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Bio: Weninger ist mehr.

Ein Lächeln wie im Italo-Western.
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Letzte Woche habe ich hier einen kühlen und mineralisch intensiven österreichischen Zweigelt aus biodynamischem Anbau vorgestellt, einen Zweigelt von Muster aus Leutschach.

Darauf erhielt ich einige Reaktionen von Weinhändlern, die meiner Empfehlung einen gewichtigen Aspekt hinzufügten, nämlich jenen, dass sich diese Art Weine schwer verkaufen lässt.

Das liegt freilich nicht an der naturnahen Produktion, auch nicht an der generalistisch vorgetragenen Ideologie, die diese Weine trägt; es liegt einzig daran, dass kühle Weine den Konsumentengeschmack nicht treffen. Ein befreundeter Hamburger Vinothekar berichtet von verhaltenen Reaktionen bei Verkostungen. Und auch die Gastronomie kann – von vereinzelten, persönlich engagierten Ausnahmen mal abgesehen – wenig mit diesen Weinen anfangen, denn sie sind keine Selbstläufer.

Rotweine mit einer kühlen und ausgeprägten mineralischen Stilistik, so sehr sie von den Weinjournalisten und professionellen Weintestern favorisiert werden, faszinieren eben nur eine sehr kleine Minderheit von Weinenthusiasten. Und selbst diese greifen nach der ersten Probeflasche gerne auf althergebrachtes Warmfruchtiges zurück.

Besser wieder täglicher Essensbegleiter.

Daran trägt eine Entwicklung Schuld, die in den letzten Jahren viel zum veränderten Weinverständnis beigetragen hat. Und erst recht zum veränderten Weingeschmack. War der Wein früher ein täglicher Essensbegleiter, so ist er heute meist ein reines, häufig elaboriertes Vergnügungsgetränk. Mehrere Millionen Flaschen besonders rarer Weine werden überhaupt nur mehr für Sammler, Verkoster und deren Veranstaltungen abgefüllt.

Diese Weine waren in den letzten Jahren vor allem vom Weingeschmack des Robert Parker geprägt, des immer noch der wichtigsten Weintesters der Welt. Auch wenn Parker und seine Mitarbeiter längst die neuen autochthonen Weine entdeckt haben wollen, auch wenn sie vorgeben, diesen kühlen Stil in gewissen Regionen sogar zu favorisieren, so lässt sich das Schiff – einmal in Fahrt gekommen – schwer wenden. Und das gefährdet die neue Vielfalt, die gerade erst bemerkt wird.

Teil der neuen Vielfalt und seltsame Rituale.

Teil dieser inzwischen gar nicht mehr so neuen Vielfalt ist auch die Rebe Blaufränkisch, in Deutschland als Lemberger bekannt. In Ungarn heißt sie Kekfrankos und der burgenländische Winzer Franz Weninger hat sich in der Nähe des Neusiedler Sees schon vor Jahren zwei Spitzenlagen mit alten Reben gesichert. Weninger zählt zu den alten „neuen“ Winzern, er begann schon sehr früh mit biodynamischem Weinbau zu experimentieren und wurde lange Zeit geradezu verlacht, als er Rinderhörner mit Dungmischungen in seinen Weingärten vergrub. Zugegeben: ein bisschen lächerlich mag das schon wirken. Aber es wirkt.

Heute ist Weninger einer der Vorreiter des biodynamischen Weinbaus in Österreich und seine Weine waren die ersten, die einen neuen Weinstil ankündigten, der die Arbeit im Weingarten schmecken ließ. Und nicht das Nachbessern im Keller.

Wenige Kilometer westlich, schon in Österreich, stehen Weningers Weingärten für die Cuvée Veratina, eine Komposition aus Blaufränkisch, Merlot, Cabernet Sauvignon und Zweigelt. Der Wein aus dem Jahrgang lag wenige Monate vor allem in gebrauchtem Holz und zeigt trotz des warmen Jahres kaum jenen plumpen Charakter, den viele burgenländische Rotweine dieses Jahrgangs aufweisen.

Aufgekratzte Vanilleschote: Leider geil

In der Nase, Kirsche, Veilchen, Johannisbeere, frisch ausgekratzte Vanilleschote, etwas Zimt und auch ein wenig Walnuss. Im Mund dann sehr kräftig und erdig, im besten Sinne an einen guten Franzosen aus dem Languedoc erinnernd. Mineralität und Säure geben jene Delikatesse, die auch diesen Wein außergewöhnlich macht. Das wird nicht nur am biodynamischen Anbau liegen, sondern an den Fähigkeiten von Weninger selber.

 

Datum: 3.5.2012 (Update 6.1.2015)
 

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