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Die eiserne Lady von Mallorca

Nur die Harten kommen in den Garten.
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Was soll man tun, wenn viel Zeit und Geld vorhanden sind, Aktien kaufen? Unsinn! Lieber ein Weingut gründen. Eine Düsseldorfer Stahl-Unternehmerin hat das auf Mallorca getan.
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Langeweile führt manchmal zu hervorragenden Ideen. Etwa zu dieser hier: „Ich könnte doch auf Mallorca ein Weingut gründen…“

So dachte vor einiger Zeit eine erfolgreiche Karrierefrau mit dem schönen Namen Viktoria Garten in Düsseldorf. Jahre danach steht eine Flasche aus ihrer eigenen Bodega vor mir auf dem Tisch.

Wie geht so etwas? Natürlich mit Fleiß, Ehrgeiz und Geld.

Garten besitzt eine gut gehende Firma, die deutsche Stahl- und Hüttentechnologie nach Osteuropa verkauft, woher sie selber stammt.

Die Dame, die ihren deutschen Namen von einem abgelegten Ehemann trägt, hat in Moskau studiert und ging dann in die DDR. Dort ist sie geblieben, heiratete, zog nach der Wende nach Düsseldorf und machte Karriere in der Stahlindustrie.

So weit, so bilderbuchhaft, um mindestens drei Seiten im Manager Magazin spendiert zu bekommen. Aber Viktoria Garten wäre nicht Viktoria Garten, wenn ihr der Sinn nach voraussagbaren Zielen wäre.

Als während der jüngsten Wirtschaftskrise (ich glaube, das war 2008, man vergisst ja so schnell) die Geschäfte ins Stocken gerieten, hatte Garten plötzlich mehr Zeit als üblich und suchte nach Abwechslung. Golf spielen kam wohl nicht in Frage. Es musste etwas zum Anpacken sein. Aber was?

Während eines Urlaubs auf Mallorca verliebte sich Garten in die Serra de Tramuntana, eine Landschaft voll wildromantischer Schönheit im Nordwesten der Insel. Sie wollte sich hier niederlassen und begann nach einer Finca zu suchen. Einer Finca mit Weinbergen.

Die fand sie schließlich in den grünen Hügeln rund um das Städtchen Pollença. Eine moderne Villa mit Blick auf die Bucht von Alcúdia. 400 Olivenbäume mit ein bisschen verwildertes Rebland waren inklusive. Zwei Hektar, um genau zu sein. Zu viel für ein nettes Hobby. Zu wenig, um professionell Wein zu produzieren.

Garten erstellte einen Businessplan und errechnete 30 Hektar, die mindestens bearbeitet werden müssten, um eine profitables Weingut zu betreiben. 2010 erfolgte der Sprung ins kalte Weingeschäft und Viktoria Garten legte los. 2013 wurden die ersten eigenen Trauben gelesen. Nebenher – typisch Unternehmerin – gründete die eiserne Lady (dem Stahlgeschäft hat sie nicht den Rücken gekehrt) den Internet-Weinversand Xanthurus. Keine halben Sachen!

2016 waren es bereits etwa 20 Hektar. Unter anderem mit autochthonen Rebsorten wie Manto Negro, Callet, Prensal Blanc und Giró Ros bepflanzt. Weitere 10 sollen es bis 2018 sein. Inzwischen gibt es eine nagelneue Produktionsstätte mitten auf dem Eiland in Binissalem, weit weg von Villa und Weinbergen. 300.000 Flaschen soll der Betrieb bald ausstoßen. Das ist für Mallorca ein schönes Trum Weingut.

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Vor solchem unternehmerischen Ehrgeiz kann man nur respektvoll den Hut ziehen. Und das Glas heben. Am besten natürlich mit einem Tropfen aus einem von Frau Gartens Weingärten.

Vor mir steht nun eine Flasche animus & sententia (Mut und Wille) aus den Rebsorten Merlot, Syrah und den einheimischen Trauben Callet, Fogoneu und Mantonegro.

Ab ins Glas damit. Dort zeigt sich der Wein in kräftigem Rubinrot, das schon deutlich ins Granatfarbene geht. Das Alter macht’s.

Schon die Nase ist alles andere als die eines weichgespülten Turi-Tropfens. Da ist jede Menge Würze im Spiel. Lorbeer, Wacholderbeeren und dunkle Tannennadeln. Danach kommen ein wenig Früchte dazu. Säuerlich-rote wie etwa Johannisbeere und frische, nicht ganz vollreife Himbeeren.

Am Gaumen spielen die Früchte dann aber die erste Geige. Jedoch sanft. Etwas energischer begleitet von den in der Nase bereits angekündigten Gewürzen.

Das ist kein Wein für nebenher, der will Aufmerksamkeit. Luft tut ihm übrigens auch gut. Ruhig eine halbe Stunden in die Karaffe gießen, das macht ihn geschmeidiger und lässt am Gaumen dunkle Früchte auftrumpfen: Brombeere und schwarze Johannisbeere.

Das ist ein beeindruckender Tropfen mit erstaunlich wenig Alkohol (nur 13,5 Volumenprozent) und würzigem Charakter.

Zu diesem Wein muss man auf jeden Fall etwas essen. Und das sollte nicht zu leicht sein. Deftige Tapas mit Fleisch gehen gut, kräftige Reisgerichte wie eine würzige Paella machen auch Spaß.

Und wenn ihr glaubt, dass Viktoria Garten mit ihren Geschäften im Rheinland und auf Mallorca ausgelastet ist, habt ihr euch getäuscht. Immer dann, wenn sie auf der Insel weilt geht sie Tango tanzen. Das hält fit.

 

Datum: 14.10.2017
 

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