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Diel ist Deal

Armin Diel (li.) imKeller mit dem Weinkritiker Hugh Johnson.
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Wachablöse im Weingut Diel an der Nahe: Tochter Carolin übernimmt, Vater Armin tritt ab. Das nennt man neuerdings Change-Prozess. Der Captain blickt zurück. Und auch ein bisschen nach vorne.
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Im Weinbaugebiet Nahe gibt es viele gute Weingüter. Eines ragt besonders hervor. Und das nicht nur, weil es eine Burg mit hohem Turm hat.

Es handelt sich um das Schlossgut Diel.


Burg Layen

Diel gehört zu den renommiertesten Weingütern Deutschlands und gilt als DER Leitbetrieb an der Nahe.

Gourmets schätzen Diel-Weine als sinnliche und mineralische Essensbegleiter.

Wie bitte, gute Essensbegleiter?

Für den einen oder anderen deutschen Weinpuristen ist das schon ein Grund, ganz bestimmte Weine geringzuschätzen. Meiner Meinung nach ist das ideologischer Schmarrn.

Aber diese Menschen lästern über Diel. Vielleicht nicht nur über die Weine. Sondern über den, der das Weingut groß und wichtig gemacht hat: Armin Diel.

Denn er, der stattliche Burgherr und Gentleman-Winzer entspricht gar nicht dem Klischeebild, das sich der deutsche Weinfreund von seinen Winzern malt.

Er liebt in der Regel den wortkargen Holzfass-Nerd, der ihm demütig das Glas füllt. In den Weinblogs wimmelt es von diesen knorrigen Typen und ihrem hingebungsvollen Wirken. Bei manchen Winzern habe ich den Eindruck, dass sie sich diesen Habitus antrainieren, um ihren Fans zu gefallen.

Nein, mit Bescheidenheit hat Armin Diel noch niemanden um den Finger gewickelt.

Seit 1802 sitzen die Diels auf Burg Layen und betreiben dort Landwirtschaft. Früher waren das Ackerbau, Viehzucht und Wein. 1987 übernahm Armin vom Vater und begann die Weinmarke Diel zu formen.

Der Winzerberuf alleine war für Armin Diel aber nicht ausfüllend genug. Lange Zeit schrieb er Restaurantkritiken, dann wandte er sich der Weinkritik zu.

Wein machen und zugleich darüber schreiben – birgt das nicht Interessenskonflikte, wenn man die Weine der Konkurrenten bewertet? Dieses Thema wurde damals noch kritisch gesehen. Heute kratzt es keinen mehr. Viele Weinleute bloggen munter drauflos und bewerten die Weine der Kollegen.

Diel war als Herausgeber des Gault Millau-Weinführers Deutschland ein Pionier der Weinbewertung. Noch bevor andere wie Gerhard Eichelmann nachzogen. Er und die anderen Kritiker haben ganz sicher Wesentliches zum Aufstieg des deutschen Weins beigetragen.

Ich sage, sie sind die Wegbereiter des Captain.

Aber Diel polarisierte. Für manchen Winzer war es eine Provokation, was ihr Kollege Diel tat. Oder auch wie er auftrat. Selbstbewusst, weltmännisch und vielleicht nicht immer ganz diplomatisch.

Dann kam der Medienwandel mit herben Rückgängen. Die Gault Millau-Macher erbaten bei den Weinproduzenten einen freiwilligen Kostenbeitrag für die aufwendige Weinprüferei.

Das erhitzte die Gemüter und Diel schmiss hin.

Heute verlangt Eichelmann eine Verkostungsgebühr ohne Garantie, dass der Wein überhaupt besprochen wird. Auch die Magazine Feinschmecker, Falstaff und andere Weinmedien kassieren.

Die Winzer haben schließlich begriffen, dass die sorgfältige Bewertung ihrer Produkte kein Freizeitvergnügen ist.

Diel konzentrierte sich fortan auf seine Weine. Und auf seine Funktion im Weinverband VDP. Es wurde etwas ruhiger auf Burg Layen.

In der Zwischenzeit war Tochter Caroline von ihren Lehr- und Wanderjahren zurückgekommen, die ab 2017 alleinige Chefin im Schlossgut Diel sein wird. Seit 2006 – also schon ziemlich lange – legt sie Hand an die Diel-Weine. Und erntet viel Lob.

Ein guter Anlass, um sich ein bisschen näher mit dem Weingut und seinen Weinlagen zu beschäftigen.

Goldloch, Pittermännchen, Eierfels – das liest sich kurios.

Was wie aus einem lustigen Märchen klingt, sind die Herkunftsbezeichnungen einiger der feinsten Rieslinge Deutschlands.

Um genauer zu sein: Der Eierfels ist kein reiner Lagenwein, sondern eine Cuvée aus Trauben von den Lagen Goldloch und Burgberg. Eine Art Zweitwein.

Wobei Zweitwein irreführend ist. Der nach einem kleinen Felsmassiv benannte Eierfels ist keineswegs von minderer Güte. Nur eben kein sogenanntes Großes Gewächs (GG).

GG ist die Zuschreibung des Winzerverbands VDP für trockenen Weine aus berühmten Weinbergen, welche die Verkoster der Organisation besonders gut finden. Ein Marketingtrick, um die alten Bezeichnungen Spätlese oder Auslese trocken zu ersetzen, die für heillose Verwirrung sorgten, weil die Begriffe Spätlese und Auslese traditionell mit süßen Weinen assoziiert werden.

Ich kann nicht oft genug erwähnen, dass es auch sensationelle deutsche Weine von Winzern außerhalb des VDP gibt, die keine GGe sind.

Aber lassen wir das. Fast hätte ich vergessen, darauf hinzuweisen, dass es noch andere renommierte Diel-Lagen gibt: Schlossberg und Burgberg.

Um die Lagen zu überblicken, sollte man ihre Charakteristika kennen.

  • Burgberg: Die Heimat der wuchtigen Spitzenweine von Diel. Viel Quarzit im eisenhaltigen Lehmboden. Das ergibt schöne mineralische Noten.
  • Goldloch: Von hier kommen die elegantesten und langlebigsten Rieslinge von Diel. Der Lehmboden ist voller Kies. Darunter felsiger Urgesteinsoden.
  • Pittermännchen: Diese berühmte Lage mit lustigem Namen liefert mineralisch-elegante Rieslinge. Viel Schiefer im Lehmboden.
  • Schlossberg: Der Boden aus tonhaltigen Lehm und stark verwittertem Schiefer ergibt duftig-fruchtige, mineralisch-elegante Rieslinge, die ehrwürdig altern.

Der Patriarch hat seine Nachfolge geregelt und zieht sich zurück. Er wird zukünftig mit seiner Frau Monika am Schlossberg wohnen und von hier aus seine Reisen für Weinfanatiker organisieren, während Caroline mit ihrem Mann Sylvain Taurisson-Diel an den Weinen feilt.

Ihre drei Kinder tragen den Nachnamen Diel. Kein Doppelname. Die Dynastie ist gesichert.

Lest hier mein Porträt über die ehrgeizige Winzerin und Mutter Caroline Diel:

Caroline, Prinzessin von der Nahe

Armindiel_Caroline_Sylvain

 

Datum: 16.12.2016 (Update 21.12.2016)
 

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