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Karg und ruhig
Die kargen Hügel des Somontano. Grobe Steine, massenhaft Rosmarinsträucher und anderes Gestrüpp. Alles sieht sehr trocken aus. Verfallene Gemäuer hier oben, das nächste Dorf ist drei Täler entfernt. Auf gut Deutsch: Hier liegt der Hase begraben. Oder eher der Trüffel.
Wegen ihm stehe ich in dieser kargen Landschaft, die zwar auf ihrer Oberfläche wenig hergibt, im Erdreich jedoch etwas wachsen lässt, was auf Märkten und Restaurants ein kleines Vermögen kostet. Der kostbare schwarze Trüffel gedeiht hier unprätentiös, nur wenige Zentimeter tief, als sei es das normalste der Welt.
Ein abgenutzter Pick-Up fährt vor und heraus steigt ein älterer Spanier, an den Füßen Gummistiefel. Er ist professioneller Trüffeljäger und will zeigen, wie man den edlen Knollenpilz aufspürt. Dazu lässt er Igor aus dem kleinen Hundezwinger.
Auf Trüffeljagd
Igor ist ein hellbrauner, schlappohriger Hund, körperlich ähnlich klapprig wie der Pick-Up seines Herrchens. Haut und Knochen mit buckligem Rücken. Aber Igor hat es in sich. Kaum von der Ladefläche abgesprungen, schaltet er in einen hektischen Schnüffelmodus und läuft routiniert einen Trampelpfad entlang. Der Hund ist ein abgebrühter Profi wie sein Herrchen. Beide verschwinden im Gestrüpp.
Nach Minuten gibt Igor ein unruhiges Hundejaulen von sich. Sein Herrchen nimmt den Trüffelstecher und rammt ihn dorthin, wo Igor schnüffelt, und gräbt eine golfballgroße, schwarze Kugel aus dem vertrockneten Erdreich. Trüffel! Ein erhabenes Gefühl, das schwarze Gold in den Händen zu halten. Der charakteristische Duft, den er verströmt, ist wohlbekannt. Man möchte sofort reinbeißen.
Am Ende des einstündigen Fußmarschs hat der Trüffeljäger dreizehn Trüffelknollen ausgebuddelt. Igor belohnt er mit einem schlichten Leckerli. Der Hund weiß nicht, für welchen Wert er verantwortlich ist, er würde sich mit den Trüffeln auf und davon machen. Aber das Herrchen kennt den enormen Wert seiner Beute. Und den seines Hundes. Einen dicken fünftstelligen Betrag habe man ihm für das alte Tier schon geboten. Stets habe er abgelehnt, plaudert der Trüffeljäger, merklich stolz auf seine geschäftstüchtige Sturheit.
Weine wie im Bordeaux – nur preiswerter
Doch die Region Somontano steht nicht nur für Trüffel, sondern auch für Wein. Seit 1984 ist sie in den ehrwürdigen Stand der einer sog. D.O.(Denominación de origen / kontrollierte Herkunftsbezeichung) aufgestiegen. Historisch gesehen ist Somontano eine alte Kulturregion und wieder mal hatten die Römer ihre Finger im Spiel. Nachdem die weg waren, fiel das Somontano in einen langen vinophilen Konservierungsschlaf.
Der Aufweckimpuls kam – wie in anderen spanischen Weinregionen auch – in den 80er Jahren. Man besann sich auf Vergangenes und sah enormes Potenzial. Mit Geldspritzen, hypermoderner Kellertechnik und Risikobereitschaft erneuerte man den angestaubten Weinbau in Somontano. Bis heute mit enormem Erfolg und wachsender Anbaufläche.
Was zeichnet die Weine aus dem Somontano aus? Es ist ihre Vielseitigkeit, bedingt durch die verschiedensten Klimata. Von kühl und regnerisch bis heiß und trocken, alles ist dabei. Die Anbaugebiete liegen auseinandergerissen an verschiedensten Winkeln dieser stillen Region. Es ist das Zuhause vieler klassischer europäischer Weinstile!
Text und Fotos: Thomas Golenia