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Dieser teure Riesling ist spitze!

Von Kopf bis Fuß auf Riesling eingestellt.
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Unser Weintester Rainer Balcerowiak trank einen herrlich-vollmundigen Riesling aus steiler Mosel-Lage.
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Die Moselwinzer Ernst Albrecht Loersch und sein Sohn Alexander haben sich den Humor trotz ihres harten Jobs im Familienweingut bewahrt.

„Muntermacher zum zweiten Frühstück“ steht auf dem Rückenetikett eines ihrer Weine.

Natürlich hat ein leichter trockener Mosel-Kabinett mit knapp 11 Prozent Alkohol und spritziger Säure durchaus etwas Erfrischendes.

Aber ich wage zu bezweifeln, dass dieser Rat bei regelmäßiger Befolgung die Produktivität auf dem Weinberg, im Keller oder auch an meinem Journalistenschreibtisch steigert.

Eigentlich wollte Alexander Loersch den ehrenwerten Beruf des Schreiners ergreifen statt in den elterlichen Winzerbetrieb einzusteigen. Aber man darf sich auch mal irren.

Irgendwann wurden Säge und Hobel an den Nagel gehängt, eine Winzerlehre absolviert und eine Prüfung als Weinbautechniker abgelegt. Seit 2002 ist er für den Keller des Gutes zuständig – und somit für den Ausbau von durchschnittlich 40.000 Flaschen feinsten Moselweins.

Zu den Schätzen des Betriebs gehören steil abfallende Parzellen in den Trittenheimer Reblagen mit den lustigen Namen Altärchen und Apotheke mit teilweise bis zu 100 Jahre alten Rebstöcken. Im Keller ist kultige Spontanvergärung angesagt.

Was Loersch mit seiner Arbeit erreichen will, klingt eigentlich ziemlich einfach – die Qualität und terroirgeprägte Eigenart der Trauben in die Flaschen bringen.

Terroir, Spontangärung?

Weinkenner sagen Terroir, wenn sie unter sich sind und meinen damit die Eigenschaften von Boden, Klima, und weißgottwasalles, das den Wein zu dem macht, was er ist.

Trotzdem sind sie allesamt sich nicht einig, was Terroir so richtig konkret heißt. Es geht ihnen wohl um die Abgrenzung vom gemeinen Weintrinker, denkt man sich manchmal.

Spontangärung ist die alkoholische Gärung durch natürlich im Weinberg und im Keller vorkommende Hefearten ohne den Zusatz von speziell gezüchteten Hefen, welche die gewünschten Weinaromen (Aprikose, Zitrusfrüchte, blablabla) praktisch auf Bestellung im Päckchen mitbringen. Das nennt man dann kontrollierte Gärung, obwohl die Spontanvergärung natürlich nicht chaotisch abläuft, sondern erst recht der Aufsicht bedarf.

Wer eine Erklärung in der Langversion möchte – bittesehr:

Was ist Spontan-Vergärung?

Zurück zur besonderen Qualität, ob sie nun vom Terroir kommt oder nicht.

Qualität wollen natürlich viele, aber nicht immer hält das Ergebnis diesem Anspruch stand.

Um das zu untersuchen, hatte ich die trockene Spätlese Devonschiefer aus einer fiesen Steillage in der Apotheke kalt gestellt. Die wird vom Winzer auch nicht zum zweiten Frühstück empfohlen.

Vom Hefe-Böckser, der mir zur Begrüßung in die Nase steigt, darf man sich nicht irritieren lassen.

Achtung, wieder so ein Geheimwort von Weinwichtigtuern! Mit Böckser meint man ganz allgemein einen Geschmacksfehler. Ein Hefeböckser macht sich gerne bei Spontanvergärung, langem Hefelager und ungestümer Jugendlichkeit des Weines bemerkbar, vergeht aber bald.

Auch hier. Aber dann kommt richtig großes Moselkino.

Reife, saftige Traubenfrucht, Pfirsich und Kernobst, alles getragen von mineralischer, ganz leicht salziger Struktur und straffer Säure.

Erst mit der Zeit entfalten sich die Aromen von tropischen Früchten, dabei besonders Ananas und Maracuja.

Schon jetzt ist der Wein ein großer Genuss, doch ein paar Jahre Lagerung dürften ihm gut zu Gesicht stehen.

Ein Indiz dafür ist, dass der Rest der angebrochene Flasche am folgenden Tag fast noch besser und vor allem noch etwas ausgewogener und ruhiger schmeckte. Allerdings wieder nicht als Muntermacher zum zweiten Frühstück.

 

Datum: 26.1.2018
 

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