X
Newsletter
X
X
Login
Passwort vergessen?


Konto erstellen

10 Weine, die ein Reicher trinken muss

Weinsammler Imtiaz Alikhan.
Kommentare
Ähnliche Weine
Ähnliche Artikel
Dr. Imtiaz Alikhan, erfahrener Sammler teurer Nobelweine, hat eine Liste für Weinfreunde zusammengestellt, die nicht mehr aufs Geld achten müssen.
Anzeige

Eine Frage, die mir oft gestellt wird, lautet: Welchen Wein soll ich trinken, wenn ich im Leben alles erreicht habe? Wenn also Geld keine Rolle mehr spielt und ich mir das Beste vom Besten leisten kann. Willkommen in einer weiteren Folge von Dr. Alikhans Luxusschule, meiner Kolumne auf CaptainCork.

1: Pétrus 1989

Pétrus muss jeder wohlhabende Weinfreund einmal im Leben getrunken haben. Obwohl ich bereits während meiner Zeit in England und den USA diverse Jahrgänge dieses fantastischen Weins genießen durfte, bleibt mir ein ganz besonderer Tag des Juni 2014 in Erinnerung. Ich wollte unbedingt den sagenhaften Wertzuwachs meiner Facebook- und Alphabet-Aktien (Google) feiern und war deshalb extra nach Wien gereist. Ins → Gourmetrestaurant Silvio Nickol im Hotel Palais Coburg. Der Weinkeller des Restaurants ist atemberaubend und hält alle guten Pétrus-Jahrgänge bereit. Ich wollte diesmal eine Flasche öffnen, die mindestens 20 Jahre auf dem Buckel hat, um zu sehen, was diese Weinlegende wirklich aufbieten kann. Es wurde ein 1989er.

Er war sofort da. Also elegant, offen, mit komplexer Nase und wunderschön. Mit Mineralität, Noten von Süßkirsche und sinnlicher Erdigkeit. Ein Traum! Ich witterte Trüffel und feinste Fäden von Tannin, die so herrlich typisch sind für die schwere, kiesdurchsetzte und eisenhaltige Tonerde des Pomerol, in der die Wurzeln der Pétrus-Reben stecken. Am Gaumen dezente Süße und rassige Frucht. Was für eine Verwandlung dann im Laufe des Trinkens! Er wurde immer weicher und noch schöner. Dieser 1989er war leichtfüßig und hielt seine zahlreichen Komponenten in perfekter Balance.

Zahlreiche Legenden ranken sich um Pétrus. Eine davon ist diese: Pétrus habe seine Berühmtheit einem Ereignis im Jahr 1960 zu verdanken. Henri Soulé, Besitzer des damals sehr angesagten französischen Nobelrestaurants Le Pavillon in New York, öffnete aus Neugier eine Flasche des Weinguts, um sie gemeinsam mit seinem Sommelier zu probieren. Beide waren sofort fasziniert. So sehr, dass der Sommelier seine Freude unbedingt mit zwei Stammgästen teilen wollte, die französische Weine liebten und zufällig gerade da waren. Die Gäste hießen Jacqueline und John Fitzgerald Kennedy, der damals als Senator für Massachusetts im Kongress saß. Der bis dahin recht unbekannte Pétrus wurde wenig später, nachdem Kennedy Präsident geworden war, einer der Tropfen, die regelmäßig zu feinen Soupers im weißen Haus serviert wurden. Die US-Elite zog nach und der Flaschenpreis ging durch die Decke.

Das ist eine der Geschichten und sie ist historisch nicht belegt. Eine zweite Version dieser Anekdote erzählt vom reichen Reeder Aristoteles Onassis, der im Le Pavillon dinierte, als der Chef einen Pétrus aufmachte. Tatsache ist, dass Pétrus schon im 19. Jahrhundert ein angesehenes Weingut war und seine Flaschen hohe Preise erzielten.

Pétrus ist in den meisten Jahrgängen ein rebsortenreiner Merlot und kostet durchschnittlich 2.000 Euro. Dann ist er aber in der Regel noch nicht trinkreif. Mindestens 10 Jahre muss er schon gelegen haben, wie fast jeder ordentliche Bordeaux. Gereift kostet der Pétrus 1989 beim Händler zwischen 4.000 und 5.000 Euro.

Der meist gefälschte Wein der Welt

2: Romanée Conti 1996

Dieser Wein hat ein atemberaubendes Aroma. Seine tief-seidige Gaumen-Präsenz ist komplexer als die der meisten Weine, die ich je getrunken habe. Er ist ein Rausch aus frischen, reifen Beerenfrüchten, der meinen Gaumen mit Süßlichkeit und Eleganz austapeziert. Ich schmecke Rauch, Karamell, Erde, Gewürze, schwarze Kirsche und florale Noten. Zum Schluss legt er noch einen Abgang hin, der ewig hält. Für ca. 14.000 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

3: Côte-Rôtie La Turque 2000

Außerhalb jeder Norm. Dieser Tropfen fügt alles zusammen, was ein großer Wein braucht: Intensität, Konzentration, Tiefe, Opulenz, Dekadenz und Frische. Die Nase ist voll berauschender Aromen von Lakritze, schwarzer Kirsche, Wiesenblume, Espresso, Paprika, Kirschwasser und Erde. Das ist der Himmel! Am Gaumen vollmundig und elegant wie flüssige Seide. Für rund 250,00 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

4: Sassicaia 1985

Er explodierte förmlich in meinem Glas. Düfte von Tabak, Minze, Bleistift, Moschus und Kirsche. Dann im Laufe der Zeit Schokolade, Lakritze und Teeblätter – alles sehr vielschichtig und schwer zu fassen. Wie spannend! Mit jedem Schwenk kommt ein neues Aroma zum Vorschein. Auch am Gaumen ist er von unglaublicher Klasse, was nach all dem Nasenkino fast unmöglich schien. Oft ist es nämlich so, dass solche Weine im Mund lange nicht das halten, was die Nase verspricht. Aber seine Feinstofflichkeit, Kraft, Präsenz und seine Struktur aus feinen Tanninen – das ist Perfektion. Kostet zwischen 1.500 und 2.000 Euro.

5: Marchesi Antinori Solaia 1990

Der 1990 Solaia ist ein Paradebeispiel für Klasse und Eleganz. Dieser sogenannte Supertoskaner besteht zu 80% aus Cabernet Sauvignon und zu 20% aus Sangiovese. Seine Nase ist voller Brombeeren, Johannisbeeren und trockenen, floralen Noten. Am Gaumen prachtvoll mit konzentrierten dunklen Früchten und Mineralik. Kostet zwischen 150 und 200 Euro.

6: Stag’s Leap Cask 23 2006

Vorweg: Nach zwei Stunden im Glas ist dieser Wein plötzlich über sich hinausgewachsen. Ich hatte ihn unterschätzt. Was für ein Erlebnis! Dennoch, schon der Auftakt war den Kauf wert. Im Glas deutlich die Kraft und Struktur jener alten Reben, für welche die Stag’s Leap Winery – Kaliforniens edelstes, altes Superweingut von 1893 – berühmt ist. Würzig, vollmundig und strukturiert. Mit robusten Tanninen, üppiger, dunkler Beerenfrucht, Glyzerin und Graphit. Cremig, mit zarten Noten von Wiesenblume, fleischig, energisch, tadellos rein und balanciert. Noch Fragen? Fast hätte ich seine brillante Länge zum Schluss vergessen. Für rund 180 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

7: Screaming Eagle Cabernet 2005

Ich halte mich kurz. Dieser Wein ist perfekt, 1) weil die Intensität seiner Fruchtnoten erstaunlich ist: Heidelbeere, Himbeere und Brombeere; 2) wegen seiner faszinierenden Kopfnote* – Minze; 3) wegen seiner Eichennoten im Hintergrund; 4) weil Säure und Tannine perfekt integriert sind und 5) weil seine Textur wie Kaschmir-Seide über meine Zunge streichelt. Zur Erklärung: Weinkenner unterscheiden zwischen *Kopfnote (schwebt über dem Wein), Herznote (steht im Zentrum aller Nuancen), Basisnote (aromatisches Fundament des Weins). Für rund 3.000 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

8: Vega Sicilia Unico Gran Reserva 1991

10 Stunden vor dem Abendessen geöffnet ohne zu dekantieren. Ein bisschen schüchtern in der Nase. Da sind Veilchen, Eukalyptus, Eiche, dunkle Pflaume, Toffee und ein Hauch Alkohol, aber nicht aufdringlich. Leicht und außergewöhnlich elegant im Mund, dunkle Frucht, wieder Eukalyptus, reifer Tabak, rieselnde Tannine und gute Säure. So glatt, so perfekt balanciert. Für rund 400 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

9: Château d’Yquem 1989

Zweifellos der beste Sauternes, den ich ich je getrunken habe: Toffee, Karamell und Aprikose. Mittelsüß, frisch, würzig. Unendlich tief und dicht. Wow! Es ist schwer zu beschreiben, wie der lange Abgang dann noch minutenlang am Gaumen hängen bleibt. Man kann danach ein Glas Wasser trinken und trotzdem bleibt dieser Wein im Mund präsent. Für rund 250 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

10: Domaine de la Romanée-Conti Montrachet 2005

Eine monumentales Labyrinth. Gleich zu Beginn überwältigend und eine enorme Menge an Konzentration einfordernd. Da sind die typischen Honignoten von Montrachet. Dann Obst, Blumen und ein zarter Hauch frischer Minze. Der Abgang ist so lang, dass mir schwindlig wird. Das, was einen Montrachet von normalem Chardonnay unterscheidet, ist seine präzise Kraft. Wie ein Laserstrahl, der Millionen Meilen durch den Weltraum schneidet. Die meisten Weine mit so viel Mineralik und Kraft sind klobig oder überwältigend – vor allem in ihrer Jugend. Dieser nicht. Er ist flüssig gewordene Poesie. Für rund 7.000 Euro beim Weinhändler des Vertrauens.

 

Datum: 23.3.2020
 

Aktuelle Weinempfehlungen