↓ Ähnliche Weine
↓ Ähnliche Artikel
↓
Leute, ihr hört zu sehr auf die sogenannten Experten und Weinwichtigtuer. Es wird Zeit, euch mal über ein paar Umstände aufzuklären. Erst mal zur Begriffsklärung: Ich (Österreicher) nenne das Umgießen von Wein pauschal dekantieren. Denn das Endergebnis – dekantiert oder karaffiert – bleibt mehr oder weniger dasselbe.
Hä, was ist jetzt genau der Unterschied zwischen Dekantieren und Karaffieren? Das sagt unser kluges Weinlexikon:
Noch vor einer oder zwei Weintrinkergenerationen bezeichnete man mit Dekantieren, wenn der Wein nur deswegen in eine Karaffe oder sonst ein bauchiges Gefäß umgefüllt wurde, um ihn vor dem Genuss von etwaigem Depot (harmlose Weinkrümel) zu trennen. Heutzutage wird dieses Verfahren meistens lange vor dem Genuss angewendet, damit der Wein Sauerstoff zugeführt bekommt. Korrekt bezeichnet man dieses Verfahren mit Karaffieren.
- Hier gehts zur Langversion des Eintrags: Dekantieren
Wein bekommt also über das Ausgießen ein Maximum an Luft. Was ist das Merkmal einer Karaffe? Richtig, die große Oberfläche des Inhalts.
Wenn ich nun einen alten Wein dekantiere und ihn über Stunden in der Karaffe lasse, dann dient das Bad in der Kanne nur einem Zweck: Belüftung. Wein braucht das, egal in welchem Stadium. Ich hab es schon unzählige Male erlebt. Aber genau davor warnt mich die Experten-Lobby der Weinblogger und Besserwisser. Irgendwer behauptete mal, dass man Altwein nicht dekantieren darf. Sogar hier beim Captain.
Seitdem plappern Journalisten, Blogger und andere Schlaumeier diesen Blödsinn nach. Nun, wie kommt es zu diesem weit verbreiteten Irrtum, man dürfe Altwein nur ganz vorsichtig mit Sauerstoff bespielen? Ich habe da einen Verdacht.
Weil viele meinungsbildende Fachleute, Journalisten und Blogger ältere Weine nicht wirklich trinken. Ich meine richtig trinken. Flasche für Flasche. Denn das können sich nur ganz wenige leisten. Alte Weine sind teuer und werden bei Verkostungen, wohin die meisten der Weinbesprecher gehen, nur in homöopathischen Dosen ausgeschenkt. Man darf ein wenig nippen. Das war es. Schön, dass sie gekommen sind, berichten Sie über uns. Auf Wiedersehen.
So eine Verkostung bietet jedoch nur eine kurze Momentaufnahme. Das Wohlgeschmacksfenster eines senioren Rotweins öffnet sich aber meist sehr langsam. Nach 50 Jahren unter Luftabschluss wäre ich auch erst mal ziemlich stinkig. Ich sage, wer seinen Wein über einen längeren Zeitraum (und ich meine laaaange – nämlich 7 bis 14 Tage) verkosten will, der soll ihn doch bitte gerne in der Flasche lassen. Will ich aber heute Abend eine ganze Flasche Wein austrinken, dann dekantiere ich ihn.
Lasst mich eine kurze Anekdote erzählen. Aus der Zeit, als ich zum ersten Mal als ganz junger Mann bei einer Altweinrunde teilnehmen durfte. Ich schickte damals einen Riesling Smaragd Singerriedel Jahrgang 1990 von Hirtzberger ins Rennen. Der jüngste Wein des Abends. Und ich rümpfte besserwisserisch die Nase, als ein erfahrener Altweinhändler Wein für Wein in Karaffen schüttete. Das sah ziemlich respektlos aus. Und als dann ein 1945er Château Mouton-Rothschild (Flaschenpreis heute über 10.000 Euro) auch in so einer Urne landete, dachte ich mir, die Götter müssen verrückt sein. Herrgott, was geschah da?
Spätestens als ich den Wein kurz darauf in eines meiner Gläser bekam, fühlte ich mich bestätigt. Vor mir war alles, nur kein Wein. Ich roch Pflaumen, Pilze, nassen Boden. Von Frucht keine Spur. Von einem abgestandenen Wein umso mehr. Jedoch nach ein bis zwei Stunden und einigen guten Gesprächen wurde ich Zeuge einer fantastischen Metamorphose. Wir probierten den Mouton über den ganzen Abend und er wurde immer besser.
Was war passiert? Der alte Knabe hatte begonnen, sich zu entfalten. Der Waldboden wich und schuf Platz für noble Erdbeeren, Cassis und orientalische Noten, Kardamon, etwas Leder und Teer. Für mich das pure Leben. Bei guten Altweinen (perfekte Flaschen vorausgesetzt) erlebe ich solche Formkurven dauernd. So erging es uns an diesem Abend nicht nur beim großen Mouton-Rothschild, sondern auch bei den kleineren Weinen wie Petit Village 1953 oder Château Cantemerle 1962.
Seit jenem Abend bin ich regelmäßig Teilnehmer dieser Runde. Dekantiert wird noch immer alles. Alte Burgunder, alte Rieslinge, alte Veltliner, alte Bordeaux, alte Châteauneuf. Einfach alles. Jeder Wein profitiert von Luft. Aber man darf nicht erwarten, dass ein bereits gestorbener Wein mit einer Karaffe reanimiert werden kann. Wobei – wie so oft in dieser Weinwelt – wird es irgendwo wahrscheinlich jemanden geben, der darüber eine Weise zu singen weiß.
Dekantieren ist eigentlich das Trennen des Depots vom Wein und hat mit belüften eigentlich gar nix zu tun.
Karaffieren oder einfach lüften ist was anderes und tut vielen Weinen gut. Stimmt. Oft.
Nicht allen. Alte Barolo vertragen die plötzliche Luftzufuhr z.B. Sehr oft nicht. Da ist es besser einfach langsam vorzugehen, grosse Gläser zu nehmen und dem Wein ganz lamgsam mehr Luft zukommen zu lassen.
Wie fast immer, ist halt diese schwarz-weiss Sicht der Dinge zu banal und raubt dem wahren Genuss die Nuancen. Wäre schön, wenn auch der Obermaat einmal grau und bunt finden würde, in seinem Entweder : Oder.
In was dekantieren Sie denn, in einen Gartenschlauch?
Beim Dekantieren in eine Karaffe oder Decanter wird doch automatisch Luft zugeführt und das dabei das Depot getrennt wird hoffe ich doch sehr oder habe ich jetzt 25 Jahre was falsch gemacht?
sag ich doch
jaja
nach über 5000 Flaschen reifen Weinen kann ich folgende Erfahrungen mitteilen.
Dekantieren …. unbedingt….so gut wie fast alle Weine
allerdings nicht in staubige warme Barolokaraffen, sondern kellerkalt in kühle, frisch ausgewaschene, verschliessbare Glasflaschen (ohne Blei) da entwickelt sich der Wein schön langsam. und so mancher nach dem öffnen überreif wirkende Wein, ist nach 12-24 Stunden wieder jung und kräftig….
Sinn….Depot trennen, Wein belüften, Wein durchmischen*
Mixer …. braucht man nicht Karaffe mit Stöpsel genügt
sagte nicht schon 006 … besser geschüttelt wie gerührt
*bei einem reifen Bordeaux schmeckt aus der Flasche ausgeschenkt das erste , das dritte und das letzte Glas unterschiedlich, darum umfüllen, dann hat jeder das gleiche im Glas.
Deckt sich mit meinen Erfahrungen. Fast jeder Wein gewinnt mit dem Lüften, auch ältere Weine. Nur manche uralten Weine blühen an der Luft nur ganz kurz auf, um dann im Glas unter der Nase wegzusterben. Da kann man durch das Lüften in der Karaffe dann den Höhepunkt verpassen, Weine, die um die 100 Jahre alt sind, am besten nur abdekantieren und sofort im Glas mit allen Sinnen beobachten. Der Wein auch im Glas lüften, also niemals zu schnell einen alten Wein wegschütten!
Etwas arrogant der Hr. Mally aber er hat recht, ohne Luft kein Leben so ist es bei uns und auch beim Wein!
Hab die letzten 20 Jahre Weine bis 1928 retour mehrmals verkosten und auch in Mengen trinken dürfen !
Zu 100% seiner Meinung !!!