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Köstliche Weißwein-Alchemie

Im fränkischen Zauberschloss Castell.
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Bei uns sind weiße Cuvées (also Weine aus unterschiedlichen Rebsorten) noch sehr selten. Unser Weintester Rainer Balcerowiak hat eine gefunden und probiert.
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Cuvée kann eigentlich jeder. Man nimmt einfach zwei oder mehr Flaschen Wein und kippt von jeder etwas in´s Glas.

Vielleicht noch umrühren und fertig ist die neue Kreation.

Allerdings sollte man sich dann nicht wundern, dass das Gebräu nicht sonderlich schmeckt. Denn nicht umsonst gilt die auch Assemblage genannte Mischung verschiedener Weine nicht nur in Frankreich als hohe Kunst.

Die Grundidee ist einfach und plausibel und erinnert stark an die alltägliche Küchenpraxis.

Jede Vinaigrette und jede Soße folgt dem Prinzip einer Cuvée, denn es geht um die Kombination verschiedener Geschmackskomponenten, die sich optimal ergänzen.

Bei Wein denkt man da besonders an Süße und Säure, aber auch an Frucht und Mineralik oder blumige und kräutrige Aromen.

In vielen Ländern ist die Cuvée unverzichtbarer Kernbestandteil der Weinkultur. In manchen Regionen ist sogar exakt vorgeschrieben, welche Rebsorten mit welchen Anteilen in einem Wein enthalten sein müssen, damit er als gebietstypisch gilt und entsprechend vermarktet werden darf.

Doch in Deutschland ist das anders. Hier liegt der Fokus auf Weinen aus einer einzigen Rebsorte.

Lediglich bei Rotweinen hat sich das in den vergangenen Jahren merklich geändert, was auch mit diversen Neuzüchtungen und Kreuzungen auf Cabernet Sauvignon-Basis zu tun hat, die den für diese Rebsorte typischen Geschmack von schwarzen Johannisbeeren aufweisen.

Diese Sorten eignen sich, wenn sie denn angemessen eingesetzt werden, recht gut als Ergänzung für traditionelle Rebsorten.

Aber bei Weißweinen sind Cuvées in Deutschland immer noch Exoten. Und einen Silvaner-Traminer hatte ich nach meiner Erinnerung noch nie im Glas.

Wir lieben Silvaner

Luxus-Silvaner zum Angeben

Ist Silvaner egal?

Doch hier war kein Hobbypanscher am Werk, sondern der Kellermeister vom noblen Fürstlich Castell’schen Domänenamt in Unterfranken, im Volksmund auch Weingut Castell genannt.

Die Kombination hat zweifellos Charme. Die würzig-erdige Mineralität des Silvaners bildet eine vortreffliche Grundlage für die feine exotische Frucht des Traminers.

Etwas Rosenduft und Litschi steigen in die Nase, doch der konsequent trockene Ausbau und die markante Säure verhindern jeglichen Marzipan-Kitsch am Gaumen. Ein cremiges, kraftvolles Trinkvergnügen und eine echte Entdeckung für deutsche Cuvée-Novizen. Kann ich mir sehr gut zu CousCous-Gerichten vorstellen.

Entstanden ist diese Cuvée vor einigen Jahren bei einer Art Betriebsunfall, ist vom Kellermeister zu erfahren. Die Moste von zwei benachbarten, mit Traminer bzw. Silvaner bestockten Parzellen landeten versehentlich in einem Gärtank

Was dabei herauskam, fanden die bei Castell so spannend, dass sie es ins Standardrepertoire aufnahmen, allerdings etwas verfeinert.

Die beiden Sorten werden jetzt komplett getrennt im Stahltank vinifiziert. Auch weil man der Traminer meistens später geerntet wird und man ihm eine kleine Maischestandzeit gönnt, um die exotischen Aromen besser zu entfalten. Der Verschnitt erfolgt dann im Februar nach der Ernte kurz vor der Abfüllung.

Ein nicht nur origineller, sondern sehr gelungener Tropfen der erahnen lässt, was für ein Potenzial im weitgehend cuvéeabstinenten Deutschland noch brach liegt.

 

Datum: 8.10.2017
 

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