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Mit Wolf Dietrich Salwey geht einer, der Baden und dem Spätburgunder Rang und Namen gab.
Ich lernte Wolf Dietrich Salwey im Wohnzimmer von Barbara und Wolfram Siebeck kennen. Salwey hatte nur eine halbe Stunde zu fahren, denn Siebeck lebt seit 30 Jahren schon in Baden, weil er immer Frankreich nahe sein wollte. Und trotzdem in Deutschland.
Salwey war zu Siebeck gekommen, um seine Weine für ein Mittagessen vorbeizubringen, das der Berliner Spitzenkoch Michael Hoffmann zubereitete. Siebeck machte ein Buch und ich war sein Fotograf. In dem Buch ging es um die traditionelle deutsche Küche. Und Salwey lieferte den traditionellen deutschen Wein dazu. Zu den Königsberger Klopsen, die Hoffmann bei Siebeck faschierte. Es war ein unbeschwerter Tag.
Während des Faschierens redete man viel über deutsche Traditionen. Und auch viel über deutschen Weinbau. Salwey hatte das elterliche Weingut erst 1985 übernommen, da hatte er längst schon ein eigenes Weingut, den Rinzberghof im Glottertal. 1985 war ein komisches Jahr für den deutschen Weinbau. In Österreich tobte der Weinskandal und der hinterließ auch in Deutschland Spuren.
Salwey sagte mir, damals habe er begriffen, dass man mehr noch auf Qualität und Typizität setzen müsse, dass der badische Wein seine Eigenarten, seine Wärme, sein Terrior zum Merkmal machen müsse. Was heute selbstverständlich klingt, war damals noch ein Minderheitenprogramm.
Und dann öffnete Salwey ein paar Schätze, die mir bis heute in Erinnerung geblieben sind. Einen Weißburgunder Kirchberg, einen Grauburgunder Eichberg und zwei Spätburgunder, einen aus Glottertal und ein anderes Großes Gewächs, an das ich mich gut erinnern kann. Wie großartig es schmeckte. Aber nicht daran, woher es kam. Dieser Nachmittag bei Siebeck hat mich zum deutschen Spätburgunder gebracht.
Salwey war über Stunden ungeheuer gesprächig und hat viel vom Weinbau in Baden erzählt, von den vulkanischen Böden und von der önologischen Moderne, der er sich – als „alter Herr“ – noch zugehörig sah. Da saßen die beiden großen Alten Badens beisammen, Siebeck und Salwey, und waren so jung, dass ich mir alt vorkam. Alter ist eben eine Frage der Aufgabe. Und Salwey hatte viel zu tun, wollte immer viel zu tun haben.
Schon damals hatte Wolf Dietrich Salwey die Verantwortung im Weingut an seinen Sohn Konrad weitergegeben. So wie ich es verstanden habe, war sein Eintritt im elterlichen Betrieb nicht so ganz problemfrei. Zumindest klang das an, als er über Konrad sprach. Und über das Glück, ihn zu haben. Und das ist auch ein Glück.
Wolf Dietrich Salwey kam bei einem Autounfall ums Leben. Er ist für einige der besten deutschen Weine verantwortlich. Und er hatte eine großartig beglückende Art zu lachen.
Man traut sich das inflationäre Wort „Visionär“ ja kaum mehr in den Mund zu nehmen, aber ich glaube, Salwey war einer. Ein Mann der Qualität und des Stilwillens, und dabei immer his own man, wie der Angelsachse treffend sagt. Sein Lebenswerk steht heute als Deutschland vielleicht bestes Weingut da – ein tröstliches Vermächtnis.
Ich hab ihm am Montag auf der VDP-Präsentation noch die Hand geschüttelt…
…unser aller liebling und mein mentor…
…jetzt zeigt er jenen da oben mal wie wetter geht und wie man den messwein erträglich macht…
…in stiller trauer…