch Cabernet Sauvignon, dass es kracht. Schwarze Johannisbeere (Cassis), noch mal schwarze Johannisbeere und dann ein Hauch von grüner Paprika. Dazu ein paar Anklänge von Heidelbeere und Brombeere – fertig ist das Nasenkino. Kein Steven Spielberg, aber ein Tatort mit Boerne und Thiel ist es allemal.

Am Gaumen gefällt mir die schwarze Johannisbeere wieder sehr gut. Denn sie wird untermalt von kräftigem Zedernholz und etwas Zigarrenkiste. Das gibt dem Wein Struktur und Grip und lässt ihn nicht ins Beliebige abgleiten, was bei Cabernet Sauvignons dieser Preisklasse schon mal vorkommen kann.

Atmet der Tropfen ein bisschen Luft, wird er komplexer. Etwas Vanille gesellt sich zu den anderen Aromen, dazu Anklänge von Karamell. Das kommt vom Ausbau im Eichenfass. Der Classic Cabernet Sauvignon kommt auf 13,5 Volumenprozent Alkohol.

Ich habe schon lange keinen Cabernet Sauvignon dieser Preisklasse getrunken, der mir so viel Freude bereitet hat. Normalerweise muss man dafür um einiges tiefer in die Tasche greifen.

Als Essenspartner empfehle ich geschmorte Wildschweinkeule oder gegrillte Lammspieße.

 

Datum: 26.1.2018
 

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