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Eine Familie namens Languedoc

Ganz schön viel Sonne hier.
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Lange Zeit machte der Captain einen Bogen um die Weinregion Languedoc. Zu unübersichtlich, zu viel austauschbare Weine, wenige Überraschungen. Doch das hat sich geändert. Überzeugt euch selbst.
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Languedoc, noch vor 10 Jahren konnte man bei der Erwähnung dieses riesigen Weingebietes getrost abwinken, ohne bei Weinkennern in den Verdacht zu geraten, ein unverbesserlicher Ignorant zu sein.

Languedoc, das war der in Flaschen gepresste Weinsee. Bis auf ganz wenige Ausnahmen gut genug für die unteren Regale der Discounter.

Noch in den frühen 1980er-Jahren kam von hier fast die Hälfte der gesamten französischen Weinproduktion.

Doch dann geschah über Nacht das Wunder. Eine Handvoll Pioniere des Weinbaus bewiesen durch unermüdlichen Fleiß und eine gehörige Portion Sturheit, dass die herzergreifend schönen Landschaften des Languedoc Weinlagen beheimaten, die umwerfende Tropfen herbringen können. Mediterrane Köstlichkeiten mit unvergleichlichem und manchmal recht rauem Charme.

Diese Männer und Frauen waren – wie oft in der Weinwelt – Quereinsteiger mit ausreichend Kapital und freiem Kopf. Bereit für ein großes Abenteuer. Ungebremst durch althergebrachte Denkmuster und Traditionen.

Sie scheuten keine Mühen und küssten mit schwieligen Händen Weinberge und ihre Uralt-Rebstöcke wach oder bepflanzten neue Lagen mit Edelsorten wie Syrah, Merlot oder Cabernet Sauvignon.

Hinzu kamen die modernen Methoden des Spitzenweinbaus: Grünlese, Laubarbeit, Ertragsreduktion und beinharte Selektion bei der Lese.

High-Tech-Weingüter entstanden, die den Kellermeistern erlaubten, aus den Terroirs ureigene Qualitäten herauszukitzeln. Die Star-Appellationen Minervois und Faugères stehen mit einer ganzen Reihe Spitzenweine für diese Entwicklung.

Zwischen diesen Leuchttürmen und einer unüberschaubaren Menge austauschbarer GSM-Weine (Grenache-Syrah-Mourvèdre) wimmelt es im Languedoc von ambitionierten Familienbetrieben, die aus den Trauben ihrer teilweise uralten Rebstöcke achtbare Tropfen zu bestechend niedrigen Preisen liefern – weit unter den Werten, die man für vergleichbare Flaschen von der Rhône oder dem Bordelais hinzublättern hat.

Diesen ehrgeizigen Betrieben ist zum Beispiel die Renaissance der über Jahrzehnte respektlos behandelten Rebsorte Carignan zu verdanken.

Ja, man könnte sagen, diese Weine der neuen Winzergeneration sind wie eine große Familie. Jeder Tropfen mit eigenem Klang. Doch der Timbre ist immer Languedoc.

Die expressiven Roten der Region haben die fette und rustikale Aromatik ihrer Vorgänger längst abgelegt, ohne auf mediterrane Würze zu verzichten. Seidenweich gleiten sie über die Zunge, sanft kraulen ihre Tannine den Gaumen und hinterlassen einen noblen Abgang.

Auch die Weißen bestechen mit abenteuerlicher Vielfalt. Erfrischend und rassig kitzeln sie das Entdecker-Gen von Weinfreunden auf der ganzen Welt.

Berlin und München – in beiden Metropolen könnt ihr euch jetzt selbst von den Qualitäten der Weinfamilie aus dem Languedoc überzeugen:

  • VINWORLD Berlin: 21 Winzer aus dem Languedoc und eine Master Class Languedoc am Sonntag, den 12.11. um 12 Uhr. Unbedingt hier anmelden.
  • WINE & TASTE Berlin: Languedoc-Foodtruck mit 12 ausgesuchten Weinen und Wein-Seminare am Samstag den 11.11. um 18 Uhr und am Sonntag, den 12.11. um 15 Uhr.
  • Forum Vini München: 17 köstliche Weine am Languedoc-Stand und drei moderierte Sonderverkostungen Languedoc am Sonntag, den 12.11. um 13 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr.

Nicht umsonst wird das Languedoc manchmal das Kalifornien Frankreichs genannt. So viele Bodentypen, Landschaftsformationen, Meso- und und Mikroklimata gibt es hier. Und auf alles strahlt die heiße Sonne herab.

Das Wein-Gebiet Languedoc erstreckt sich von der Rhône bis jenseits der Stadt Narbonne. Insgesamt deckt das Gebiet etwa 300.000 Hektar Rebfläche ab. Das ist ein Drittel der Gesamtrebfläche Frankreichs und somit ist Languedoc auch das größte Anbaugebiet der Grande Nation.

Die Vielfalt der Appellationen des Languedoc überfordert schnell, wie man auf der Karte hier sehen kann, die sich beim Klicken vergrößert.

carte des aoc languedoc

Menschen mit viel Tagesfreizeit oder Astrophysiker, die es geschafft haben, das Raum-Zeit-Kontinuum auszutricksen, mögen sich in die Details vertiefen.

Für alle anderen: Les Vins AOC du Languedoc sind Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung und Les Vins IGP Sud de France Weine mit geografisch geschützter Angabe. Der Unterschied zwischen diesen Klassifizierungen besteht vor allem in den Auflagen bei der Herstellung. Die Kennzeichnung fungiert als Qualitätsmerkmal. So unterliegen AOC-Weine (oder nach neuer EU-Bezeichnung AOP-Weine) in der Regel strikteren Vorgaben bei Anbau und Herstellung als Weine mit geografisch geschützter Angabe (IGP).

Die Weingeschichte der Region ist interessant und zeigt, wie Politik, Wirtschaft und gesellschaftlicher Wandel sich im Geschmacksprofil einer Landschaft spiegeln.

Nachdem Algerien nach einem blutigen Bürgerkrieg 1962 in die Unabhängigkeit entlassen wurde, fehlten der französischen Weinindustrie urplötzlich die dunklen Weine aus der nordafrikanischen Kolonie, mit denen man die dünnen Tropfen aus dem gesamten Land verschnitten hatte, um ein hübsches Bild abzugeben. Languedoc half aus. Was den Qualitätsweinbau dort nicht gerade auf die Sprünge half.

Etwa gleichzeitig wurde im Bordelais mit den ultramodernen Methoden der Weinbereitung (zum Beispiel malolaktische Gärung und klonale Selektion) der Grundstein für die unglaubliche Karriere dieses Anbaugebiets gelegt. Bis tief in die Mitte der 1980er-Jahre fiel das Languedoc ins äußerste Abseits.

Mit der Besinnung auf die Qualitäten der Carignan-Traube, die allmählich die Rebsorte Aramon verdrängte und die Einführung internationaler Sorten durch die neuen und ehrgeizigen Weinmacher erfolgte endlich die Rehabilitation des Languedoc. Ein Aufstieg der manchenorts wohl überhastet kam, denn einer kurze Phase des Hypes mit einhergehenden Mondpreisen folgte nach der Jahrhundertwende die Ernüchterung.

Das ist jetzt schon eine Zeit lang her und das Languedoc hat sich auf hohem Niveau stabilisiert. Jedes Mitglied der Familie hat seinen Platz gefunden.

 

Datum: 31.10.2017
 

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