Große Weine brauchen große Gläser.
Das ist ein Postulat, das man an Bord immer wieder hört. Die Erkenntnis, dass ein Gevrey-Chambertin wenig bis keinen Spaß macht, wenn er aus einem Sektglas getrunken wird, ist mittlerweile in jeder Dorfkneipe angekommen, wenn diese einen Weinkeller hat.
Dass auch – und gerade – große Weißweine in einem so genannten Weißweinglas nicht zu ihrer vollen Geltung kommen, wissen immerhin auch schon viele Sommeliers.
Und dass ein Riesling Großes Gewächs mitunter in ein bauchiges Burgunderglas gehört, erkennen zumindest jene, die sich mit den Auswirkungen verschiedener Volumina beschäftigt haben.
Was aber ist mit den vielen kleineren Gewächsen, die allzu oft in kleinen Gläsern schnell gegen den Rand schwappen?
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Ich behaupte, dass es keinen Wein gibt, der in einem kleinen Glas auch nur im Ansatz gewinnt. Im Gegenteil.
Auch für den kleinen Wein muss es ein großer Kelch sein, um ihn richtig einschätzen zu können.
Einerseits lassen sich Wein- oder Korkfehler im großen Glas wesentlich einfacher feststellen. Denn wenn es schon nach Fehler stinkt, dann bitte gleich richtig.
Andererseits schmecken die meisten kleinen Weine auch in einem großen Glas nicht bedeutungsloser, als in einem kleinen. Weine, die nur aus dem kleinen Glas schmecken, kann man sich sparen. In einem Aufwasch mit Weißweinen, die nur eiskalt trinkbar sind.
Ein ideales Allroundglas wäre demnach ein nicht übertrieben bauchiges Burgunderglas. Den Beweis dafür lieferte kürzlich eine Absackerflasche, getrunken aus dem Burgunderglas von XXX [Raum für bezahlte Werbung, bitte melden!] nach einem Haufen guter Pinots.
Diese Absackerflasche war allerdings kein Pinot, sondern ein Vernatsch. Der Quasi-Trollinger und Lieblingsmittagsschoppenwein aus Südtirol. Dieser Wein soll ins Burgunderglas?
Aber sicher. Vor allem, wenn es der richtige Vernatsch ist. Ein Vernatsch, der dieses Glas ohne Murren des Trinkers verträgt, ist der Vernatsch Galea der Kellereigenossenschaft Nals-Margreid aus dem kleine Anbaugebiet St. Magdalena bei Bozen. Er wurde im großen, gebrauchten Holzfass ausgebaut.
Zunächst trank ich diesen Wein im kleinen Glas, wo er sehr sortentypisch rüberkam, ohne dabei so leichtgewichtig zu sein, wie es die Sorte gemeinhin verspricht. In der Nase Marzipan und Himbeere, Mandelhaut und etwas nasse Blumenerde. Das war’s.
Was man aber ahnungslos überschnuppern kann, zeigte sich, als dieser Vernatsch im großen Burgunderglas landete: Viel Rauch, die Würze von Lardo, etwas Ziegelstaub. Die Himbeere rückt in den Hintergrund und ist den mineralischen Noten mehr Anker als Segel. Mit der Zeit kommen noch nasse Flusskiesel dazu. Im Mund bleibt der Wein immer straff und schlank, mit einer strukturgebenden Säure und nicht übermäßig langem, aber überzeugendem, balsamischem Abgang.
Interessantes Thema… Restsüße Weine bevorzuge ich jedoch eher im kleineren Glas
So ein Rundumschlag bringt weder den Weinen noch den Weintrinkern etwas.
Versuchen Sie doch mal – Riesling aus dem Elsass, Sauternes, gereifter Bordeaux, Chenin Blanc (trocken), traditioneller Sangiovese, Sauvignon Blanc (Loire), Gavi, Dolcetto, Ribera del Duero, Rioja, Mencia, Grolleau – ich mag nicht noch mehr aufzählen, aus einem Burgunderglas zu trinken. Viel Spass beim Zerstören der Aromatik.
Als leidenschaftlicher Burgundertrinker, verwende ich sehr oft das Zalto Burgunderglas, trotzdem schmeisse ich nicht alles da rein. Wenn sie schon über Gläser sprechen, dann mit etwas mehr Kompetenz, vor allem was den Wein anbelangt. Nichts gegen Vernatsch, ihn aber gleich als Musterbeispiel aufzuführen, finde ich eher zweifelhaft.
Rauch, Ziegelstaub, Kiesel? Vom Wein oder vom Glas?
Einverstanden. Aber Chenin Blanc (trocken) ist für mich ein Wein für das Burgunderglas. Das aromatische Volumen braucht Platz, um sich auszubreiten. Für Mencia habe ich noch nicht das richtige Glas gefunden.
Eine Liebeserklärung ans Voluminöse! Ist der Captain also so was wie der Larry-Flint des Weinglases? Der begeistert ‚Ja!‘ ruft, wenn gefragt wird: „Darfs ein bissel mehr sein?“
Ich kann mich dem nicht ganz anschließen. Weil erstens bekanntlich nicht immer viel auch viel hilft. Weil zweitens – und auch bekanntlich – einer der seriösesten Weinjournalisten, nämlich Hugh Johnson, das ganz und gar nicht voluminöse Chianti-Glas als Universalglas empfiehlt. Drittens, weil zu große Weingläser für manchen Wein den Untergang bedeuten. Aber nicht nur, weil er zu klein wäre, sondern weil auf einmal Charakteristiken in den Vordergrund gerückt werden, die der Sorte bzw. Typizität eines Weines eher nicht entsprechen. Und nein: Ich finde nicht, dass man einem schlanken, filigranen Riesling über das Glas ein ‚Grauburgunder-Pushup‘ verschaffen muss!
Eine Liebeserklärung ans Voluminöse! Ist der Captain also so was wie der Larry-Flint des Weinglases? Der begeistert ‚Ja!‘ ruft, wenn gefragt wird: „Darfs ein bissel mehr sein?“
Ich kann mich der Ode nicht ganz anschließen. Weil erstens bekanntlich nicht immer viel auch viel hilft. Weil zweitens – und auch bekanntlich – einer der seriösesten Weinjournalisten, nämlich Hugh Johnson, das ganz und gar nicht voluminöse Chianti-Glas als Universalglas empfiehlt. Drittens, weil zu große Weingläser für manchen Wein den Untergang bedeuten. Aber nicht nur, weil er zu klein wäre, sondern weil auf einmal Charakteristiken in den Vordergrund gerückt werden, die der Sorte bzw. Typizität eines Weines eher nicht entsprechen. Und nein: Ich finde nicht, dass man einem schlanken, filigranen Riesling über das Glas ein ‚Grauburgunder-Pushup‘ verschaffen muss!