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Ein Sekt wie Olivenöl

Geht runter wie Öl.
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Unser Griechenland-Auskenner Ralph Urban macht einen würzig-cremigen Champagner aus Nordgriechenland auf und schwärmt los. Oh, sorry! Ist ja kein Champagner, sondern Sekt.
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Als mich ein TV-Reporter des kleinen Privatsender Sylt1 für einen Beitrag über griechische Weine anmoderierte, hielt er einen Rosé-Sekt aus Griechenland in seinen Händen und sagte: „Wenn ich diesen Rosé jetzt in die Kamera halte und den Zuschauern sage, das ist ein griechischer Rosé … ich darf noch weiter gehen, das ist ein griechischer Champagner, dann werden die rückwärts vom Sessel kippen und fragen, wie bitte, die Griechen können Champagner…?“

Danach hatte ich 20 Minuten lang die Gelegenheit, den Zuschauern zu erklären, dass die Griechen genauso die méthode traditionnelle beherrschen wie es Deutsche oder Italiener können.

Méthode traditionelle oder méthode champenoise ist die klassische Champagner-Herstellung. Hierbei findet die zweite Gärung in der Sektflasche statt.

Was für mich Selbstverständlichkeit ist, scheint für viele Menschen unvorstellbar zu sein: Griechenland kann Wein.

Warum eigentlich traut man jener Nation, die den systematischen Weinanbau in Europa überhaupt erst verbreitete, so etwas nicht zu?

Wieso hat griechischer Wein ein derart miserables Standing?

Der Grund ist wohl in erster Linie, dass hierzulande Wein aus Griechenland hauptsächlich in griechischen Restaurants in die Kehlen der Leute gelangt. Dieser Wein ist meistens einfach gestrickt. Griechischer Sekt wird schon gar nicht angeboten.

Dabei ist vielen Weinliebhabern schon lange klar, dass Griechenland sehr gute Weine produzieren kann.

Warum dann also kein Champagner (pardon: Sekt) aus Griechenland?

Sekt: Was ist der Unterschied zwischen trocken und brut?

Vor gar nicht langer Zeit besuchte ich Laurens Hartman, einen Halb-Griechen mit niederländischem Vater und griechischer Mutter, auf seiner Domaine Karanika in Amyndeo.

Amyndeo ist ein Anbaugebiet im nordwestlichen Makedonien. Hartmans Kreationen zählen zum Besten, was das Weinland Griechenland zu bieten hat. Nicht nur sein Rosé Brut, sondern auch sein blonder Bruder, der Bio-Sekt Karanika Brut Cuvée Spéciale. Ein Blanc de Noir, der zu 100% aus der roten Traube Xinomavro gemacht wird.

Aus dieser zickigen Rebsorte werden die besten und teuersten Weine Griechenlands gemacht.

Üblicherweise sind in Holz ausgebaute Xinomavro-Weine in jungen Jahren noch etwas unzugänglich und zeichnen sich durch kräftige Tannine aus. Auch das Säuregerūst wirkt oftmals unangepasst. Manche Kenner lassen sich davon nicht abschrecken. Sie trinken diese Weine gerne auch etwas etwas früher. Vielleicht, weil sie das Potenzial dieser Weine fasziniert. Weniger Fortgeschrittene sollten besser eine entsprechende Lagerzeit einplanen.

Griechische Weinkünstler wie etwa Apostolos Thimiopoulos schaffen es sogar, aus Xinomavro butterweiche Köstlichkeiten herzustellen, die nicht lange lagern müssen. Lest hier mehr darüber:

Der Schmeichel-Grieche

Wie vielseitig Xinomavro bei aller Kompliziertheit verwertet werden kann, zeigt sich auch bei diesem außergewöhnlich guten Schäumer.

Schon auf dem Rückenetikett finden wir viele Hinweise zur Herstellung des Weins. Der Winzer hat offenbar begriffen, dass es noch viel zu erklären gibt. Außerdem ist jede Flasche mit Hand datiert und numeriert.

Na schön, das sagt alles noch nicht viel aus. Ich schenke ein und schnuppere ins Glas. Feinhefige Noten und erfrischende Säure machen sich bemerkbar, begleitet von Nuss- und Kräuteraromen.

Am Gaumen erinnert der Schaumwein dann sogar an hochwertiges Olivenöl, auch wegen seiner wunderbaren Cremigkeit. Ich schmecke getrocknete Kräuter, geröstetes Brot, Hefe und Haselnusscreme. Dann zitronige Aromen, etwas Aprikose, getrockneter Apfel und erdige Töne.

Als der deutsche Champagner-Experte Boris Maskow und einige seiner Kollegen in Geisenheim den Karanika verkosteten, gab es sehr viel Lob für die charaktervolle Aromatik und seine fein eingearbeitete Säure.

Ich finde, dazu passt Räucherlachs und Kaviar oder ein würziger Iberico-Schinken.

Fazit: Das ist ein wirklich stilvoller Sekt mit ausgezeichnetem Preis-Leistungsverhältnis aus Griechenland.

Ja, es ist an der Zeit, Neues zu probieren und über den Glasrand zu blicken. Auch die Griechen können Champagner, sorry: Sekt.

 

Datum: 18.2.2018