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Teure Flasche: Du bist es wert!

Dominik A. Huber - ein Bayer in Spanien (Foto: brunelloshavemorefun.com).
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Der Captain ist unpässlich. Dehalb kramt der Zahlmeister einen alten Beitrag raus, bei dem man nicht mal die ersten zwei Zeilen aktualisieren muss (staun!), überprüft die Bezugsquellen und stellt ihn hier rein.
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Viel und gar nichts.

Also trollt sich der Erste in den Schiffsbauch und kommt nach einer Viertelstunde mit zwei Flaschen wieder hoch, die dem Captain viel und gar nichts sagen. Viel sagt ihm der Bordeaux, den der Captain gut kennt. Schwarzes Etikett, ein 2001er. Ein sicherer Bringer. Trotzdem soll der Name hier nichts zur Sache tun, denn dieser Wein, so sensationell gut er war, soll nicht der Star des Abends werden. Der Star wurde ein anderer Wein, einer jener neuen autochthonen Modeweine, die der Captain nun schon wieder zu hassen beginnt. „Du wirst im Alter wie Siebeck sein“ kritisiert der Erste, „und dem Neuen und Modernen ablehnend gegenüberstehen.“

„Halt den Mund und schenk ein“, sagt der Captain.

Kaltes Gulasch aufs Brot.

Zwei Gläser gleichzeitig. Dazu einen kalten Schweinebraten und ein Rest Gulasch auf Brot. Der Captain liebt ein dreimal aufgekochtes, kaltes Gulasch als Brotaufstrich. „Das Beste überhaupt“, sagt der Captain. Und schmiert sich eine Stulle.

Der Erste öffnet inzwischen den zweiten Wein. Er kommt aus Spanien, liegt in einer schweren Flasche und hat eines dieser Typoetiketten, wie sie gerade in Mode sind.

„Ha“, schreit der Captain, „wieder ein Typo-Etikett mehr. Gott wie langweilig.“

„Und?“, entgegnet der Erste, „hat dein Wein etwa kein Typo-Etikett?“

Gut, ein Punkt für ihn, denkt der Captain, denkt aber auch, dass er das jetzt den Ersten nicht wissen lassen muss. Also enthält er sich jeder weiteren Meinung. Und nimmt den ersten Schluck. Aha, interessanter Wein. Aber nicht gleich zugänglich.

Der Captain greift sich die Flasche. Terroir al Limit heißt die Firma, ein kleines Weingut, das Dominik Huber und Eben Sadie machen. Ein Münchner und ein Südafrikaner.

Nun weiß der Captain, dass das Priorat einige Gegebenheiten hat, die man in Spanien nicht erwartet. Zum Beispiel hohe Lagen (hier ca. 850 Meter hoch), die den heißen Tagen kalte Nächte entgegensetzen. Dazu noch ein sehr mineralischer Boden (hier schwarzer Schiefer) und sehr alte Rebstöcke mit autochthonen Sorten (hier Cariñena). Leider gibt es nur sehr wenige Weingüter in der Region, die sich dieser Schätze bewusst sind.

Nur wenige Flaschen und verdeckter Alkohol.

Der Captain dreht die Flasche. Aha: Jahrgang 2009, 14 % Alkohol (schmeckt man nicht), nur 3.458 Flaschen.

„Woher haben wir die?“ „Keine Ahnung“, antwortet der Erste, „lag einfach da.“ Auch gut.

Nach einigen Minuten wird der Wein offen und erinnert in der Nase zunächst an einen mineralischen Burgunder. Etwas Kirsche, viel Zwetschke, eine feuchte Nussschale, der obligate mineralische Aschenbecher, etwas Kautabak, dann Zedern, schwarze Olive, Gelbwurz, etwas Kümmel sogar. Danach aber auch Veilchen und ein Hauch Sonnenblume. Definitiv vielschichtig. Dagegen kann der Bordeaux nicht mithalten.

Und dann im Mund. Sensationell, wie sich hier Säure und Struktur die Waage halten. Besser geht es nicht. Stoff und mineralische Eleganz. Der Wein reifte im kleinen Holz, das Toasting – sollte es eines gegeben haben – ist nicht zu merken. Und: Der Dits del Terra ist schon jetzt gut zu trinken, Säure und Mineralität, prophezeien zudem eine große Lagerfähigkeit. Der Captain hat hier einen Alleskönner vor sich stehen.

Der Bordeaux wirkt dagegen einsilbig.

Und dann greift er noch einmal zum Bordeaux, den er jetzt richtig einsilbig findet. Obwohl dieser das Doppelte kostet, kann er gegen den – auch nicht gerade günstigen – Dits nichts ausrichten. Gefällt dem Captain dieser Stil?

„Na“, sagt der Erste, „was sagst Du?

„Tja“, erwidert der Captain, „zugegeben eine große Leistung. Sehr eigenwillig, kopflastig mit Herz, Ecken und Kanten, die aber zugänglich bleiben. Warm und kalt gemeinsam.“

Das reicht dem Ersten nicht, er verlangt nach einem Fazit.

„Okay“, sagt der Captain, „das Beste seit langem. Selten war ich überraschter und überzeugter von einem Wein.“ Der Erste hebt das Glas: „Trinken wir auf den Eintritt des Captain in die Moderne.“ Und dann muss er sich schnell wegducken.

  • Dits del Terra 2009 von Terroir al Limit für 54,00 Euro (nicht billig aber wertvoll) bei Silkes Weinkeller
 

Datum: 1.7.2013 (Update 26.11.2014)
 

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